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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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met als wir empfangen haben/ item/ wo er
mit mehr erem segen und fortgang etwas zu
GOttes ehren ausrichtet/ wanns auch schon
wäre/ daß durch seinen zunehmenden ruhm
hingegen dem unsrigen etwas abginge. Wo
nun solches geschiehet/ da ists eine anzeige/
gleich wie der liebe zu GOtt/ dessen ehre wir
an und von allen befördert zu werden billig
verlangen sollen/ also auch der liebe des
nechsten/ dem wir gern/ was ihm GOTT
gönnet/ wo er auch denselben uns vorzöge/
gleichfalls gönnen wollen.

§. 52.

Alles bißher angeführte bestärcket
und erklaret auch stattlich der heilige Apostel
Paulus/ da er 1. Cor. 13. die art der wah-
ren liebe des nechsten beschreibet: daher
wir auch seine wort etwas betrachten wol-
len/ als die uns den rechten unterscheid der
von GOtt gewirckten und fleischlichen liebe
schön zeigen. So sagt er nun: die liebe ist
langmüthig;
sie läst sich nicht bald erzür-
nen/ sondern weißt etwas zu ertragen/ daß
sie sich nicht zu zorn und rach bewegen läst;
was auch leute sind/ die sich in sie nicht schi-
cken/ öder gleich nach kommen können/ de-
nen weiß sie zuzusehen und nachzugeben/ da-
mit sie nicht vor den kopff gestossen/ sondern

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G 4

met als wir empfangen haben/ item/ wo er
mit mehr erem ſegen und fortgang etwas zu
GOttes ehren ausrichtet/ wañs auch ſchon
waͤre/ daß durch ſeinen zunehmenden ruhm
hingegen dem unſꝛigen etwas abginge. Wo
nun ſolches geſchiehet/ da iſts eine anzeige/
gleich wie der liebe zu GOtt/ deſſen ehre wir
an und von allen befoͤrdert zu werden billig
verlangen ſollen/ alſo auch der liebe des
nechſten/ dem wir gern/ was ihm GOTT
goͤnnet/ wo er auch denſelben uns vorzoͤge/
gleichfalls goͤnnen wollen.

§. 52.

Alles bißher angeführte beſtaͤrcket
und erklāret auch ſtattlich der heilige Apoſtel
Paulus/ da er 1. Cor. 13. die art der wah-
ren liebe des nechſten beſchreibet: daher
wir auch ſeine wort etwas betrachten wol-
len/ als die uns den rechten unterſcheid der
von GOtt gewirckten und fleiſchlichen liebe
ſchoͤn zeigen. So ſagt er nun: die liebe iſt
langmüthig;
ſie laͤſt ſich nicht bald erzür-
nen/ ſondern weißt etwas zu ertragen/ daß
ſie ſich nicht zu zorn und rach bewegen laͤſt;
was auch leute ſind/ die ſich in ſie nicht ſchi-
cken/ oͤder gleich nach kommen koͤnnen/ de-
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G 4
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[151/0213] met als wir empfangen haben/ item/ wo er mit mehr erem ſegen und fortgang etwas zu GOttes ehren ausrichtet/ wañs auch ſchon waͤre/ daß durch ſeinen zunehmenden ruhm hingegen dem unſꝛigen etwas abginge. Wo nun ſolches geſchiehet/ da iſts eine anzeige/ gleich wie der liebe zu GOtt/ deſſen ehre wir an und von allen befoͤrdert zu werden billig verlangen ſollen/ alſo auch der liebe des nechſten/ dem wir gern/ was ihm GOTT goͤnnet/ wo er auch denſelben uns vorzoͤge/ gleichfalls goͤnnen wollen. §. 52. Alles bißher angeführte beſtaͤrcket und erklāret auch ſtattlich der heilige Apoſtel Paulus/ da er 1. Cor. 13. die art der wah- ren liebe des nechſten beſchreibet: daher wir auch ſeine wort etwas betrachten wol- len/ als die uns den rechten unterſcheid der von GOtt gewirckten und fleiſchlichen liebe ſchoͤn zeigen. So ſagt er nun: die liebe iſt langmüthig; ſie laͤſt ſich nicht bald erzür- nen/ ſondern weißt etwas zu ertragen/ daß ſie ſich nicht zu zorn und rach bewegen laͤſt; was auch leute ſind/ die ſich in ſie nicht ſchi- cken/ oͤder gleich nach kommen koͤnnen/ de- nen weiß ſie zuzuſehen und nachzugeben/ da- mit ſie nicht vor den kopff geſtoſſen/ ſondern all- G 4

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/213>, abgerufen am 24.11.2024.