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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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als das gute in ihm und dem andern voll-
kommen ist. Daher auch eine begierde ist mit
einander umzugehen/ und die gemeinschafft
auch eusserlich aber im geistlichen zu pflegen/
so dann liebes-thaten zu er zeigen. Alles die-
ses darff nicht erst genöthiget werden/ son-
dern fliesset aus dem/ was in dem menschen
ist/ und also aus dem geist/ dessen art er mit
dem andern gemein hat. Also bleibet noch
allezeit nach dem grund des hertzens von al-
len rechten Christen wahr/ was in einem hö-
hern grad auch des eusserlichen von den er-
sten Christen geheissen hatte/ Apost. Gesch.
4/ 32. Die gemeine der gläubigen war
ein hertz und eine seele.

§. 61.

Nun diese brüderliche liebe ist ein
stattliches zeugnis der gnaden-wirckung/
weil sie die unmittelbarste frucht der Gött-
lichen liebeist. Denn ob wir wol warhaff-
tig den bruder und seine person auch lieben/
so ist dennoch die ursach solcher besondern
liebe in ihm die Göttliche geburt/ der aus
GOtt gebohrne Geist/ das gute so Gott in
ihm gewircket/ und wozu er ihn beruffen hat/
ja GOtt selbs/ der in ihm ist und wohnet/ al-
so/ daß unsre bruder-liebe auff dem bruder
nicht beruhet/ sondern durch ihn ferner auff

GOtt
H 6

als das gute in ihm und dem andern voll-
kommen iſt. Daher auch eine begierde iſt mit
einander umzugehen/ und die gemeinſchafft
auch euſſerlich aber im geiſtlichen zu pflegen/
ſo dann liebes-thaten zu er zeigen. Alles die-
ſes darff nicht erſt genoͤthiget werden/ ſon-
dern flieſſet aus dem/ was in dem menſchen
iſt/ und alſo aus dem geiſt/ deſſen art er mit
dem andern gemein hat. Alſo bleibet noch
allezeit nach dem grund des hertzens von al-
len rechten Chriſten wahr/ was in einem hoͤ-
hern grad auch des euſſerlichen von den er-
ſten Chriſten geheiſſen hatte/ Apoſt. Geſch.
4/ 32. Die gemeine der gläubigen war
ein hertz und eine ſeele.

§. 61.

Nun dieſe brüderliche liebe iſt ein
ſtattliches zeugnis der gnaden-wirckung/
weil ſie die unmittelbarſte frucht der Goͤtt-
lichen liebeiſt. Denn ob wir wol warhaff-
tig den bruder und ſeine perſon auch lieben/
ſo iſt dennoch die urſach ſolcher beſondern
liebe in ihm die Goͤttliche geburt/ der aus
GOtt gebohrne Geiſt/ das gute ſo Gott in
ihm gewircket/ uñ wozu er ihn beruffen hat/
ja GOtt ſelbs/ der in ihm iſt und wohnet/ al-
ſo/ daß unſre bruder-liebe auff dem bruder
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[179/0241] als das gute in ihm und dem andern voll- kommen iſt. Daher auch eine begierde iſt mit einander umzugehen/ und die gemeinſchafft auch euſſerlich aber im geiſtlichen zu pflegen/ ſo dann liebes-thaten zu er zeigen. Alles die- ſes darff nicht erſt genoͤthiget werden/ ſon- dern flieſſet aus dem/ was in dem menſchen iſt/ und alſo aus dem geiſt/ deſſen art er mit dem andern gemein hat. Alſo bleibet noch allezeit nach dem grund des hertzens von al- len rechten Chriſten wahr/ was in einem hoͤ- hern grad auch des euſſerlichen von den er- ſten Chriſten geheiſſen hatte/ Apoſt. Geſch. 4/ 32. Die gemeine der gläubigen war ein hertz und eine ſeele. §. 61. Nun dieſe brüderliche liebe iſt ein ſtattliches zeugnis der gnaden-wirckung/ weil ſie die unmittelbarſte frucht der Goͤtt- lichen liebeiſt. Denn ob wir wol warhaff- tig den bruder und ſeine perſon auch lieben/ ſo iſt dennoch die urſach ſolcher beſondern liebe in ihm die Goͤttliche geburt/ der aus GOtt gebohrne Geiſt/ das gute ſo Gott in ihm gewircket/ uñ wozu er ihn beruffen hat/ ja GOtt ſelbs/ der in ihm iſt und wohnet/ al- ſo/ daß unſre bruder-liebe auff dem bruder nicht beruhet/ ſondern durch ihn ferner auff GOtt H 6

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/241>, abgerufen am 21.11.2024.