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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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werde/ und gleichwol die liebe GOttes da-
bey redlich seyn kan/ ob sie eben in dem grad
noch nicht so brünstig ist/ wie sie zu wün-
schen gewesen wäre/ also ist hier auch eben
solches zu wieder holen/ und dabey zu erin-
nern/ daß aus der ermangelung solcher freu-
de noch nicht/ daß die gedult nicht recht-
schaffen oder auffrichtig/ wol aber/ daß sie
noch etwas schwach seye/ geschlossen werden
möge. Wie denn ins gesamt zu mercken ist/
daß die gedult gleichsam in drey staffeln
mag getheilet werden. Die unterste ist/
wo ein Christ sein leyden/ es seyenun um des
guten willen/ oder sonsten ander gemeines
leyden/ um Gottes willen erträget/ und un-
ter demselben sich ihm nicht boßhafftig wi-
dersetzet/ noch wider ihn murret/ aber sich
doch der schwereren traurigkeit nicht ent-
schlagen kan/ und viele reitzungen des flei-
sches zur ungedult bey sich fühlet/ dannoch
mit gebet/ vorstellung Göttlichen willens/
und anderer Christlichen motiven, dage-
gen also kämpffet/ daß er/ ob er wol immer
lieber des leydens entubriget wäre/ gleich-
wol die ungedult uberwindet/ und sich unter
die gewaltige hand seines vaters demütiget.
Jn dieser art ist zwar viele schwachheit/ aber

aus
K 7

werde/ und gleichwol die liebe GOttes da-
bey redlich ſeyn kan/ ob ſie eben in dem grad
noch nicht ſo brünſtig iſt/ wie ſie zu wün-
ſchen geweſen waͤre/ alſo iſt hier auch eben
ſolches zu wieder holen/ und dabey zu erin-
nern/ daß aus der ermangelung ſolcher freu-
de noch nicht/ daß die gedult nicht recht-
ſchaffen oder auffrichtig/ wol aber/ daß ſie
noch etwas ſchwach ſeye/ geſchloſſen werden
moͤge. Wie denn ins geſamt zu mercken iſt/
daß die gedult gleichſam in drey ſtaffeln
mag getheilet werden. Die unterſte iſt/
wo ein Chriſt ſein leyden/ es ſeyenun um des
guten willen/ oder ſonſten ander gemeines
leyden/ um Gottes willen ertraͤget/ und un-
ter demſelben ſich ihm nicht boßhafftig wi-
derſetzet/ noch wider ihn murret/ aber ſich
doch der ſchwereren traurigkeit nicht ent-
ſchlagen kan/ und viele reitzungen des flei-
ſches zur ungedult bey ſich fühlet/ dannoch
mit gebet/ vorſtellung Goͤttlichen willens/
und anderer Chriſtlichen motiven, dage-
gen alſo kaͤmpffet/ daß er/ ob er wol immer
lieber des leydens entubriget waͤre/ gleich-
wol die ungedult uberwindet/ und ſich unter
die gewaltige hand ſeines vaters demütiget.
Jn dieſer art iſt zwar viele ſchwachheit/ aber

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[229/0291] werde/ und gleichwol die liebe GOttes da- bey redlich ſeyn kan/ ob ſie eben in dem grad noch nicht ſo brünſtig iſt/ wie ſie zu wün- ſchen geweſen waͤre/ alſo iſt hier auch eben ſolches zu wieder holen/ und dabey zu erin- nern/ daß aus der ermangelung ſolcher freu- de noch nicht/ daß die gedult nicht recht- ſchaffen oder auffrichtig/ wol aber/ daß ſie noch etwas ſchwach ſeye/ geſchloſſen werden moͤge. Wie denn ins geſamt zu mercken iſt/ daß die gedult gleichſam in drey ſtaffeln mag getheilet werden. Die unterſte iſt/ wo ein Chriſt ſein leyden/ es ſeyenun um des guten willen/ oder ſonſten ander gemeines leyden/ um Gottes willen ertraͤget/ und un- ter demſelben ſich ihm nicht boßhafftig wi- derſetzet/ noch wider ihn murret/ aber ſich doch der ſchwereren traurigkeit nicht ent- ſchlagen kan/ und viele reitzungen des flei- ſches zur ungedult bey ſich fühlet/ dannoch mit gebet/ vorſtellung Goͤttlichen willens/ und anderer Chriſtlichen motiven, dage- gen alſo kaͤmpffet/ daß er/ ob er wol immer lieber des leydens entubriget waͤre/ gleich- wol die ungedult uberwindet/ und ſich unter die gewaltige hand ſeines vaters demütiget. Jn dieſer art iſt zwar viele ſchwachheit/ aber aus K 7

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/291>, abgerufen am 25.11.2024.