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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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wünschen/ daß sie offtmal in zweiffelhafften
fällen/ und wo wir unserm fleisch nicht wol
trauen dörffen/ gebraucht würde/ wie sie
dann ein Christlich gewissen ziemlich beru-
higen kan. Gleichwol also/ daß man sich
nicht allerdings den menschen zu knechten
mache/ oder ihnen die herrschafft über das
gewissen gebe:entweder jemand sich zu weh-
len/ dem man in allen stücken blinden gehor-
sam leisten wolte/ welcher art das Closter-
gelübde des gehorsams
in dem Papst-
thum/ aber eine gefährliche sache/ und der
freyheit/ zu dero der HErr JCsus uns be-
ruffen hat/ entgegen ist: oder auch/ wo man
die jenige dinge/ worinnen das Göttliche
gebot uns selbs klar vor augen stehet/ an-
derer ausspruch erst unterwerffen wolte/
welches der ehre Göttlichen willens zu na-
he getreten hiesse/ dawir denselben/ wo er
uns deutlich gnung ist/ nicht eher platz ge-
ben wolten/ als wo er durch andern beyfall
uns erst beglaubt gemacht würde oder auch
wo man gar deroselben ausspruch gegen
Göttlichen befehl folgen wolte/ welches ein
austrucklicher ungehorsam gegen GOTT
wäre. Sondern dieser gehorsam/ den ich
als eine verleugnung des eignen willens ra-

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L 5

wünſchen/ daß ſie offtmal in zweiffelhafften
faͤllen/ und wo wir unſerm fleiſch nicht wol
trauen doͤrffen/ gebraucht würde/ wie ſie
dann ein Chriſtlich gewiſſen ziemlich beru-
higen kan. Gleichwol alſo/ daß man ſich
nicht allerdings den menſchen zu knechten
mache/ oder ihnen die herrſchafft über das
gewiſſen gebe:entweder jemand ſich zu weh-
len/ dem man in allen ſtücken blinden gehor-
ſam leiſten wolte/ welcher art das Cloſter-
gelübde des gehorſams
in dem Papſt-
thum/ aber eine gefaͤhrliche ſache/ und der
freyheit/ zu dero der HErr JCſus uns be-
ruffen hat/ entgegen iſt: oder auch/ wo man
die jenige dinge/ worinnen das Goͤttliche
gebot uns ſelbs klar vor augen ſtehet/ an-
derer ausſpruch erſt unterwerffen wolte/
welches der ehre Goͤttlichen willens zu na-
he getreten hieſſe/ dawir denſelben/ wo er
uns deutlich gnung iſt/ nicht eher platz ge-
ben wolten/ als wo er durch andern beyfall
uns erſt beglaubt gemacht würde oder auch
wo man gar deroſelben ausſpruch gegen
Goͤttlichen befehl folgen wolte/ welches ein
austrucklicher ungehorſam gegen GOTT
waͤre. Sondern dieſer gehorſam/ den ich
als eine verleugnung des eignen willens ra-

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[249/0311] wünſchen/ daß ſie offtmal in zweiffelhafften faͤllen/ und wo wir unſerm fleiſch nicht wol trauen doͤrffen/ gebraucht würde/ wie ſie dann ein Chriſtlich gewiſſen ziemlich beru- higen kan. Gleichwol alſo/ daß man ſich nicht allerdings den menſchen zu knechten mache/ oder ihnen die herrſchafft über das gewiſſen gebe:entweder jemand ſich zu weh- len/ dem man in allen ſtücken blinden gehor- ſam leiſten wolte/ welcher art das Cloſter- gelübde des gehorſams in dem Papſt- thum/ aber eine gefaͤhrliche ſache/ und der freyheit/ zu dero der HErr JCſus uns be- ruffen hat/ entgegen iſt: oder auch/ wo man die jenige dinge/ worinnen das Goͤttliche gebot uns ſelbs klar vor augen ſtehet/ an- derer ausſpruch erſt unterwerffen wolte/ welches der ehre Goͤttlichen willens zu na- he getreten hieſſe/ dawir denſelben/ wo er uns deutlich gnung iſt/ nicht eher platz ge- ben wolten/ als wo er durch andern beyfall uns erſt beglaubt gemacht würde oder auch wo man gar deroſelben ausſpruch gegen Goͤttlichen befehl folgen wolte/ welches ein austrucklicher ungehorſam gegen GOTT waͤre. Sondern dieſer gehorſam/ den ich als eine verleugnung des eignen willens ra- the/ L 5

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/311>, abgerufen am 24.11.2024.