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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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andre ursachen seyen/ welche unsere prüf-
fung und das urtheil schwer machen/ daß
wir zu einer gewißheit vor GOTT zu
kommen/ desselben eigenen liechts und
hülffe unentbehrlich bedürffen. Jsts also
der heilige Geist nicht/ der uns auch hierin-
nen regieret/ so wird übriger unser an die
prüfung angewandter fleiß wol nichtes
seyn/ sondern es bey einem selbs-betrug
bleiben. Also seye dem/ der sich nicht gern
betriegen will/ dieses das erste und letzte/
daß er unabläßlich den himmlischen Vater/
der allein unmittelbar unser uns selbs uner-
gründliches hertz biß auff den grund einsie-
het/ um seinen heiligen Geist anruffe/ wel-
cher unsre seelen von dem selbs-betrug reini-
ge/ und unsre hertzen und wercke/ die wir
thun/ nach ihrer rechten art uns zu erken-
nen gebe/ damit wir/ was von ihm seye
oder nicht seye/ mit gnugsamer versiche-
rung erkennen. Dieses liecht wird das
jenige seyn/ dabey auch einfältige Chri-
sten die bewandnis ihrer wercke erkennen
werden/ da ohne dasselbe auch die aller-
scharffsinnigste sich leicht/ aber auch gefähr-
lich betriegen mögen. Also lasset uns zu
dem HErrn seufftzen tag und nacht/ daß er

uns

andre urſachen ſeyen/ welche unſere prüf-
fung und das urtheil ſchwer machen/ daß
wir zu einer gewißheit vor GOTT zu
kommen/ deſſelben eigenen liechts und
hülffe unentbehrlich bedürffen. Jſts alſo
der heilige Geiſt nicht/ der uns auch hierin-
nen regieret/ ſo wird übriger unſer an die
prüfung angewandter fleiß wol nichtes
ſeyn/ ſondern es bey einem ſelbs-betrug
bleiben. Alſo ſeye dem/ der ſich nicht gern
betriegen will/ dieſes das erſte und letzte/
daß er unablaͤßlich den himmliſchen Vater/
der allein unmittelbar unſer uns ſelbs uner-
gründliches hertz biß auff den grund einſie-
het/ um ſeinen heiligen Geiſt anruffe/ wel-
cher unſre ſeelen von dem ſelbs-betrug reini-
ge/ und unſre hertzen und wercke/ die wir
thun/ nach ihrer rechten art uns zu erken-
nen gebe/ damit wir/ was von ihm ſeye
oder nicht ſeye/ mit gnugſamer verſiche-
rung erkennen. Dieſes liecht wird das
jenige ſeyn/ dabey auch einfaͤltige Chri-
ſten die bewandnis ihrer wercke erkennen
werden/ da ohne daſſelbe auch die aller-
ſcharffſinnigſte ſich leicht/ aber auch gefähr-
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dem HErrn ſeufftzen tag und nacht/ daß er

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[298/0360] andre urſachen ſeyen/ welche unſere prüf- fung und das urtheil ſchwer machen/ daß wir zu einer gewißheit vor GOTT zu kommen/ deſſelben eigenen liechts und hülffe unentbehrlich bedürffen. Jſts alſo der heilige Geiſt nicht/ der uns auch hierin- nen regieret/ ſo wird übriger unſer an die prüfung angewandter fleiß wol nichtes ſeyn/ ſondern es bey einem ſelbs-betrug bleiben. Alſo ſeye dem/ der ſich nicht gern betriegen will/ dieſes das erſte und letzte/ daß er unablaͤßlich den himmliſchen Vater/ der allein unmittelbar unſer uns ſelbs uner- gründliches hertz biß auff den grund einſie- het/ um ſeinen heiligen Geiſt anruffe/ wel- cher unſre ſeelen von dem ſelbs-betrug reini- ge/ und unſre hertzen und wercke/ die wir thun/ nach ihrer rechten art uns zu erken- nen gebe/ damit wir/ was von ihm ſeye oder nicht ſeye/ mit gnugſamer verſiche- rung erkennen. Dieſes liecht wird das jenige ſeyn/ dabey auch einfaͤltige Chri- ſten die bewandnis ihrer wercke erkennen werden/ da ohne daſſelbe auch die aller- ſcharffſinnigſte ſich leicht/ aber auch gefähr- lich betriegen moͤgen. Alſo laſſet uns zu dem HErrn ſeufftzen tag und nacht/ daß er uns

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/360>, abgerufen am 17.06.2024.