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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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des staats und einkünfften/ als die ehre Got-
tes/ des landes bestes und die gerechtigkeit
sehen werden?

Ob er treuer räth guten anschlägen und
erinnerungen folge/ oder aber seiner ehr da-
rinn suche alles allein nach eigenem kopff zu
thun? ob er auch treue räth/ wo sie die war-
heit reden/ mit ungnad ansehe/ oder gar ab-
schaffe/ und nichts eingeredet haben wolle?

Ob er auff solche räth und bediente fleis-
sig acht gebe/ und an die rechenschafft geden-
cke/ die GOtt nicht nur von ihnen/ sondern
auch von ihm fordern werde?

Ob er seine hoffhaltung also anrichte/
daß sie ein exempel der gottseligkeit und tu-
gend dem gantzen land gebe/ oder ob er da-
selbs der weltlichen üppigkeit/ augenlust/ flei-
scheslust und hoffärtigem leben/ oder aller-
hand lastern den schwang lasse/ daß die am
nechsten umb ihn sind/ das jenige ohne straff
begehen/ was an den andern unterthanen
gestrafft wird/ oder umb solches exempels
willen auch nicht gestrafft werden kan/ daß
also sein hoff der brunn werde/ daraus die
gottlosigkeit und böses leben des scheinbaren
ärgernisses in das gantze land ausbricht?

Ob er die jenige/ so vornehmes geschlecht
und ihm lieb sind/ so sich mit lastern vergreif-

fen/

des ſtaats und einkünfften/ als die ehre Got-
tes/ des landes beſtes und die gerechtigkeit
ſehen werden?

Ob er treuer raͤth guten anſchlaͤgen und
erinnerungen folge/ oder aber ſeiner ehr da-
rinn ſuche alles allein nach eigenem kopff zu
thun? ob er auch treue räth/ wo ſie die war-
heit reden/ mit ungnad anſehe/ oder gar ab-
ſchaffe/ und nichts eingeredet haben wolle?

Ob er auff ſolche raͤth und bediente fleiſ-
ſig acht gebe/ und an die rechenſchafft geden-
cke/ die GOtt nicht nur von ihnen/ ſondern
auch von ihm fordern werde?

Ob er ſeine hoffhaltung alſo anrichte/
daß ſie ein exempel der gottſeligkeit und tu-
gend dem gantzen land gebe/ oder ob er da-
ſelbs deꝛ weltlichen üppigkeit/ augenluſt/ flei-
ſchesluſt und hoffaͤrtigem leben/ oder aller-
hand laſtern den ſchwang laſſe/ daß die am
nechſten umb ihn ſind/ das jenige ohne ſtraff
begehen/ was an den andern unterthanen
geſtrafft wird/ oder umb ſolches exempels
willen auch nicht geſtrafft werden kan/ daß
alſo ſein hoff der brunn werde/ daraus die
gottloſigkeit und boͤſes leben des ſcheinbarẽ
aͤrgerniſſes in das gantze land ausbricht?

Ob er die jenige/ ſo vornehmes geſchlecht
und ihm lieb ſind/ ſo ſich mit laſtern vergreif-

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[310/0372] des ſtaats und einkünfften/ als die ehre Got- tes/ des landes beſtes und die gerechtigkeit ſehen werden? Ob er treuer raͤth guten anſchlaͤgen und erinnerungen folge/ oder aber ſeiner ehr da- rinn ſuche alles allein nach eigenem kopff zu thun? ob er auch treue räth/ wo ſie die war- heit reden/ mit ungnad anſehe/ oder gar ab- ſchaffe/ und nichts eingeredet haben wolle? Ob er auff ſolche raͤth und bediente fleiſ- ſig acht gebe/ und an die rechenſchafft geden- cke/ die GOtt nicht nur von ihnen/ ſondern auch von ihm fordern werde? Ob er ſeine hoffhaltung alſo anrichte/ daß ſie ein exempel der gottſeligkeit und tu- gend dem gantzen land gebe/ oder ob er da- ſelbs deꝛ weltlichen üppigkeit/ augenluſt/ flei- ſchesluſt und hoffaͤrtigem leben/ oder aller- hand laſtern den ſchwang laſſe/ daß die am nechſten umb ihn ſind/ das jenige ohne ſtraff begehen/ was an den andern unterthanen geſtrafft wird/ oder umb ſolches exempels willen auch nicht geſtrafft werden kan/ daß alſo ſein hoff der brunn werde/ daraus die gottloſigkeit und boͤſes leben des ſcheinbarẽ aͤrgerniſſes in das gantze land ausbricht? Ob er die jenige/ ſo vornehmes geſchlecht und ihm lieb ſind/ ſo ſich mit laſtern vergreif- fen/

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/372>, abgerufen am 17.06.2024.