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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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zugehen/ und der gemeinde ein vorbild zu
werden/ dem sie nachfolgen mögen? oder/
ob er geitz/ ehrgeitz/ müssiggang/ truncken-
heit/ delicates tractament, kleider-pracht/
kostbare und prächtige haushaltung/ neid/
haß/ ungerechtigkeit/ unzucht/ an sich mer-
cken lasse? Sonderlich ob er auff einiger-
ley weise in seinen amts-verrichtungen auff-
geld und gaben sehe/ umb derselben willen
eigentlich sie zu thun/ oder gar in denselben
umb solcher ursach willen die regel zu über-
schreiten/ so dann aus andern ihm unanstän-
digen sachen vortheil zusuchen/ und sich also
schändlichen gewinns schuldig zu machen?

Ob er sich sonderlich der vertragsamkeit
befleisse/ und sich mit gedult leide/ als sich in
dergleichen einlasse?

Ob er gern seines lusts wegen zu gaste-
reyen/ hochzeiten und dergleichen gehe/ sich
dabey lustig mache/ an üppigem gespräch
freude habe/ sich mit essen und trincken über-
lade/ oder gar truncken trincke? mit wel-
chem ärgerniß/ obs auch schon selten und
aus veranlassung geschehe (so vielmehr/ da
noch darzu gelegenheit gesuchet würde/ und
er sich in den zechen mit niedersetzte) ein sol-

cher

zugehen/ und der gemeinde ein vorbild zu
werden/ dem ſie nachfolgen moͤgen? oder/
ob er geitz/ ehrgeitz/ müſſiggang/ truncken-
heit/ delicates tractament, kleider-pracht/
koſtbare und praͤchtige haushaltung/ neid/
haß/ ungerechtigkeit/ unzucht/ an ſich mer-
cken laſſe? Sonderlich ob er auff einiger-
ley weiſe in ſeinen amts-verrichtungen auff-
geld und gaben ſehe/ umb derſelben willen
eigentlich ſie zu thun/ oder gar in denſelben
umb ſolcher urſach willen die regel zu über-
ſchreiten/ ſo dañ aus andern ihm unanſtaͤn-
digen ſachen vortheil zuſuchen/ und ſich alſo
ſchaͤndlichen gewinns ſchuldig zu machen?

Ob er ſich ſonderlich der vertragſamkeit
befleiſſe/ und ſich mit gedult leide/ als ſich in
dergleichen einlaſſe?

Ob er gern ſeines luſts wegen zu gaſte-
reyen/ hochzeiten und dergleichen gehe/ ſich
dabey luſtig mache/ an üppigem geſpraͤch
freude habe/ ſich mit eſſen und trincken über-
lade/ oder gar truncken trincke? mit wel-
chem aͤrgerniß/ obs auch ſchon ſelten und
aus veranlaſſung geſchehe (ſo vielmehr/ da
noch darzu gelegenheit geſuchet würde/ und
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cher
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[338/0400] zugehen/ und der gemeinde ein vorbild zu werden/ dem ſie nachfolgen moͤgen? oder/ ob er geitz/ ehrgeitz/ müſſiggang/ truncken- heit/ delicates tractament, kleider-pracht/ koſtbare und praͤchtige haushaltung/ neid/ haß/ ungerechtigkeit/ unzucht/ an ſich mer- cken laſſe? Sonderlich ob er auff einiger- ley weiſe in ſeinen amts-verrichtungen auff- geld und gaben ſehe/ umb derſelben willen eigentlich ſie zu thun/ oder gar in denſelben umb ſolcher urſach willen die regel zu über- ſchreiten/ ſo dañ aus andern ihm unanſtaͤn- digen ſachen vortheil zuſuchen/ und ſich alſo ſchaͤndlichen gewinns ſchuldig zu machen? Ob er ſich ſonderlich der vertragſamkeit befleiſſe/ und ſich mit gedult leide/ als ſich in dergleichen einlaſſe? Ob er gern ſeines luſts wegen zu gaſte- reyen/ hochzeiten und dergleichen gehe/ ſich dabey luſtig mache/ an üppigem geſpraͤch freude habe/ ſich mit eſſen und trincken über- lade/ oder gar truncken trincke? mit wel- chem aͤrgerniß/ obs auch ſchon ſelten und aus veranlaſſung geſchehe (ſo vielmehr/ da noch darzu gelegenheit geſuchet würde/ und er ſich in den zechen mit niederſetzte) ein ſol- cher

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/400>, abgerufen am 22.11.2024.