Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

neues noch bleibliches auff Erden ist/ darum
lernet sie die sinne zämen/ üppiges wolge-
fallen/ und prächtiges erzeigen vermeiden/
löbliche und ehrwürdige dinge demüthig-
lich verbergen/ nützliche frucht/ lob und ehre
Gottes suchen/ sich selbst/ oder was ihr ist/
will sie nicht ausschreyen oder loben lassen/
sondern sie begehret/ daß GOtt/ der alle
dinge aus lauter liebe mittheilet/ in seinen
gaben gelobet und gepreiset werde. Diese
gnade ist ein übernatürlich licht/ eine sonder-
bare gabe GOttes/ und ein besonders zei-
chen der auserwehlten/ ein pfand des ewi-
gen heils/ welches den menschen von irrdi-
schen/ zu holdseligen himmlischen gütern er-
hebet/ und aus einem fleischlichen/ einen
geistlichen menschen machet. Jemehr nun
die natur niedergetruckt und überwunden/
je grössere gnade eingegossen/ und der innere
mensch mit neuer heimsuchung nach dem
Bildnis GOttes täglich herwieder
gebracht und gebessert
wird.

Ord-

neues noch bleibliches auff Erden iſt/ darum
lernet ſie die ſinne zämen/ üppiges wolge-
fallen/ und praͤchtiges erzeigen vermeiden/
loͤbliche und ehrwürdige dinge demüthig-
lich verbergen/ nützliche frucht/ lob und ehre
Gottes ſuchen/ ſich ſelbſt/ oder was ihr iſt/
will ſie nicht ausſchreyen oder loben laſſen/
ſondern ſie begehret/ daß GOtt/ der alle
dinge aus lauter liebe mittheilet/ in ſeinen
gaben gelobet und gepreiſet werde. Dieſe
gnade iſt ein übernatürlich licht/ eine ſonder-
bare gabe GOttes/ und ein beſonders zei-
chen der auserwehlten/ ein pfand des ewi-
gen heils/ welches den menſchen von irrdi-
ſchen/ zu holdſeligen himmliſchen gütern er-
hebet/ und aus einem fleiſchlichen/ einen
geiſtlichen menſchen machet. Jemehr nun
die natur niedergetruckt und überwunden/
je groͤſſere gnade eingegoſſen/ und der innere
menſch mit neuer heimſuchung nach dem
Bildnis GOttes taͤglich herwieder
gebracht und gebeſſert
wird.

Ord-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0446" n="384"/>
neues noch bleibliches auff Erden i&#x017F;t/ darum<lb/>
lernet &#x017F;ie die &#x017F;inne zämen/ üppiges wolge-<lb/>
fallen/ und pra&#x0364;chtiges erzeigen vermeiden/<lb/>
lo&#x0364;bliche und ehrwürdige dinge demüthig-<lb/>
lich verbergen/ nützliche frucht/ lob und ehre<lb/>
Gottes &#x017F;uchen/ &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t/ oder was ihr i&#x017F;t/<lb/>
will &#x017F;ie nicht aus&#x017F;chreyen oder loben la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;ie begehret/ daß GOtt/ der alle<lb/>
dinge aus lauter liebe mittheilet/ in &#x017F;einen<lb/>
gaben gelobet und geprei&#x017F;et werde. Die&#x017F;e<lb/>
gnade i&#x017F;t ein übernatürlich licht/ eine &#x017F;onder-<lb/>
bare gabe GOttes/ und ein be&#x017F;onders zei-<lb/>
chen der auserwehlten/ ein pfand des ewi-<lb/>
gen heils/ welches den men&#x017F;chen von irrdi-<lb/>
&#x017F;chen/ zu hold&#x017F;eligen himmli&#x017F;chen gütern er-<lb/>
hebet/ und aus einem flei&#x017F;chlichen/ einen<lb/>
gei&#x017F;tlichen men&#x017F;chen machet. Jemehr nun<lb/>
die natur niedergetruckt und überwunden/<lb/>
je gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere gnade eingego&#x017F;&#x017F;en/ und der innere<lb/>
men&#x017F;ch mit neuer heim&#x017F;uchung nach dem<lb/><hi rendition="#c">Bildnis GOttes ta&#x0364;glich herwieder<lb/>
gebracht und gebe&#x017F;&#x017F;ert<lb/>
wird.</hi></p>
        </div>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ord-</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[384/0446] neues noch bleibliches auff Erden iſt/ darum lernet ſie die ſinne zämen/ üppiges wolge- fallen/ und praͤchtiges erzeigen vermeiden/ loͤbliche und ehrwürdige dinge demüthig- lich verbergen/ nützliche frucht/ lob und ehre Gottes ſuchen/ ſich ſelbſt/ oder was ihr iſt/ will ſie nicht ausſchreyen oder loben laſſen/ ſondern ſie begehret/ daß GOtt/ der alle dinge aus lauter liebe mittheilet/ in ſeinen gaben gelobet und gepreiſet werde. Dieſe gnade iſt ein übernatürlich licht/ eine ſonder- bare gabe GOttes/ und ein beſonders zei- chen der auserwehlten/ ein pfand des ewi- gen heils/ welches den menſchen von irrdi- ſchen/ zu holdſeligen himmliſchen gütern er- hebet/ und aus einem fleiſchlichen/ einen geiſtlichen menſchen machet. Jemehr nun die natur niedergetruckt und überwunden/ je groͤſſere gnade eingegoſſen/ und der innere menſch mit neuer heimſuchung nach dem Bildnis GOttes taͤglich herwieder gebracht und gebeſſert wird. Ord-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/446
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/446>, abgerufen am 02.06.2024.