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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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dennoch thäte/ als welches gerade dem glau-
be[n] entgegen stehet.

§. 10.

Nechst diesem haupt-kennzeichen
und requisito, daß/ was Göttliche werck
seyn sollen/ auch seinem geoffenbahrten
willen nnd geboten gemäß seyn müssen/
finden sich noch ferner andere gemeine kenn-
zeichen/ die wir zu besehen haben. Wer
aus der Göttlichen gnade wircket/ ist nicht
eigentlich der meister in seinem werck/ son-
dern der heilige Geist ist solcher/ ob wohl
dessen werck durch die natürliche kräfften
in gewisser maß geschiehet (wie wir oben
§. 2. besehen.) Also sind diese nichts an-
ders/ als die werck-zeuge/ welche der heili-
ge Geist zu einem werck gebrauchet/ das
über ihre kräfften gehet. Aber in den wer-
cken der natur/ ist unser verstand und wil-
le/ und die seele in denselben/ eigenlich die
meisterin und regiererin des gantzen wercks.
Daher ein treffliches zeichen der gnaden-
wirckung ist/ wo wir in einem werck finden/
daß der erste anfang desselben nicht aus
natürlicher bewegung herkommen/ welche
allezeit etwas unsers eigenen/ nemlich un-
serer ehre/ nutzen/ gemächligkeit oder lust/
auffs wenigste auff eine subtile weise suchet/

son-

dennoch thaͤte/ als welches gerade dem glau-
be[n] entgegen ſtehet.

§. 10.

Nechſt dieſem haupt-kennzeichen
und requiſito, daß/ was Goͤttliche werck
ſeyn ſollen/ auch ſeinem geoffenbahrten
willen nnd geboten gemaͤß ſeyn müſſen/
finden ſich noch ferner andere gemeine keñ-
zeichen/ die wir zu beſehen haben. Wer
aus der Goͤttlichen gnade wircket/ iſt nicht
eigentlich der meiſter in ſeinem werck/ ſon-
dern der heilige Geiſt iſt ſolcher/ ob wohl
deſſen werck durch die natürliche kraͤfften
in gewiſſer maß geſchiehet (wie wir oben
§. 2. beſehen.) Alſo ſind dieſe nichts an-
ders/ als die werck-zeuge/ welche der heili-
ge Geiſt zu einem werck gebrauchet/ das
über ihre kraͤfften gehet. Aber in den wer-
cken der natur/ iſt unſer verſtand und wil-
le/ und die ſeele in denſelben/ eigenlich die
meiſterin und regiererin des gantzẽ wercks.
Daher ein treffliches zeichen der gnaden-
wirckung iſt/ wo wir in einem werck finden/
daß der erſte anfang deſſelben nicht aus
natürlicher bewegung herkommen/ welche
allezeit etwas unſers eigenen/ nemlich un-
ſerer ehre/ nutzen/ gemaͤchligkeit oder luſt/
auffs wenigſte auff eine ſubtile weiſe ſuchet/

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[24/0086] dennoch thaͤte/ als welches gerade dem glau- ben entgegen ſtehet. §. 10. Nechſt dieſem haupt-kennzeichen und requiſito, daß/ was Goͤttliche werck ſeyn ſollen/ auch ſeinem geoffenbahrten willen nnd geboten gemaͤß ſeyn müſſen/ finden ſich noch ferner andere gemeine keñ- zeichen/ die wir zu beſehen haben. Wer aus der Goͤttlichen gnade wircket/ iſt nicht eigentlich der meiſter in ſeinem werck/ ſon- dern der heilige Geiſt iſt ſolcher/ ob wohl deſſen werck durch die natürliche kraͤfften in gewiſſer maß geſchiehet (wie wir oben §. 2. beſehen.) Alſo ſind dieſe nichts an- ders/ als die werck-zeuge/ welche der heili- ge Geiſt zu einem werck gebrauchet/ das über ihre kraͤfften gehet. Aber in den wer- cken der natur/ iſt unſer verſtand und wil- le/ und die ſeele in denſelben/ eigenlich die meiſterin und regiererin des gantzẽ wercks. Daher ein treffliches zeichen der gnaden- wirckung iſt/ wo wir in einem werck finden/ daß der erſte anfang deſſelben nicht aus natürlicher bewegung herkommen/ welche allezeit etwas unſers eigenen/ nemlich un- ſerer ehre/ nutzen/ gemaͤchligkeit oder luſt/ auffs wenigſte auff eine ſubtile weiſe ſuchet/ ſon-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/86>, abgerufen am 21.11.2024.