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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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Andere hätten Verstands und Gaben gnug/
wann nicht die unverantwortliche sorge der
nahrung die gantze Woche auch den letzten
Tag derselben hinweg-nehme/ daß man
extempore, wie geredet wird/ prediget/
und dem Werck deß Herren von der
wahren Gottseligkeit im geringsten nicht
nachdencket; Wie wollen sie dann der recht-
glaubigen Intention, so ihnen gantz neuer-
lich vorkommet/ belieben/ oder selbst beför-
dern können?

Daß wir aber dero Einwürffe mit einan-
der beantworten/ so ist es ja blindheit/ wann
sie von dieser GOttes-Lehr außstreuen/
daß sie gut Papistisch sey/ welche die leute
auff Werck weise/ die Evangelische Frey-
heit kräncke/ und ein neues Gesetz treibe/
von deme uns doch CHristus befreyet habe?
Dann da wir ja werck der gottseligkeit nicht
dem menschlichen vermögen/ sondern GOt-
tes alleiniger würckung zuschreiben/ wegen
der ihnen anklebenden Fleisches-schwach-
heiten/ weder verdienstlich noch ein ursach
unserer Seligkeit nennen/ und so offt be-
zeugen/ daß wir ja in der Heil. Tauff ehe wir
noch etwas gutes gethan schon selig worden/

und
K 7

Andere haͤtten Verſtands und Gaben gnug/
wann nicht die unverantwortliche ſorge der
nahrung die gantze Woche auch den letzten
Tag derſelben hinweg-nehme/ daß man
extempore, wie geredet wird/ prediget/
und dem Werck deß Herren von der
wahren Gottſeligkeit im geringſten nicht
nachdencket; Wie wollen ſie dann der recht-
glaubigen Intention, ſo ihnen gantz neuer-
lich vorkommet/ belieben/ oder ſelbſt befoͤr-
dern koͤnnen?

Daß wir aber dero Einwuͤrffe mit einan-
der beantworten/ ſo iſt es ja blindheit/ wann
ſie von dieſer GOttes-Lehr außſtreuen/
daß ſie gut Papiſtiſch ſey/ welche die leute
auff Werck weiſe/ die Evangeliſche Frey-
heit kraͤncke/ und ein neues Geſetz treibe/
von deme uns doch CHriſtus befreyet habe?
Dann da wir ja werck der gottſeligkeit nicht
dem menſchlichen vermoͤgen/ ſondern GOt-
tes alleiniger wuͤrckung zuſchreiben/ wegen
der ihnen anklebenden Fleiſches-ſchwach-
heiten/ weder verdienſtlich noch ein urſach
unſerer Seligkeit nennen/ und ſo offt be-
zeugen/ daß wir ja in der Heil. Tauff ehe wir
noch etwas gutes gethan ſchon ſelig worden/

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K 7
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[229/0255] Andere haͤtten Verſtands und Gaben gnug/ wann nicht die unverantwortliche ſorge der nahrung die gantze Woche auch den letzten Tag derſelben hinweg-nehme/ daß man extempore, wie geredet wird/ prediget/ und dem Werck deß Herren von der wahren Gottſeligkeit im geringſten nicht nachdencket; Wie wollen ſie dann der recht- glaubigen Intention, ſo ihnen gantz neuer- lich vorkommet/ belieben/ oder ſelbſt befoͤr- dern koͤnnen? Daß wir aber dero Einwuͤrffe mit einan- der beantworten/ ſo iſt es ja blindheit/ wann ſie von dieſer GOttes-Lehr außſtreuen/ daß ſie gut Papiſtiſch ſey/ welche die leute auff Werck weiſe/ die Evangeliſche Frey- heit kraͤncke/ und ein neues Geſetz treibe/ von deme uns doch CHriſtus befreyet habe? Dann da wir ja werck der gottſeligkeit nicht dem menſchlichen vermoͤgen/ ſondern GOt- tes alleiniger wuͤrckung zuſchreiben/ wegen der ihnen anklebenden Fleiſches-ſchwach- heiten/ weder verdienſtlich noch ein urſach unſerer Seligkeit nennen/ und ſo offt be- zeugen/ daß wir ja in der Heil. Tauff ehe wir noch etwas gutes gethan ſchon ſelig worden/ und K 7

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/255>, abgerufen am 27.11.2024.