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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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Weil aber diese Christliche Güter gemein-
schafft so bald nicht zu hoffen/ auch nur
zufälliger weise das Werck deß Herren
befördern würde/ so ist höchst-nöthig auff
andere und Göttliche Mittel zu gedencken/
welche die wahre Gottseligkeit befördern;
und dann Zweytens reifflich zu erwegen/
auff welche weise sie am nachtrücklichsten
mögen in übung gebracht werden. Das Erste
betreffend/ finde Jch die Kirchen-Zucht
der wichtigkeit nicht/ daß sie solte das gantze
Werck redressiren können: Das spüre Jch
wol an denen Orten/ wo das Kirchen-Ge-
richt noch in offentlicher übung ist/ und die
begangene fehler von denen Censorn/ derer
versamblung der Pfarrer oder Superin-
tendens
regiert/ vorgenommen/ erwogen/
und gerichtet/ auch die Verbrecher/ nach be-
fundenen Dingen mit Straff zu milden
sachen beleget/ wol mit offentlicher Kirchen-
Buß angesehen werden/ daß die Leute von
äusserlichen Lastern abzulassen gezwungen/
aber derowegen nicht hertzlich frommer wer-
den. GOTT wil einen freywilligen dienst
haben/ diesen erhaltet man wahrhafftig
durch straffen nicht/ Heuchler gibt es wol

die
L 3

Weil aber dieſe Chriſtliche Güter gemein-
ſchafft ſo bald nicht zu hoffen/ auch nur
zufaͤlliger weiſe das Werck deß Herren
befoͤrdern wuͤrde/ ſo iſt hoͤchſt-noͤthig auff
andere und Goͤttliche Mittel zu gedencken/
welche die wahre Gottſeligkeit befoͤrdern;
und dann Zweytens reifflich zu erwegen/
auff welche weiſe ſie am nachtruͤcklichſten
moͤgen in uͤbung gebracht werden. Das Erſte
betreffend/ finde Jch die Kirchen-Zucht
der wichtigkeit nicht/ daß ſie ſolte das gantze
Werck redreſſiren koͤnnen: Das ſpuͤre Jch
wol an denen Orten/ wo das Kirchen-Ge-
richt noch in offentlicher uͤbung iſt/ und die
begangene fehler von denen Cenſorn/ derer
verſamblung der Pfarrer oder Superin-
tendens
regiert/ vorgenommen/ erwogen/
und gerichtet/ auch die Verbrecher/ nach be-
fundenen Dingen mit Straff zu milden
ſachen beleget/ wol mit offentlicher Kirchen-
Buß angeſehen werden/ daß die Leute von
aͤuſſerlichen Laſtern abzulaſſen gezwungen/
aber derowegen nicht hertzlich frommer wer-
den. GOTT wil einen freywilligen dienſt
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durch ſtraffen nicht/ Heuchler gibt es wol

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[245/0271] Weil aber dieſe Chriſtliche Güter gemein- ſchafft ſo bald nicht zu hoffen/ auch nur zufaͤlliger weiſe das Werck deß Herren befoͤrdern wuͤrde/ ſo iſt hoͤchſt-noͤthig auff andere und Goͤttliche Mittel zu gedencken/ welche die wahre Gottſeligkeit befoͤrdern; und dann Zweytens reifflich zu erwegen/ auff welche weiſe ſie am nachtruͤcklichſten moͤgen in uͤbung gebracht werden. Das Erſte betreffend/ finde Jch die Kirchen-Zucht der wichtigkeit nicht/ daß ſie ſolte das gantze Werck redreſſiren koͤnnen: Das ſpuͤre Jch wol an denen Orten/ wo das Kirchen-Ge- richt noch in offentlicher uͤbung iſt/ und die begangene fehler von denen Cenſorn/ derer verſamblung der Pfarrer oder Superin- tendens regiert/ vorgenommen/ erwogen/ und gerichtet/ auch die Verbrecher/ nach be- fundenen Dingen mit Straff zu milden ſachen beleget/ wol mit offentlicher Kirchen- Buß angeſehen werden/ daß die Leute von aͤuſſerlichen Laſtern abzulaſſen gezwungen/ aber derowegen nicht hertzlich frommer wer- den. GOTT wil einen freywilligen dienſt haben/ dieſen erhaltet man wahrhafftig durch ſtraffen nicht/ Heuchler gibt es wol die L 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/271>, abgerufen am 26.11.2024.