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Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676.

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zwar nicht unrecht ist/ sich der Göttlichen
hülffe in der Obrigkeit zu bedienen/ und sie
gerichtlich zu suchen/ aber auch in solchem
gesuch gegen den nechsten alles geübet wer-
den solle/ was wir von andern uns zu ge-
schehen verlangen. Daß ein solches ins
gemein nicht geschiehet/ sondern die meiste
rechtende der obrigkeitlichen hülffe nicht an-
ders gebrauchen/ als zu einem Jnstrument
ihrer rachgier/ unbillichkeit/ und unziem-
licher begierden/ ist abermahl eine sünde/
welche nicht darvor gehalten/ und dahero
auch in der Buß daran fast nicht gedacht
wird.

Siehet man auff Handlungen/ Hand-
wercke und andere arten deß lebens/ damit
von jeglichem seine nothdurft gesuchet wird/
so wird in solchen so gar nicht alles nach den
regeln Christi eingerichtet/ daß vielmehr
nicht wenig offentliche verordnungen und
auctorisirte gebräuche in denselben ihnen
schnurstracks entgegen sind. Wo gedencket
leicht jemand/ daß er in allen denselben seines
GOttes ehr und deß nechsten bestes/ so wol
müsse die absicht solcher seiner verrichtungen
in seinem stande seyn lassen/ als seine eigene

erhal-

zwar nicht unrecht iſt/ ſich der Goͤttlichen
huͤlffe in der Obrigkeit zu bedienen/ und ſie
gerichtlich zu ſuchen/ aber auch in ſolchem
geſuch gegen den nechſten alles geuͤbet wer-
den ſolle/ was wir von andern uns zu ge-
ſchehen verlangen. Daß ein ſolches ins
gemein nicht geſchiehet/ ſondern die meiſte
rechtende der obrigkeitlichen huͤlffe nicht an-
ders gebrauchen/ als zu einem Jnſtrument
ihrer rachgier/ unbillichkeit/ und unziem-
licher begierden/ iſt abermahl eine ſuͤnde/
welche nicht darvor gehalten/ und dahero
auch in der Buß daran faſt nicht gedacht
wird.

Siehet man auff Handlungen/ Hand-
wercke und andere arten deß lebens/ damit
von jeglichem ſeine nothdurft geſuchet wird/
ſo wird in ſolchen ſo gar nicht alles nach den
regeln Chriſti eingerichtet/ daß vielmehr
nicht wenig offentliche verordnungen und
auctoriſirte gebraͤuche in denſelben ihnen
ſchnurſtracks entgegen ſind. Wo gedencket
leicht jemand/ daß er in allen denſelbẽ ſeines
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[41/0067] zwar nicht unrecht iſt/ ſich der Goͤttlichen huͤlffe in der Obrigkeit zu bedienen/ und ſie gerichtlich zu ſuchen/ aber auch in ſolchem geſuch gegen den nechſten alles geuͤbet wer- den ſolle/ was wir von andern uns zu ge- ſchehen verlangen. Daß ein ſolches ins gemein nicht geſchiehet/ ſondern die meiſte rechtende der obrigkeitlichen huͤlffe nicht an- ders gebrauchen/ als zu einem Jnſtrument ihrer rachgier/ unbillichkeit/ und unziem- licher begierden/ iſt abermahl eine ſuͤnde/ welche nicht darvor gehalten/ und dahero auch in der Buß daran faſt nicht gedacht wird. Siehet man auff Handlungen/ Hand- wercke und andere arten deß lebens/ damit von jeglichem ſeine nothdurft geſuchet wird/ ſo wird in ſolchen ſo gar nicht alles nach den regeln Chriſti eingerichtet/ daß vielmehr nicht wenig offentliche verordnungen und auctoriſirte gebraͤuche in denſelben ihnen ſchnurſtracks entgegen ſind. Wo gedencket leicht jemand/ daß er in allen denſelbẽ ſeines GOttes ehr und deß nechſten beſtes/ ſo wol muͤſſe die abſicht ſolcher ſeiner verrichtungen in ſeinem ſtande ſeyn laſſen/ als ſeine eigene erhal-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Pia Desideria. Frankfurt (Main), 1676, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_piadesideria_1676/67>, abgerufen am 27.11.2024.