"Mein armer Jäger wird mir hier noch zum Hy¬ pochonder werden," rief sie, ihre wasserblauen Augen zärtlich auf den Gegenstand ihrer Besorgniß richtend; "ich thue, was in meinen schwachen Kräften steht, daß er die Gesellschaft geistreicher und gelehrter Männer so wenig wie möglich vermißt, aber was kann eine arme, unwissende Frau denn in dieser Hinsicht Großes thun!"
"Sie werden mich zwingen, Ihnen zu widersprechen," sagte Oswald, bei welchem der Humor über den Un¬ muth, mit dem ihn bisher die Heuchelei und Glei߬ nerei der würdigen Gatten erfüllt hatte, endlich den Sieg davon trug. "Ich möchte behaupten, daß Un¬ wissenheit und Frau Pastor Jäger niemals Freundinnen gewesen sind, und jetzt schon seit Jahren auch nicht einmal die entfernteste Bekanntschaft zwischen ihnen existirt."
"Sie sind zu gütig, wahrlich zu gütig," sagte die hocherfreute Pastorin. "Ich will nicht leugnen, daß ich mich von jeher bemühte, den Vorwurf der Unfähig¬ keit für die Sphären höherer Bildung, welchen man uns armen Frauen --"
"Es ist angerichtet!" rief das Dienstmädchen zur Thür herein.
"Sehen Sie, so macht das irdische Leben immer
„Mein armer Jäger wird mir hier noch zum Hy¬ pochonder werden,“ rief ſie, ihre waſſerblauen Augen zärtlich auf den Gegenſtand ihrer Beſorgniß richtend; „ich thue, was in meinen ſchwachen Kräften ſteht, daß er die Geſellſchaft geiſtreicher und gelehrter Männer ſo wenig wie möglich vermißt, aber was kann eine arme, unwiſſende Frau denn in dieſer Hinſicht Großes thun!“
„Sie werden mich zwingen, Ihnen zu widerſprechen,“ ſagte Oswald, bei welchem der Humor über den Un¬ muth, mit dem ihn bisher die Heuchelei und Glei߬ nerei der würdigen Gatten erfüllt hatte, endlich den Sieg davon trug. „Ich möchte behaupten, daß Un¬ wiſſenheit und Frau Paſtor Jäger niemals Freundinnen geweſen ſind, und jetzt ſchon ſeit Jahren auch nicht einmal die entfernteſte Bekanntſchaft zwiſchen ihnen exiſtirt.“
„Sie ſind zu gütig, wahrlich zu gütig,“ ſagte die hocherfreute Paſtorin. „Ich will nicht leugnen, daß ich mich von jeher bemühte, den Vorwurf der Unfähig¬ keit für die Sphären höherer Bildung, welchen man uns armen Frauen —“
„Es iſt angerichtet!“ rief das Dienſtmädchen zur Thür herein.
„Sehen Sie, ſo macht das irdiſche Leben immer
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„Mein armer Jäger wird mir hier noch zum Hy¬
pochonder werden,“ rief ſie, ihre waſſerblauen Augen
zärtlich auf den Gegenſtand ihrer Beſorgniß richtend;
„ich thue, was in meinen ſchwachen Kräften ſteht, daß
er die Geſellſchaft geiſtreicher und gelehrter Männer
ſo wenig wie möglich vermißt, aber was kann eine
arme, unwiſſende Frau denn in dieſer Hinſicht Großes
thun!“
„Sie werden mich zwingen, Ihnen zu widerſprechen,“
ſagte Oswald, bei welchem der Humor über den Un¬
muth, mit dem ihn bisher die Heuchelei und Glei߬
nerei der würdigen Gatten erfüllt hatte, endlich den
Sieg davon trug. „Ich möchte behaupten, daß Un¬
wiſſenheit und Frau Paſtor Jäger niemals Freundinnen
geweſen ſind, und jetzt ſchon ſeit Jahren auch nicht
einmal die entfernteſte Bekanntſchaft zwiſchen ihnen
exiſtirt.“
„Sie ſind zu gütig, wahrlich zu gütig,“ ſagte die
hocherfreute Paſtorin. „Ich will nicht leugnen, daß
ich mich von jeher bemühte, den Vorwurf der Unfähig¬
keit für die Sphären höherer Bildung, welchen man
uns armen Frauen —“
„Es iſt angerichtet!“ rief das Dienſtmädchen zur
Thür herein.
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/124>, abgerufen am 17.06.2024.
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