Schwalben schossen an der Mauer hin zu ihren Ne¬ stern unter dem Dache, die Jungen zu füttern, und ebenso eilig wieder davon.
"Es wird Niemand zu Hause sein," dachte Oswald. "Du hast den langen Weg vergebens gemacht. Oder kannst Du mir sagen, wo Deine Herrin ist, Neufund¬ länder? Sollen wir einmal im Garten nachsehen?"
Der Hund, als ob er verstanden, was man von ihm wolle, trabte von Oswald fort nach einer Thür, die rechts neben dem Hause in den Garten führte; und blickte, dort stehend, sich nach dem Fremden um.
"Also wirklich im Garten?"
Oswald drückte die Thür auf. Der Hund lief vor ihm her an Blumenbeeten vorüber in einen schmalen Heckengang bis zu ein paar Stufen, die rechts durch die Hecke auf eine Art Terrasse führten. Dort sah er sich noch einmal nach Oswald um. Dann sprang er die Stufen hinauf. Oswald folgte.
Zwischen hohen blühenden Sträuchern war das Thier verschwunden. Indessen hatte der junge Mann kaum einige Schritte gethan, als sich seinen Blicken ein Bild zeigte, das ihn regungslos an seine Stelle bannte. Er sah auf einen kleinen offenen Platz, der auf zwei Seiten von den hohen Hecken, welche die ganze Terrasse umschlossen, eingerahmt war. In der
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Schwalben ſchoſſen an der Mauer hin zu ihren Ne¬ ſtern unter dem Dache, die Jungen zu füttern, und ebenſo eilig wieder davon.
„Es wird Niemand zu Hauſe ſein,“ dachte Oswald. „Du haſt den langen Weg vergebens gemacht. Oder kannſt Du mir ſagen, wo Deine Herrin iſt, Neufund¬ länder? Sollen wir einmal im Garten nachſehen?‟
Der Hund, als ob er verſtanden, was man von ihm wolle, trabte von Oswald fort nach einer Thür, die rechts neben dem Hauſe in den Garten führte; und blickte, dort ſtehend, ſich nach dem Fremden um.
„Alſo wirklich im Garten?“
Oswald drückte die Thür auf. Der Hund lief vor ihm her an Blumenbeeten vorüber in einen ſchmalen Heckengang bis zu ein paar Stufen, die rechts durch die Hecke auf eine Art Terraſſe führten. Dort ſah er ſich noch einmal nach Oswald um. Dann ſprang er die Stufen hinauf. Oswald folgte.
Zwiſchen hohen blühenden Sträuchern war das Thier verſchwunden. Indeſſen hatte der junge Mann kaum einige Schritte gethan, als ſich ſeinen Blicken ein Bild zeigte, das ihn regungslos an ſeine Stelle bannte. Er ſah auf einen kleinen offenen Platz, der auf zwei Seiten von den hohen Hecken, welche die ganze Terraſſe umſchloſſen, eingerahmt war. In der
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Schwalben ſchoſſen an der Mauer hin zu ihren Ne¬
ſtern unter dem Dache, die Jungen zu füttern, und
ebenſo eilig wieder davon.
„Es wird Niemand zu Hauſe ſein,“ dachte Oswald.
„Du haſt den langen Weg vergebens gemacht. Oder
kannſt Du mir ſagen, wo Deine Herrin iſt, Neufund¬
länder? Sollen wir einmal im Garten nachſehen?‟
Der Hund, als ob er verſtanden, was man von
ihm wolle, trabte von Oswald fort nach einer Thür,
die rechts neben dem Hauſe in den Garten führte;
und blickte, dort ſtehend, ſich nach dem Fremden um.
„Alſo wirklich im Garten?“
Oswald drückte die Thür auf. Der Hund lief vor
ihm her an Blumenbeeten vorüber in einen ſchmalen
Heckengang bis zu ein paar Stufen, die rechts durch
die Hecke auf eine Art Terraſſe führten. Dort ſah
er ſich noch einmal nach Oswald um. Dann ſprang
er die Stufen hinauf. Oswald folgte.
Zwiſchen hohen blühenden Sträuchern war das
Thier verſchwunden. Indeſſen hatte der junge Mann
kaum einige Schritte gethan, als ſich ſeinen Blicken
ein Bild zeigte, das ihn regungslos an ſeine Stelle
bannte. Er ſah auf einen kleinen offenen Platz, der
auf zwei Seiten von den hohen Hecken, welche die
ganze Terraſſe umſchloſſen, eingerahmt war. In der
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/157>, abgerufen am 16.02.2025.
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