Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.lieber mein Herzblut Tropfen für Tropfen. Mein "Um Gotteswillen, schwöre nicht!" rief Melitta, Und wieder sprang sie empor und eilte, wie von Sie richtete sich halb empor und ihre Augen mit "Oswald, höre mich an! liebst Du mich jetzt, in lieber mein Herzblut Tropfen für Tropfen. Mein „Um Gotteswillen, ſchwöre nicht!“ rief Melitta, Und wieder ſprang ſie empor und eilte, wie von Sie richtete ſich halb empor und ihre Augen mit „Oswald, höre mich an! liebſt Du mich jetzt, in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0212" n="202"/> lieber mein Herzblut Tropfen für Tropfen. Mein<lb/> Blut, mein Leben, meine Seele ſind ja Dein! Me¬<lb/> litta, für dieſen Augenblick will ich Dir ewig danken;<lb/> hörſt Du, Melitta, ewig —“</p><lb/> <p>„Um Gotteswillen, ſchwöre nicht!“ rief Melitta,<lb/> auffahrend und ihm die Hand auf den Mund legend.<lb/> Dann ergriff ſie ſeinen Kopf und küßte ihn leiden¬<lb/> ſchaftlich auf Stirn und Augen und Mund.</p><lb/> <p>Und wieder ſprang ſie empor und eilte, wie von<lb/> Dämonen verfolgt, in dem Gemache auf und ab. „O,<lb/> mein Gott, mein Gott!“ rief ſie, die Hände ringend.<lb/> Sie eilte auf die Thür zu, als wollte ſie entfliehen,<lb/> aber, ehe ſie dieſelbe erreichte, brach ſie zuſammen.<lb/> Oswald fing ſie in ſeinen Armen auf; er trug ſie<lb/> nach dem Sopha; er bedeckte ihre kalten Hände, ihre<lb/> bebenden Lippen mit glühenden Küſſen; ein Freuden¬<lb/> ſchrei entrang ſich ſeiner gepreßten Bruſt, als die<lb/> ſtarre Geſtalt ſich endlich wieder zu regen begann.</p><lb/> <p>Sie richtete ſich halb empor und ihre Augen mit<lb/> dem Ausdruck unendlicher Liebe auf ihn heftend, ſagte<lb/> ſie leiſe — leiſe und feſt, wie ein Kranker, der ſeinen<lb/> Arzt fragt, ob Leben oder Tod das Ende ſein wird —</p><lb/> <p>„Oswald, höre mich an! liebſt Du mich jetzt, in<lb/> dieſem Augenblicke, ſo, wie Du glaubſt, daß Du ein<lb/> Weib auf Erden lieben kannſt?“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [202/0212]
lieber mein Herzblut Tropfen für Tropfen. Mein
Blut, mein Leben, meine Seele ſind ja Dein! Me¬
litta, für dieſen Augenblick will ich Dir ewig danken;
hörſt Du, Melitta, ewig —“
„Um Gotteswillen, ſchwöre nicht!“ rief Melitta,
auffahrend und ihm die Hand auf den Mund legend.
Dann ergriff ſie ſeinen Kopf und küßte ihn leiden¬
ſchaftlich auf Stirn und Augen und Mund.
Und wieder ſprang ſie empor und eilte, wie von
Dämonen verfolgt, in dem Gemache auf und ab. „O,
mein Gott, mein Gott!“ rief ſie, die Hände ringend.
Sie eilte auf die Thür zu, als wollte ſie entfliehen,
aber, ehe ſie dieſelbe erreichte, brach ſie zuſammen.
Oswald fing ſie in ſeinen Armen auf; er trug ſie
nach dem Sopha; er bedeckte ihre kalten Hände, ihre
bebenden Lippen mit glühenden Küſſen; ein Freuden¬
ſchrei entrang ſich ſeiner gepreßten Bruſt, als die
ſtarre Geſtalt ſich endlich wieder zu regen begann.
Sie richtete ſich halb empor und ihre Augen mit
dem Ausdruck unendlicher Liebe auf ihn heftend, ſagte
ſie leiſe — leiſe und feſt, wie ein Kranker, der ſeinen
Arzt fragt, ob Leben oder Tod das Ende ſein wird —
„Oswald, höre mich an! liebſt Du mich jetzt, in
dieſem Augenblicke, ſo, wie Du glaubſt, daß Du ein
Weib auf Erden lieben kannſt?“
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