Flurkarten, die vor fünfundzwanzig Jahren angefertigt wurden, sehr schlecht sind. Der erste Brief also, den wir Sie zu schreiben bitten würden, wäre an unsern Feldmesser. Er heißt Albert Timm und wohnt in Grünwald. Sie würden ihn bitten, zu einer vorläu¬ figen Besprechung sofort herüberzukommen. Der zweite Brief ist an unsern Advocaten, ebenfalls in Grünwald. Anna-Maria wünscht eine Revision der Pachtcontracte. Hier ist eine Abschrift der jetzigen. Anna-Maria hat am Rande verzeichnet, was wir in dem neuen Entwurf aufgenommen wünschen. Wenn Sie auch dieses Schrift¬ stück mundiren wollten -- es ist freilich etwas viel --"
"Geben Sie nur, Herr Baron. Zu wann wünschen Sie die Sachen geschrieben?"
"Wenn es Ihnen bis Mittag möglich wäre? Wir haben den Knaben schon vorläufig angekündigt, daß sie mich auf einer Fahrt nach Stantow begleiten sollen. Sie haben doch nichts dagegen?"
"Ich denke, es wird wohl so das Beste sein."
"Nun, dann leben Sie wohl, lieber Herr Doctor, und entschuldigen Sie, daß wir Sie mit diesen Sachen belästigen. Aber Sie wissen, Anna-Maria --"
"Keine Entschuldigung, Herr Baron --"
Wer je in einer ähnlichen Stimmung war, wie die, in welcher sich Oswald an diesem Morgen befand,
Flurkarten, die vor fünfundzwanzig Jahren angefertigt wurden, ſehr ſchlecht ſind. Der erſte Brief alſo, den wir Sie zu ſchreiben bitten würden, wäre an unſern Feldmeſſer. Er heißt Albert Timm und wohnt in Grünwald. Sie würden ihn bitten, zu einer vorläu¬ figen Beſprechung ſofort herüberzukommen. Der zweite Brief iſt an unſern Advocaten, ebenfalls in Grünwald. Anna-Maria wünſcht eine Reviſion der Pachtcontracte. Hier iſt eine Abſchrift der jetzigen. Anna-Maria hat am Rande verzeichnet, was wir in dem neuen Entwurf aufgenommen wünſchen. Wenn Sie auch dieſes Schrift¬ ſtück mundiren wollten — es iſt freilich etwas viel —“
„Geben Sie nur, Herr Baron. Zu wann wünſchen Sie die Sachen geſchrieben?“
„Wenn es Ihnen bis Mittag möglich wäre? Wir haben den Knaben ſchon vorläufig angekündigt, daß ſie mich auf einer Fahrt nach Stantow begleiten ſollen. Sie haben doch nichts dagegen?“
„Ich denke, es wird wohl ſo das Beſte ſein.“
„Nun, dann leben Sie wohl, lieber Herr Doctor, und entſchuldigen Sie, daß wir Sie mit dieſen Sachen beläſtigen. Aber Sie wiſſen, Anna-Maria —“
„Keine Entſchuldigung, Herr Baron —“
Wer je in einer ähnlichen Stimmung war, wie die, in welcher ſich Oswald an dieſem Morgen befand,
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[212/0222]
Flurkarten, die vor fünfundzwanzig Jahren angefertigt
wurden, ſehr ſchlecht ſind. Der erſte Brief alſo, den
wir Sie zu ſchreiben bitten würden, wäre an unſern
Feldmeſſer. Er heißt Albert Timm und wohnt in
Grünwald. Sie würden ihn bitten, zu einer vorläu¬
figen Beſprechung ſofort herüberzukommen. Der zweite
Brief iſt an unſern Advocaten, ebenfalls in Grünwald.
Anna-Maria wünſcht eine Reviſion der Pachtcontracte.
Hier iſt eine Abſchrift der jetzigen. Anna-Maria hat
am Rande verzeichnet, was wir in dem neuen Entwurf
aufgenommen wünſchen. Wenn Sie auch dieſes Schrift¬
ſtück mundiren wollten — es iſt freilich etwas viel —“
„Geben Sie nur, Herr Baron. Zu wann wünſchen
Sie die Sachen geſchrieben?“
„Wenn es Ihnen bis Mittag möglich wäre? Wir
haben den Knaben ſchon vorläufig angekündigt, daß ſie
mich auf einer Fahrt nach Stantow begleiten ſollen.
Sie haben doch nichts dagegen?“
„Ich denke, es wird wohl ſo das Beſte ſein.“
„Nun, dann leben Sie wohl, lieber Herr Doctor,
und entſchuldigen Sie, daß wir Sie mit dieſen Sachen
beläſtigen. Aber Sie wiſſen, Anna-Maria —“
„Keine Entſchuldigung, Herr Baron —“
Wer je in einer ähnlichen Stimmung war, wie die,
in welcher ſich Oswald an dieſem Morgen befand,
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/222>, abgerufen am 17.06.2024.
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