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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.

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ersterben, wenn man es nur bis zum Subalternbeamten,
und die Subalternbeamten und die ganze übrige Mensch¬
heit en canaille behandeln zu können, wenn man es
bis zum Verwaltungschef gebracht hat. Aber wir sind
von unserem Thema abgekommen. Die böse Alter¬
native, entweder gegen ihre persönliche Ehre, oder
gegen die Standesehre verstoßen zu müssen, wurde
Ihnen hoffentlich erspart?"

"Ja, Dank der Vorsicht, die ich anwandte, vor
den gestiefelten Katern meine Mauseexistenz möglichst
geheim zu halten. Als das Triennium vorbei war,
und ich mein erstes theologisches Examen bestanden
hatte, war es mit meiner Besorgniß ohnedies vorbei,
denn einem ehrsamen Candidaten des Predigeramts
verdenkt es schon Niemand, wenn er nichts von Terzen
und Quarten wissen will. Ich hätte liebsten
sogleich auf dem Lande eine Stelle als Hauslehrer
angenommen, aber mein Bruder war eben erst nach
Prima gekommen, und ich wollte ihn die zwei Jahre,
die er noch auf dem Gymnasium bleiben mußte, nicht
allein lassen, da ich ihn in der Kunst, mit Schwefel¬
hölzern zu schreiben und in den übrigen Geheimnissen
des Lebens eines Dorfpfarrersohnes in der Stadt nicht
so perfect sah, wie es im Interesse der Familie wün¬
schenswerth schien. Denn dieser zweite Bruder sollte

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erſterben, wenn man es nur bis zum Subalternbeamten,
und die Subalternbeamten und die ganze übrige Menſch¬
heit en canaille behandeln zu können, wenn man es
bis zum Verwaltungschef gebracht hat. Aber wir ſind
von unſerem Thema abgekommen. Die böſe Alter¬
native, entweder gegen ihre perſönliche Ehre, oder
gegen die Standesehre verſtoßen zu müſſen, wurde
Ihnen hoffentlich erſpart?“

„Ja, Dank der Vorſicht, die ich anwandte, vor
den geſtiefelten Katern meine Mauſeexiſtenz möglichſt
geheim zu halten. Als das Triennium vorbei war,
und ich mein erſtes theologiſches Examen beſtanden
hatte, war es mit meiner Beſorgniß ohnedies vorbei,
denn einem ehrſamen Candidaten des Predigeramts
verdenkt es ſchon Niemand, wenn er nichts von Terzen
und Quarten wiſſen will. Ich hätte liebſten
ſogleich auf dem Lande eine Stelle als Hauslehrer
angenommen, aber mein Bruder war eben erſt nach
Prima gekommen, und ich wollte ihn die zwei Jahre,
die er noch auf dem Gymnaſium bleiben mußte, nicht
allein laſſen, da ich ihn in der Kunſt, mit Schwefel¬
hölzern zu ſchreiben und in den übrigen Geheimniſſen
des Lebens eines Dorfpfarrerſohnes in der Stadt nicht
ſo perfect ſah, wie es im Intereſſe der Familie wün¬
ſchenswerth ſchien. Denn dieſer zweite Bruder ſollte

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[243/0253] erſterben, wenn man es nur bis zum Subalternbeamten, und die Subalternbeamten und die ganze übrige Menſch¬ heit en canaille behandeln zu können, wenn man es bis zum Verwaltungschef gebracht hat. Aber wir ſind von unſerem Thema abgekommen. Die böſe Alter¬ native, entweder gegen ihre perſönliche Ehre, oder gegen die Standesehre verſtoßen zu müſſen, wurde Ihnen hoffentlich erſpart?“ „Ja, Dank der Vorſicht, die ich anwandte, vor den geſtiefelten Katern meine Mauſeexiſtenz möglichſt geheim zu halten. Als das Triennium vorbei war, und ich mein erſtes theologiſches Examen beſtanden hatte, war es mit meiner Beſorgniß ohnedies vorbei, denn einem ehrſamen Candidaten des Predigeramts verdenkt es ſchon Niemand, wenn er nichts von Terzen und Quarten wiſſen will. Ich hätte liebſten ſogleich auf dem Lande eine Stelle als Hauslehrer angenommen, aber mein Bruder war eben erſt nach Prima gekommen, und ich wollte ihn die zwei Jahre, die er noch auf dem Gymnaſium bleiben mußte, nicht allein laſſen, da ich ihn in der Kunſt, mit Schwefel¬ hölzern zu ſchreiben und in den übrigen Geheimniſſen des Lebens eines Dorfpfarrerſohnes in der Stadt nicht ſo perfect ſah, wie es im Intereſſe der Familie wün¬ ſchenswerth ſchien. Denn dieſer zweite Bruder ſollte 16*

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/253>, abgerufen am 22.11.2024.