Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.an seinem jüngeren Bruder die Stelle vertreten, die "Aber wie ist denn das möglich," sagte Oswald "Ja, sehen Sie, Werthgeschätzter," antwortete Herr "Ein halbes Dutzend, sollte ich meinen," sagte "Ganz richtig, ein halbes Dutzend, alle zwei Jahre an ſeinem jüngeren Bruder die Stelle vertreten, die „Aber wie iſt denn das möglich,“ ſagte Oswald „Ja, ſehen Sie, Werthgeſchätzter,“ antwortete Herr „Ein halbes Dutzend, ſollte ich meinen,“ ſagte „Ganz richtig, ein halbes Dutzend, alle zwei Jahre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0254" n="244"/> an ſeinem jüngeren Bruder die Stelle vertreten, die<lb/> ich an ihm vertreten hatte, und dieſer jüngere Bruder<lb/> mußte um dieſelbe Zeit auf die Tertia des Gymna¬<lb/> ſiums kommen, wenn jener die Univerſität bezog; ebenſo<lb/> wie ich anfing zu ſtudiren, als er nach Tertia kam.“</p><lb/> <p>„Aber wie iſt denn das möglich,“ ſagte Oswald<lb/> erſtaunt.</p><lb/> <p>„Ja, ſehen Sie, Werthgeſchätzter,“ antwortete Herr<lb/> Bemperlein, „wie es möglich iſt, kann ich Ihnen nicht<lb/> ſagen, daß es aber der Fall iſt, kann ich beſchwören.<lb/> Ich bin der Aelteſte meiner Geſchwiſter, und am zwei¬<lb/> undzwanzigſten März geboren; dann kommt eine Schwe¬<lb/> ſter, genau zwei Jahre jünger, denn ſie iſt am einund¬<lb/> zwanzigſten März geboren, darauf ein Bruder, darauf<lb/> wieder eine Schweſter, darauf wieder ein Bruder, und<lb/> wieder eine Schweſter. Wie viel ſind das?“</p><lb/> <p>„Ein halbes Dutzend, ſollte ich meinen,“ ſagte<lb/> Oswald lächelnd.</p><lb/> <p>„Ganz richtig, ein halbes Dutzend, alle zwei Jahre<lb/> auseinander und alle im März geboren, mit Ausnahme<lb/> meiner jüngſten Schweſter, die am erſten April zur<lb/> Welt kam. Sie iſt aber auch eine kometenhafte Er¬<lb/> ſcheinung in unſerem Planetenſyſtem und ſo zu ſagen:<lb/> das Wunderkind der Familie. Denken Sie ſich, ſie<lb/> iſt erſt achtzehn Jahre und ſchon verlobt.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [244/0254]
an ſeinem jüngeren Bruder die Stelle vertreten, die
ich an ihm vertreten hatte, und dieſer jüngere Bruder
mußte um dieſelbe Zeit auf die Tertia des Gymna¬
ſiums kommen, wenn jener die Univerſität bezog; ebenſo
wie ich anfing zu ſtudiren, als er nach Tertia kam.“
„Aber wie iſt denn das möglich,“ ſagte Oswald
erſtaunt.
„Ja, ſehen Sie, Werthgeſchätzter,“ antwortete Herr
Bemperlein, „wie es möglich iſt, kann ich Ihnen nicht
ſagen, daß es aber der Fall iſt, kann ich beſchwören.
Ich bin der Aelteſte meiner Geſchwiſter, und am zwei¬
undzwanzigſten März geboren; dann kommt eine Schwe¬
ſter, genau zwei Jahre jünger, denn ſie iſt am einund¬
zwanzigſten März geboren, darauf ein Bruder, darauf
wieder eine Schweſter, darauf wieder ein Bruder, und
wieder eine Schweſter. Wie viel ſind das?“
„Ein halbes Dutzend, ſollte ich meinen,“ ſagte
Oswald lächelnd.
„Ganz richtig, ein halbes Dutzend, alle zwei Jahre
auseinander und alle im März geboren, mit Ausnahme
meiner jüngſten Schweſter, die am erſten April zur
Welt kam. Sie iſt aber auch eine kometenhafte Er¬
ſcheinung in unſerem Planetenſyſtem und ſo zu ſagen:
das Wunderkind der Familie. Denken Sie ſich, ſie
iſt erſt achtzehn Jahre und ſchon verlobt.“
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