Für den Augenblick ist nur Ruhe nöthig. Morgen wird der Mann noch etwas schwach, sonst aber wieder ganz gesund sein."
"So sind dergleichen Zufälle nicht gefährlich?" fragte Oswald.
"Sie können letal werden," antwortete der Doctor, "zumal wenn, wie ich stark vermuthe, der Kranke ein Potator ist. An eine radicale Heilung ist nicht zu denken, wenigstens nicht unter diesen Verhältnissen, da die Kur eine sehr langwierige ist."
"Ich hatte mich schon darauf gefaßt gemacht, einen Theil der Nacht hier bleiben zu müssen," sagte Os¬ wald, "das ist denn also wohl nicht nöthig?"
"Gott bewahre. Ruhe, wie gesagt, ist das einzige Erforderniß. Der Mann ist Witwer?" sagte er, sich in der Stube umsehend.
"Die Anne ist todt," sagte Mutter Clausen. "Aber ich will schon wachen über den Jochen. Alte Leute, wie ich, brauchen nicht viel Schlaf; wir werden bald Zeit vollauf dazu haben. Gehen Sie nur ruhig nach Hause, Junker. Du bist brav, das hab' ich ja immer gesagt. Adjies, Herr Doctor, schönen Dank für den Jochen, da er sich selbst nicht bedanken kann, und sich vielleicht auch nicht einmal bedankte, selbst wenn er könnte. Adjies Junker."
Für den Augenblick iſt nur Ruhe nöthig. Morgen wird der Mann noch etwas ſchwach, ſonſt aber wieder ganz geſund ſein.“
„So ſind dergleichen Zufälle nicht gefährlich?“ fragte Oswald.
„Sie können letal werden,“ antwortete der Doctor, „zumal wenn, wie ich ſtark vermuthe, der Kranke ein Potator iſt. An eine radicale Heilung iſt nicht zu denken, wenigſtens nicht unter dieſen Verhältniſſen, da die Kur eine ſehr langwierige iſt.“
„Ich hatte mich ſchon darauf gefaßt gemacht, einen Theil der Nacht hier bleiben zu müſſen,“ ſagte Os¬ wald, „das iſt denn alſo wohl nicht nöthig?“
„Gott bewahre. Ruhe, wie geſagt, iſt das einzige Erforderniß. Der Mann iſt Witwer?“ ſagte er, ſich in der Stube umſehend.
„Die Anne iſt todt,“ ſagte Mutter Clauſen. „Aber ich will ſchon wachen über den Jochen. Alte Leute, wie ich, brauchen nicht viel Schlaf; wir werden bald Zeit vollauf dazu haben. Gehen Sie nur ruhig nach Hauſe, Junker. Du biſt brav, das hab' ich ja immer geſagt. Adjies, Herr Doctor, ſchönen Dank für den Jochen, da er ſich ſelbſt nicht bedanken kann, und ſich vielleicht auch nicht einmal bedankte, ſelbſt wenn er könnte. Adjies Junker.“
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Für den Augenblick iſt nur Ruhe nöthig. Morgen
wird der Mann noch etwas ſchwach, ſonſt aber wieder
ganz geſund ſein.“
„So ſind dergleichen Zufälle nicht gefährlich?“
fragte Oswald.
„Sie können letal werden,“ antwortete der Doctor,
„zumal wenn, wie ich ſtark vermuthe, der Kranke ein
Potator iſt. An eine radicale Heilung iſt nicht zu
denken, wenigſtens nicht unter dieſen Verhältniſſen, da
die Kur eine ſehr langwierige iſt.“
„Ich hatte mich ſchon darauf gefaßt gemacht, einen
Theil der Nacht hier bleiben zu müſſen,“ ſagte Os¬
wald, „das iſt denn alſo wohl nicht nöthig?“
„Gott bewahre. Ruhe, wie geſagt, iſt das einzige
Erforderniß. Der Mann iſt Witwer?“ ſagte er, ſich
in der Stube umſehend.
„Die Anne iſt todt,“ ſagte Mutter Clauſen. „Aber
ich will ſchon wachen über den Jochen. Alte Leute,
wie ich, brauchen nicht viel Schlaf; wir werden bald
Zeit vollauf dazu haben. Gehen Sie nur ruhig nach
Hauſe, Junker. Du biſt brav, das hab' ich ja immer
geſagt. Adjies, Herr Doctor, ſchönen Dank für den
Jochen, da er ſich ſelbſt nicht bedanken kann, und ſich
vielleicht auch nicht einmal bedankte, ſelbſt wenn er
könnte. Adjies Junker.“
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/296>, abgerufen am 16.07.2024.
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