Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861."Das war sehr unrecht, und sehr unritterlich, "Ach Oldenburg; das ist Alles für mich zu hoch. "Ja, ja, Du bist der wahre Othello! Und ich in Als Oswald die Stimme der Redenden nicht mehr „Das war ſehr unrecht, und ſehr unritterlich, „Ach Oldenburg; das iſt Alles für mich zu hoch. „Ja, ja, Du biſt der wahre Othello! Und ich in Als Oswald die Stimme der Redenden nicht mehr <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0106" n="96"/> <p>„Das war ſehr unrecht, und ſehr unritterlich,<lb/> mein Ritter von der traurigen Geſtalt,“ ſagte Olden¬<lb/> burg; „alte Weiber ſchwatzen, Männer handeln; ſolche<lb/> Scenen zwiſchen einem heulenden Weibe und einem<lb/> polternden Ehemanne finde ich über alle Begriffe ple¬<lb/> bejiſch und gemein, und das Bewußtſein, das wir im<lb/> Rechte, der andere im Unrechte iſt, ſollte uns doppelt<lb/> mild, zartfühlend und nachſichtig machen. Im Un¬<lb/> rechte ſein, und es noch dazu eingeſtehen müſſen, iſt<lb/> an ſich ſchon Unglück genug.“</p><lb/> <p>„Ach Oldenburg; das iſt Alles für mich zu hoch.<lb/> Und dann, Du kennſt die Weiber nicht, wenn Du<lb/> glaubſt, ſie nehmen ſich dergleichen ſo ſehr zu Ge¬<lb/> müth. Zum einen Ohr hinein, zum andern wieder<lb/> heraus. Komm Oldenburg, und überzeuge Dich, ob<lb/> Du Hortenſe anſehen kannſt, daß ich ihr vor zehn<lb/> Minuten geſagt habe, ich würde Cloten die Knochen<lb/> im Leibe entzweiſchlagen, wenn die verdammte Ge¬<lb/> ſchichte nicht ſofort ein Ende nähme.“</p><lb/> <p>„Ja, ja, Du biſt der wahre Othello! Und ich in<lb/> meiner gutmüthigen Dummheit verſuche dieſen bru¬<lb/> talen Mohren zu einem civiliſirten Europäer zu<lb/> waſchen! <hi rendition="#aq">Quelle bêtise</hi>!“</p><lb/> <p>Als Oswald die Stimme der Redenden nicht mehr<lb/> vernahm, und die Muſik, die aus dem Saale herüber¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [96/0106]
„Das war ſehr unrecht, und ſehr unritterlich,
mein Ritter von der traurigen Geſtalt,“ ſagte Olden¬
burg; „alte Weiber ſchwatzen, Männer handeln; ſolche
Scenen zwiſchen einem heulenden Weibe und einem
polternden Ehemanne finde ich über alle Begriffe ple¬
bejiſch und gemein, und das Bewußtſein, das wir im
Rechte, der andere im Unrechte iſt, ſollte uns doppelt
mild, zartfühlend und nachſichtig machen. Im Un¬
rechte ſein, und es noch dazu eingeſtehen müſſen, iſt
an ſich ſchon Unglück genug.“
„Ach Oldenburg; das iſt Alles für mich zu hoch.
Und dann, Du kennſt die Weiber nicht, wenn Du
glaubſt, ſie nehmen ſich dergleichen ſo ſehr zu Ge¬
müth. Zum einen Ohr hinein, zum andern wieder
heraus. Komm Oldenburg, und überzeuge Dich, ob
Du Hortenſe anſehen kannſt, daß ich ihr vor zehn
Minuten geſagt habe, ich würde Cloten die Knochen
im Leibe entzweiſchlagen, wenn die verdammte Ge¬
ſchichte nicht ſofort ein Ende nähme.“
„Ja, ja, Du biſt der wahre Othello! Und ich in
meiner gutmüthigen Dummheit verſuche dieſen bru¬
talen Mohren zu einem civiliſirten Europäer zu
waſchen! Quelle bêtise!“
Als Oswald die Stimme der Redenden nicht mehr
vernahm, und die Muſik, die aus dem Saale herüber¬
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