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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.

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"Auf ein Wort, Herr Doctor!" -- und dann im
leisen Ton: "Ich tanze den Cotillon mit Ihnen, ich
weiß, Sie sind nicht engagirt; ich habe den Grafen
Grieben so zur Verzweiflung gebracht, daß er so eben
mit seinen Eltern fortgefahren ist. Er vermuthet
wahrscheinlich, das werde großen Eindruck auf mich
machen, der Narr! Entschuldigen Sie Herr von Sylow,
ich bin noch zu angegriffen. Tanzen Sie eine Extra¬
tour mit meiner Cousine. Sie schmachtet nach Ihnen.
-- Gott sei Dank, daß er fort ist! -- Oswald, und
Du liebst mich? liebst mich wirklich? Ich kann es
kaum glauben. Mir schwindelt der Kopf; ich möchte
laut aufjauchzen vor Lust und Wonne. O, bitte, bitte,
sieh' mich nicht so an, ich muß -- muß Dir sonst
um den Hals fallen und Dich küssen, wie vorhin.
Bist Du mir bös, Oswald? Es war wohl recht schlecht
von mir. Aber sieh', ich konnte nicht anders. Warum
sprichst Du nicht Oswald?"

"Weil es süß ist, Ihrem Geplauder zuzu¬
hören."

"Ich bin wohl ein rechtes Kind, nicht wahr? Aber
warum nennen Sie mich nicht Du?"

Glaubst Du denn, Holde, daß man nur die liebt,
die man Du nennt?"

"Nein, aber daß man die Du nennt, die man

„Auf ein Wort, Herr Doctor!“ — und dann im
leiſen Ton: „Ich tanze den Cotillon mit Ihnen, ich
weiß, Sie ſind nicht engagirt; ich habe den Grafen
Grieben ſo zur Verzweiflung gebracht, daß er ſo eben
mit ſeinen Eltern fortgefahren iſt. Er vermuthet
wahrſcheinlich, das werde großen Eindruck auf mich
machen, der Narr! Entſchuldigen Sie Herr von Sylow,
ich bin noch zu angegriffen. Tanzen Sie eine Extra¬
tour mit meiner Couſine. Sie ſchmachtet nach Ihnen.
— Gott ſei Dank, daß er fort iſt! — Oswald, und
Du liebſt mich? liebſt mich wirklich? Ich kann es
kaum glauben. Mir ſchwindelt der Kopf; ich möchte
laut aufjauchzen vor Luſt und Wonne. O, bitte, bitte,
ſieh' mich nicht ſo an, ich muß — muß Dir ſonſt
um den Hals fallen und Dich küſſen, wie vorhin.
Biſt Du mir bös, Oswald? Es war wohl recht ſchlecht
von mir. Aber ſieh', ich konnte nicht anders. Warum
ſprichſt Du nicht Oswald?“

„Weil es ſüß iſt, Ihrem Geplauder zuzu¬
hören.“

„Ich bin wohl ein rechtes Kind, nicht wahr? Aber
warum nennen Sie mich nicht Du?“

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die man Du nennt?“

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[98/0108] „Auf ein Wort, Herr Doctor!“ — und dann im leiſen Ton: „Ich tanze den Cotillon mit Ihnen, ich weiß, Sie ſind nicht engagirt; ich habe den Grafen Grieben ſo zur Verzweiflung gebracht, daß er ſo eben mit ſeinen Eltern fortgefahren iſt. Er vermuthet wahrſcheinlich, das werde großen Eindruck auf mich machen, der Narr! Entſchuldigen Sie Herr von Sylow, ich bin noch zu angegriffen. Tanzen Sie eine Extra¬ tour mit meiner Couſine. Sie ſchmachtet nach Ihnen. — Gott ſei Dank, daß er fort iſt! — Oswald, und Du liebſt mich? liebſt mich wirklich? Ich kann es kaum glauben. Mir ſchwindelt der Kopf; ich möchte laut aufjauchzen vor Luſt und Wonne. O, bitte, bitte, ſieh' mich nicht ſo an, ich muß — muß Dir ſonſt um den Hals fallen und Dich küſſen, wie vorhin. Biſt Du mir bös, Oswald? Es war wohl recht ſchlecht von mir. Aber ſieh', ich konnte nicht anders. Warum ſprichſt Du nicht Oswald?“ „Weil es ſüß iſt, Ihrem Geplauder zuzu¬ hören.“ „Ich bin wohl ein rechtes Kind, nicht wahr? Aber warum nennen Sie mich nicht Du?“ Glaubſt Du denn, Holde, daß man nur die liebt, die man Du nennt?“ „Nein, aber daß man die Du nennt, die man

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/108>, abgerufen am 21.11.2024.