Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.Haide, die sich zwischen Faschwitz und Grenwitz hin¬ Die kleine Czika hatte sich dicht an den Baron "Wie leicht das Kind gekleidet ist," sagte dieser; Er richtete sich in die Höhe, zog seinen Ueberrock "So, so!" sagte er gütig, "so, so! und dann zu "Nein," sagte dieser, den Kopf emporhehend; "Das kommt, weil Sie an derselben Krankheit Haide, die ſich zwiſchen Faſchwitz und Grenwitz hin¬ Die kleine Czika hatte ſich dicht an den Baron „Wie leicht das Kind gekleidet iſt,“ ſagte dieſer; Er richtete ſich in die Höhe, zog ſeinen Ueberrock „So, ſo!“ ſagte er gütig, „ſo, ſo! und dann zu „Nein,“ ſagte dieſer, den Kopf emporhehend; „Das kommt, weil Sie an derſelben Krankheit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0136" n="126"/> Haide, die ſich zwiſchen Faſchwitz und Grenwitz hin¬<lb/> zieht, dieſelbe Haide, auf der Oswald die alte Frau<lb/> aus dem Dorfe getroffen hatte. — Es war noch eine<lb/> halbe Stunde vor Sonnenaufgang. Am öſtlichen<lb/> Himmel legte ſich ein Purpurſtreifen über den andern.<lb/> Die Luft wehte vom Meere her kühl über das feuchte<lb/> Moor.</p><lb/> <p>Die kleine Czika hatte ſich dicht an den Baron<lb/> geſchmiegt, und war feſt eingeſchlafen.</p><lb/> <p>„Wie leicht das Kind gekleidet iſt,“ ſagte dieſer;<lb/> „es wird ſich erkälten in der ſcharfen Morgenluft.“</p><lb/> <p>Er richtete ſich in die Höhe, zog ſeinen Ueberrock<lb/> aus; hüllte die Kleine hinein, nahm ſie auf den<lb/> Schooß, und legte ihren Kopf an ſeine Bruſt.</p><lb/> <p>„So, ſo!“ ſagte er gütig, „ſo, ſo! und dann zu<lb/> Oswald, der in Nachdenken über den räthſelhaften<lb/> Charakter des Mannes an ſeiner Seite verſunken,<lb/> ſchweigend dageſeſſen hatte: „Ich komme Ihnen ein<lb/> ganz klein wenig toll vor; nicht wahr, Doctor?“</p><lb/> <p>„Nein,“ ſagte dieſer, den Kopf emporhehend;<lb/> „nicht im mindeſten.“</p><lb/> <p>„Das kommt, weil Sie an derſelben Krankheit<lb/> laboriren. Was Andere vor Erſtaunen ſprachlos<lb/> macht, erſcheint uns ganz natürlich; und was die guten<lb/> Leute und ſchlechten Muſikanten für ganz ſelbſtver¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [126/0136]
Haide, die ſich zwiſchen Faſchwitz und Grenwitz hin¬
zieht, dieſelbe Haide, auf der Oswald die alte Frau
aus dem Dorfe getroffen hatte. — Es war noch eine
halbe Stunde vor Sonnenaufgang. Am öſtlichen
Himmel legte ſich ein Purpurſtreifen über den andern.
Die Luft wehte vom Meere her kühl über das feuchte
Moor.
Die kleine Czika hatte ſich dicht an den Baron
geſchmiegt, und war feſt eingeſchlafen.
„Wie leicht das Kind gekleidet iſt,“ ſagte dieſer;
„es wird ſich erkälten in der ſcharfen Morgenluft.“
Er richtete ſich in die Höhe, zog ſeinen Ueberrock
aus; hüllte die Kleine hinein, nahm ſie auf den
Schooß, und legte ihren Kopf an ſeine Bruſt.
„So, ſo!“ ſagte er gütig, „ſo, ſo! und dann zu
Oswald, der in Nachdenken über den räthſelhaften
Charakter des Mannes an ſeiner Seite verſunken,
ſchweigend dageſeſſen hatte: „Ich komme Ihnen ein
ganz klein wenig toll vor; nicht wahr, Doctor?“
„Nein,“ ſagte dieſer, den Kopf emporhehend;
„nicht im mindeſten.“
„Das kommt, weil Sie an derſelben Krankheit
laboriren. Was Andere vor Erſtaunen ſprachlos
macht, erſcheint uns ganz natürlich; und was die guten
Leute und ſchlechten Muſikanten für ganz ſelbſtver¬
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