Sich von den Männern abwendend, legte es die Händchen an den Mund; und in den stillen Wald hinein gellte ein Schrei, dem Ruf des jungen, hung¬ rigen Falken täuschend ähnlich.
Das Kind neigte den Kopf und lauschte; der Baron und Oswald hielten unwillkürlich den Athem an.
Da ertönte aus dem Walde, aber offenbar schon aus größerer Entfernung, die Antwort: Der helle, wilde Schrei des alten Falken, wenn er aus seiner luftigen Höhe, tief unter sich, die sichere Beute er¬ späht hat.
"Siehst Du, Herr," sagte das Kind; "Mutter verläßt die Czika nicht; wenn Du die Czika mit Dir nehmen willst, die Czika will mit Dir gehen."
"Nun denn, so komm, Du junge Falkenbrut!" sagte der Baron das Kind bei der Hand ergreifend. "Kommen Sie, Doctor! Ich glaube, daß Karl den Riemen, der vorhin riß, wohl wieder zusammengeflickt haben wird. Da kommt er schon. Alles in Ord¬ nung, Karl?"
"Ja, Herr."
Die Herren stiegen ein, und nahmen das Kind zwischen sich.
"Fort!" rief der Baron; "scharfen Trab!"
Bald kamen sie aus dem Walde auf die weite
Sich von den Männern abwendend, legte es die Händchen an den Mund; und in den ſtillen Wald hinein gellte ein Schrei, dem Ruf des jungen, hung¬ rigen Falken täuſchend ähnlich.
Das Kind neigte den Kopf und lauſchte; der Baron und Oswald hielten unwillkürlich den Athem an.
Da ertönte aus dem Walde, aber offenbar ſchon aus größerer Entfernung, die Antwort: Der helle, wilde Schrei des alten Falken, wenn er aus ſeiner luftigen Höhe, tief unter ſich, die ſichere Beute er¬ ſpäht hat.
„Siehſt Du, Herr,“ ſagte das Kind; „Mutter verläßt die Czika nicht; wenn Du die Czika mit Dir nehmen willſt, die Czika will mit Dir gehen.“
„Nun denn, ſo komm, Du junge Falkenbrut!“ ſagte der Baron das Kind bei der Hand ergreifend. „Kommen Sie, Doctor! Ich glaube, daß Karl den Riemen, der vorhin riß, wohl wieder zuſammengeflickt haben wird. Da kommt er ſchon. Alles in Ord¬ nung, Karl?“
„Ja, Herr.“
Die Herren ſtiegen ein, und nahmen das Kind zwiſchen ſich.
„Fort!“ rief der Baron; „ſcharfen Trab!“
Bald kamen ſie aus dem Walde auf die weite
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Sich von den Männern abwendend, legte es die
Händchen an den Mund; und in den ſtillen Wald
hinein gellte ein Schrei, dem Ruf des jungen, hung¬
rigen Falken täuſchend ähnlich.
Das Kind neigte den Kopf und lauſchte; der
Baron und Oswald hielten unwillkürlich den Athem an.
Da ertönte aus dem Walde, aber offenbar ſchon
aus größerer Entfernung, die Antwort: Der helle,
wilde Schrei des alten Falken, wenn er aus ſeiner
luftigen Höhe, tief unter ſich, die ſichere Beute er¬
ſpäht hat.
„Siehſt Du, Herr,“ ſagte das Kind; „Mutter
verläßt die Czika nicht; wenn Du die Czika mit Dir
nehmen willſt, die Czika will mit Dir gehen.“
„Nun denn, ſo komm, Du junge Falkenbrut!“
ſagte der Baron das Kind bei der Hand ergreifend.
„Kommen Sie, Doctor! Ich glaube, daß Karl den
Riemen, der vorhin riß, wohl wieder zuſammengeflickt
haben wird. Da kommt er ſchon. Alles in Ord¬
nung, Karl?“
„Ja, Herr.“
Die Herren ſtiegen ein, und nahmen das Kind
zwiſchen ſich.
„Fort!“ rief der Baron; „ſcharfen Trab!“
Bald kamen ſie aus dem Walde auf die weite
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/135>, abgerufen am 16.02.2025.
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