Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.dem Souper aufgebrochen -- nicht gleich zur Stelle "Aber, liebe Anna-Maria, das würde auch jeder "Verzeihe, lieber Grenwitz, das würde nicht jeder Die Baronin schwieg, in dem wohlthuenden Be¬ dem Souper aufgebrochen — nicht gleich zur Stelle „Aber, liebe Anna-Maria, das würde auch jeder „Verzeihe, lieber Grenwitz, das würde nicht jeder Die Baronin ſchwieg, in dem wohlthuenden Be¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0163" n="153"/> dem Souper aufgebrochen — nicht gleich zur Stelle<lb/> war, in ſeinem eigenen Wagen bis vor unſer Hofthor<lb/> mitgenommen, das heißt, ihm zu Gefallen einen Um¬<lb/> weg von faſt einer Meile gemacht.“</p><lb/> <p>„Aber, liebe Anna-Maria, das würde auch jeder<lb/> Andre —“</p><lb/> <p>„Verzeihe, lieber Grenwitz, das würde nicht jeder<lb/> Andre gethan haben, und vor Allem würde es der<lb/> Baron, deſſen ſchroffes, ungefälliges Weſen, ſelbſt den<lb/> Standesgenoſſen gegenüber, ſprichwörtlich iſt, nicht<lb/> gethan haben, wenn er nicht in Herrn Stein auch ſo<lb/> einen Ritter vom Geiſt, das heißt einen Geſinnungs¬<lb/> genoſſen, einen Freidenker und Freiheitshelden, <hi rendition="#aq">enfin</hi><lb/> einen unmoraliſchen Menſchen, um das Wort zu wieder¬<lb/> holen, das vorhin Deinen Unwillen erregte, lieber<lb/> Grenwitz, und von dem Du mir jetzt zugeben wirſt,<lb/> daß es leider das paſſende iſt — gefunden zu haben<lb/> glaubte.“</p><lb/> <p>Die Baronin ſchwieg, in dem wohlthuenden Be¬<lb/> wußtſein, ihre Anſicht ſiegreich verfochten zu haben;<lb/> der Paſtor ſchwieg, die edle Gönnerin in dieſem Ge¬<lb/> nuſſe nicht zu ſtören und der Baron ſchwieg, weil er<lb/> ſchlechterdings nichts zu ſagen wußte. In dieſes drei¬<lb/> fache Schweigen hinein ertönte vom Hausflur her,<lb/> auf welchen die Thür des Zimmers führte, das Miauen<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [153/0163]
dem Souper aufgebrochen — nicht gleich zur Stelle
war, in ſeinem eigenen Wagen bis vor unſer Hofthor
mitgenommen, das heißt, ihm zu Gefallen einen Um¬
weg von faſt einer Meile gemacht.“
„Aber, liebe Anna-Maria, das würde auch jeder
Andre —“
„Verzeihe, lieber Grenwitz, das würde nicht jeder
Andre gethan haben, und vor Allem würde es der
Baron, deſſen ſchroffes, ungefälliges Weſen, ſelbſt den
Standesgenoſſen gegenüber, ſprichwörtlich iſt, nicht
gethan haben, wenn er nicht in Herrn Stein auch ſo
einen Ritter vom Geiſt, das heißt einen Geſinnungs¬
genoſſen, einen Freidenker und Freiheitshelden, enfin
einen unmoraliſchen Menſchen, um das Wort zu wieder¬
holen, das vorhin Deinen Unwillen erregte, lieber
Grenwitz, und von dem Du mir jetzt zugeben wirſt,
daß es leider das paſſende iſt — gefunden zu haben
glaubte.“
Die Baronin ſchwieg, in dem wohlthuenden Be¬
wußtſein, ihre Anſicht ſiegreich verfochten zu haben;
der Paſtor ſchwieg, die edle Gönnerin in dieſem Ge¬
nuſſe nicht zu ſtören und der Baron ſchwieg, weil er
ſchlechterdings nichts zu ſagen wußte. In dieſes drei¬
fache Schweigen hinein ertönte vom Hausflur her,
auf welchen die Thür des Zimmers führte, das Miauen
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