Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.zu grüßen und zu fragen, ob Du die Kupferstiche "Warum jetzt nicht mehr, Bruno? " "Weil --" der Knabe schwieg; plötzlich sagte er "Sage mir, Oswald, wie ist das, wenn man Je¬ "Wie meinst Du das, Bruno?" antwortete Os¬ "Ich meine: was ist das für eine Liebe, von der zu grüßen und zu fragen, ob Du die Kupferſtiche „Warum jetzt nicht mehr, Bruno? “ „Weil —“ der Knabe ſchwieg; plötzlich ſagte er „Sage mir, Oswald, wie iſt das, wenn man Je¬ „Wie meinſt Du das, Bruno?” antwortete Os¬ „Ich meine: was iſt das für eine Liebe, von der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0180" n="170"/> zu grüßen und zu fragen, ob Du die Kupferſtiche<lb/> noch nicht hätteſt, von denen ihr neulich geſprochen,<lb/> und ob Du ſie ihr nicht ſchicken wollteſt — und dann<lb/> rief ſie mich wieder zurück und ſagte: ich ſolle Dich<lb/> lieber doch nicht daran erinnern, Dir auch nicht ſagen,<lb/> daß ich ſie geſprochen hätte — aber, wie geſagt, ich<lb/> glaube jetzt nicht mehr, daß es ihr Ernſt geweſen iſt.“</p><lb/> <p>„Warum jetzt nicht mehr, Bruno? “</p><lb/> <p>„Weil —“ der Knabe ſchwieg; plötzlich ſagte er<lb/> in gedämpftem Ton, als fürchtete er, die dunklen Ge¬<lb/> büſche neben ihnen könnten es hören.</p><lb/> <p>„Sage mir, Oswald, wie iſt das, wenn man Je¬<lb/> mand liebt? “</p><lb/> <p>„Wie meinſt Du das, Bruno?” antwortete Os¬<lb/> wald, den die Frage in nicht geringe Verlegenheit<lb/> ſetzte.</p><lb/> <p>„Ich meine: was iſt das für eine Liebe, von der<lb/> ſo oft in den Büchern die Rede iſt? Ich habe Dich<lb/> lieb, ſehr lieb; aber es iſt mir, als müßte es noch<lb/> eine andre Liebe geben. So habe ich immer nicht<lb/> verſtanden, warum der Marquis Poſa ſo beſtürzt iſt,<lb/> als Don Carlos ſagt: ich liebe meine Mutter. —<lb/> Weshalb ſoll er ſeine Muttrr nicht lieben? Ich habe<lb/> meine Mutter nie gekannt, und ſo weiß ich gar nicht,<lb/> wie man ſeine Mutter liebt, aber ich denke ſie mir<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [170/0180]
zu grüßen und zu fragen, ob Du die Kupferſtiche
noch nicht hätteſt, von denen ihr neulich geſprochen,
und ob Du ſie ihr nicht ſchicken wollteſt — und dann
rief ſie mich wieder zurück und ſagte: ich ſolle Dich
lieber doch nicht daran erinnern, Dir auch nicht ſagen,
daß ich ſie geſprochen hätte — aber, wie geſagt, ich
glaube jetzt nicht mehr, daß es ihr Ernſt geweſen iſt.“
„Warum jetzt nicht mehr, Bruno? “
„Weil —“ der Knabe ſchwieg; plötzlich ſagte er
in gedämpftem Ton, als fürchtete er, die dunklen Ge¬
büſche neben ihnen könnten es hören.
„Sage mir, Oswald, wie iſt das, wenn man Je¬
mand liebt? “
„Wie meinſt Du das, Bruno?” antwortete Os¬
wald, den die Frage in nicht geringe Verlegenheit
ſetzte.
„Ich meine: was iſt das für eine Liebe, von der
ſo oft in den Büchern die Rede iſt? Ich habe Dich
lieb, ſehr lieb; aber es iſt mir, als müßte es noch
eine andre Liebe geben. So habe ich immer nicht
verſtanden, warum der Marquis Poſa ſo beſtürzt iſt,
als Don Carlos ſagt: ich liebe meine Mutter. —
Weshalb ſoll er ſeine Muttrr nicht lieben? Ich habe
meine Mutter nie gekannt, und ſo weiß ich gar nicht,
wie man ſeine Mutter liebt, aber ich denke ſie mir
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