Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.immer so jung und schön, wie Tante Berkow. Für die "Weil ich ein Mann bin, Bruno, und Du weißt, immer ſo jung und ſchön, wie Tante Berkow. Für die „Weil ich ein Mann bin, Bruno, und Du weißt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0181" n="171"/> immer ſo jung und ſchön, wie Tante Berkow. Für die<lb/> könnte ich Alles, Alles thun! Ich wünſche manchmal:<lb/> ſie fiele vor meinen Augen in's Waſſer, und ich könnte<lb/> ihr nachſpringen; oder wie neulich: Brownlock bäumte<lb/> ſich, und ich faßte ihn in den Zügel und kämpfte mit<lb/> ihm, und ließe nicht los, und wenn er mich auch mit<lb/> ſeinen Hufen zerträte. — Warum kommen mir ſolche<lb/> Wünſche nie, wenn ich in Deiner Nähe bin, Os¬<lb/> wald, oder wenn ich, von Dir getrennt, an Dich<lb/> denke?“</p><lb/> <p>„Weil ich ein Mann bin, Bruno, und Du weißt,<lb/> daß ich mir ſelbſt helfen könnte und helfen würde.<lb/> In die Liebe aber, die wir für eine Frau empfinden,<lb/> miſcht ſich noch das Gefühl, daß wir ſie, die ſich ſelbſt<lb/> nicht ſchützen kann, mit unſrer größeren Kraft und<lb/> unſerm kühneren Muthe ſchützen müſſen, und das<lb/> macht unſre Liebe zärtlicher, inniger, mitleidiger; und<lb/> dann noch ein Gefühl, von dem ich Dir jetzt nur ſo<lb/> viel ſagen will, daß es ein Ausfluß der ewigen Kraft<lb/> iſt, welche das Weltall ſchafft und trägt, ein Gefühl,<lb/> welches rein iſt, wie alle Natur, aber auch eben ſo<lb/> keuſch, und das deshalb, vor der Zeit wachgerufen,<lb/> dem Voreiligen ſo verderblich werden kann, als ſeine<lb/> Kühnheit dem Jüngling, den des Wiſſens Drang nach<lb/> Sais und in den Tempel trieb, wo ſie in dichtem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [171/0181]
immer ſo jung und ſchön, wie Tante Berkow. Für die
könnte ich Alles, Alles thun! Ich wünſche manchmal:
ſie fiele vor meinen Augen in's Waſſer, und ich könnte
ihr nachſpringen; oder wie neulich: Brownlock bäumte
ſich, und ich faßte ihn in den Zügel und kämpfte mit
ihm, und ließe nicht los, und wenn er mich auch mit
ſeinen Hufen zerträte. — Warum kommen mir ſolche
Wünſche nie, wenn ich in Deiner Nähe bin, Os¬
wald, oder wenn ich, von Dir getrennt, an Dich
denke?“
„Weil ich ein Mann bin, Bruno, und Du weißt,
daß ich mir ſelbſt helfen könnte und helfen würde.
In die Liebe aber, die wir für eine Frau empfinden,
miſcht ſich noch das Gefühl, daß wir ſie, die ſich ſelbſt
nicht ſchützen kann, mit unſrer größeren Kraft und
unſerm kühneren Muthe ſchützen müſſen, und das
macht unſre Liebe zärtlicher, inniger, mitleidiger; und
dann noch ein Gefühl, von dem ich Dir jetzt nur ſo
viel ſagen will, daß es ein Ausfluß der ewigen Kraft
iſt, welche das Weltall ſchafft und trägt, ein Gefühl,
welches rein iſt, wie alle Natur, aber auch eben ſo
keuſch, und das deshalb, vor der Zeit wachgerufen,
dem Voreiligen ſo verderblich werden kann, als ſeine
Kühnheit dem Jüngling, den des Wiſſens Drang nach
Sais und in den Tempel trieb, wo ſie in dichtem
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