dem Corridor in den Garten führte, hinab, davonge¬ schlichen. -- "Geh zu Bett, Alte, sagte der Baron zu mir, und denke, Du hast dies Alles geträumt, oder denke auch, was Du willst, mir gilt es gilt es gleich. Die Komödie kann ja doch nicht ewig dauern."
Und die Komödie war denn nun auch vorbei. Am nächsten Morgen waren die Alte und der Kammer¬ diener verschwunden und Niemand von uns hat je wieder etwas von ihnen gesehen oder gehört; Keiner jemals erfahren, wer sie waren, woher sie kamen. Nur das Eine war sicher, daß die Alte so wenig des Barons Tante gewesen war, wie ich seine Mutter. Die Leute lachten, und der Baron lachte, trotzdem die Beiden an Silberzeug und Kostbarkeiten mitgenommen hatten, was sie forttragen konnten, aber ich lachte nicht, und da war noch eine Andre, die auch nicht lachte. Das arme herzige Kind! sie wollte es zuerst gar nicht glauben, daß der Baron sie so schändlich hätte betrügen können. Sie ging mit weiten, starren, thränenlosen Augen umher, und wenn sie mir be¬ gegnete, sah sie mich an, so angstvoll, so kummervoll, daß es mir in's Herz schnitt. Ach, ich konnte ihr ja nicht helfen; ich konnte nur mit ihr weinen und das that ich denn redlich, als das arme Kind sich von ihrem ersten Entsetzen erholt und wieder Thränen ge¬
dem Corridor in den Garten führte, hinab, davonge¬ ſchlichen. — „Geh zu Bett, Alte, ſagte der Baron zu mir, und denke, Du haſt dies Alles geträumt, oder denke auch, was Du willſt, mir gilt es gilt es gleich. Die Komödie kann ja doch nicht ewig dauern.“
Und die Komödie war denn nun auch vorbei. Am nächſten Morgen waren die Alte und der Kammer¬ diener verſchwunden und Niemand von uns hat je wieder etwas von ihnen geſehen oder gehört; Keiner jemals erfahren, wer ſie waren, woher ſie kamen. Nur das Eine war ſicher, daß die Alte ſo wenig des Barons Tante geweſen war, wie ich ſeine Mutter. Die Leute lachten, und der Baron lachte, trotzdem die Beiden an Silberzeug und Koſtbarkeiten mitgenommen hatten, was ſie forttragen konnten, aber ich lachte nicht, und da war noch eine Andre, die auch nicht lachte. Das arme herzige Kind! ſie wollte es zuerſt gar nicht glauben, daß der Baron ſie ſo ſchändlich hätte betrügen können. Sie ging mit weiten, ſtarren, thränenloſen Augen umher, und wenn ſie mir be¬ gegnete, ſah ſie mich an, ſo angſtvoll, ſo kummervoll, daß es mir in's Herz ſchnitt. Ach, ich konnte ihr ja nicht helfen; ich konnte nur mit ihr weinen und das that ich denn redlich, als das arme Kind ſich von ihrem erſten Entſetzen erholt und wieder Thränen ge¬
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dem Corridor in den Garten führte, hinab, davonge¬
ſchlichen. — „Geh zu Bett, Alte, ſagte der Baron
zu mir, und denke, Du haſt dies Alles geträumt, oder
denke auch, was Du willſt, mir gilt es gilt es gleich.
Die Komödie kann ja doch nicht ewig dauern.“
Und die Komödie war denn nun auch vorbei. Am
nächſten Morgen waren die Alte und der Kammer¬
diener verſchwunden und Niemand von uns hat je
wieder etwas von ihnen geſehen oder gehört; Keiner
jemals erfahren, wer ſie waren, woher ſie kamen.
Nur das Eine war ſicher, daß die Alte ſo wenig des
Barons Tante geweſen war, wie ich ſeine Mutter.
Die Leute lachten, und der Baron lachte, trotzdem die
Beiden an Silberzeug und Koſtbarkeiten mitgenommen
hatten, was ſie forttragen konnten, aber ich lachte
nicht, und da war noch eine Andre, die auch nicht
lachte. Das arme herzige Kind! ſie wollte es zuerſt
gar nicht glauben, daß der Baron ſie ſo ſchändlich
hätte betrügen können. Sie ging mit weiten, ſtarren,
thränenloſen Augen umher, und wenn ſie mir be¬
gegnete, ſah ſie mich an, ſo angſtvoll, ſo kummervoll,
daß es mir in's Herz ſchnitt. Ach, ich konnte ihr ja
nicht helfen; ich konnte nur mit ihr weinen und das
that ich denn redlich, als das arme Kind ſich von
ihrem erſten Entſetzen erholt und wieder Thränen ge¬
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische02_1861/256>, abgerufen am 21.11.2024.
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