Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.Augenblick vergessen hat, wird in den Vordergrund So irrte Oswald's Geist in einem Labyrinth von Augenblick vergeſſen hat, wird in den Vordergrund So irrte Oswald's Geiſt in einem Labyrinth von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0116" n="106"/> Augenblick vergeſſen hat, wird in den Vordergrund<lb/> treten und mich wird ſie aufgeben — aufgeben müſſen.<lb/> Und wozu ſoll es auch führen? ſo lange dies heim¬<lb/> liche Verhältniß dauert, das ein tückiſcher Zufall ſei¬<lb/> nes Geheimniſſes berauben kann, ſteht ihr guter Ruf<lb/> auf eines Scheermeſſers Schneide — und kann aus<lb/> dieſem Verhältniſſe jemals ein anderes werden? kann<lb/> ich, der Freiheitsſchwärmer, jemals daran denken, die<lb/> Ariſtokratin zu heirathen? daran denken, mich in die<lb/> Geſellſchaft der verhaßten Menſchen zu drängen, die<lb/> den Parvenü ſtets über die Achſel anſehen würden?<lb/> nie! nie! Lieber leben, wie dieſe armen Fiſcher,<lb/> die täglich mit Gefahr des Lebens ſelbſt dem<lb/> grauſamen Meer den kärglichen Unterhalt abringen<lb/> müſſen ...</p><lb/> <p>So irrte Oswald's Geiſt in einem Labyrinth von<lb/> ſchmerzlichen Zweifeln ruhelos umher, wie er ſelbſt<lb/> zwiſchen den Uferklippen auf dem öden Strande ruhe¬<lb/> los umherirrte, und wer weiß, zu welchem verderb¬<lb/> lichen Ausgang dies beſtändige Brüten über demſel¬<lb/> ben qualvollen Räthſel geführt haben würde, wenn<lb/> nicht ein Ereigniß eingetreten wäre, das ihn ſehr<lb/> gegen ſeine Vermuthung und ſeinen Wunſch, zwang,<lb/> in die Geſellſchaft, die er jetzt ſo gründlich haßte, zu¬<lb/> rückzukehren.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [106/0116]
Augenblick vergeſſen hat, wird in den Vordergrund
treten und mich wird ſie aufgeben — aufgeben müſſen.
Und wozu ſoll es auch führen? ſo lange dies heim¬
liche Verhältniß dauert, das ein tückiſcher Zufall ſei¬
nes Geheimniſſes berauben kann, ſteht ihr guter Ruf
auf eines Scheermeſſers Schneide — und kann aus
dieſem Verhältniſſe jemals ein anderes werden? kann
ich, der Freiheitsſchwärmer, jemals daran denken, die
Ariſtokratin zu heirathen? daran denken, mich in die
Geſellſchaft der verhaßten Menſchen zu drängen, die
den Parvenü ſtets über die Achſel anſehen würden?
nie! nie! Lieber leben, wie dieſe armen Fiſcher,
die täglich mit Gefahr des Lebens ſelbſt dem
grauſamen Meer den kärglichen Unterhalt abringen
müſſen ...
So irrte Oswald's Geiſt in einem Labyrinth von
ſchmerzlichen Zweifeln ruhelos umher, wie er ſelbſt
zwiſchen den Uferklippen auf dem öden Strande ruhe¬
los umherirrte, und wer weiß, zu welchem verderb¬
lichen Ausgang dies beſtändige Brüten über demſel¬
ben qualvollen Räthſel geführt haben würde, wenn
nicht ein Ereigniß eingetreten wäre, das ihn ſehr
gegen ſeine Vermuthung und ſeinen Wunſch, zwang,
in die Geſellſchaft, die er jetzt ſo gründlich haßte, zu¬
rückzukehren.
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