So erzählten sie Oswald mit verstörten Mienen und gegen die Gewohnheit redselig, als er fragend unter sie trat. Denn Vater Steffen war der Patriarch des Dorfes, von Allen geehrt, auch von Oswald, der auf diese Nachricht hin, ohne sein Incognito zu be¬ denken, in das Haus und die Wohnstube eilte. Der silberhaarige Greis saß in seinem Lehnstuhl, matt und bleich, aber, wie es schien, der Gefahr entrissen -- Dank der rechtzeitigen Hülfe des Doctor Braun, der so eben vor den Danksagungen der tief gerührten Mutter Karsten, ihrer Töchter und eines halben Dutzend anderer Frauen nach der Thür retirirte.
"Gut, daß Sie kommen," rief er dem eintretenden Oswald entgegen; "ich habe einen Auftrag an Sie; wollen Sie mir erlauben, daß ich mich desselben, da meine Zeit kurz gemessen ist, sogleich entledige?"
Der Doctor ergriff Oswald ohne Umstände unter dem Arm, ihn mit sich fort zum Hause hinaus ziehend.
"Entschuldigen Sie mein Ungestüm," sagte er, als sie, Arm in Arm, am Strande hinschritten; "aber einmal trafen Sie mich in voller Flucht vor den Dank¬ sagungen der guten Leute, und zweitens betrachte ich Sie, trotzdem wir uns leider bis jetzt nur einmal gesehen, als einen alten Bekannten, denn ich habe mich, seitdem wir uns vor ein paar Wochen in der
So erzählten ſie Oswald mit verſtörten Mienen und gegen die Gewohnheit redſelig, als er fragend unter ſie trat. Denn Vater Steffen war der Patriarch des Dorfes, von Allen geehrt, auch von Oswald, der auf dieſe Nachricht hin, ohne ſein Incognito zu be¬ denken, in das Haus und die Wohnſtube eilte. Der ſilberhaarige Greis ſaß in ſeinem Lehnſtuhl, matt und bleich, aber, wie es ſchien, der Gefahr entriſſen — Dank der rechtzeitigen Hülfe des Doctor Braun, der ſo eben vor den Dankſagungen der tief gerührten Mutter Karſten, ihrer Töchter und eines halben Dutzend anderer Frauen nach der Thür retirirte.
„Gut, daß Sie kommen,“ rief er dem eintretenden Oswald entgegen; „ich habe einen Auftrag an Sie; wollen Sie mir erlauben, daß ich mich deſſelben, da meine Zeit kurz gemeſſen iſt, ſogleich entledige?“
Der Doctor ergriff Oswald ohne Umſtände unter dem Arm, ihn mit ſich fort zum Hauſe hinaus ziehend.
„Entſchuldigen Sie mein Ungeſtüm,“ ſagte er, als ſie, Arm in Arm, am Strande hinſchritten; „aber einmal trafen Sie mich in voller Flucht vor den Dank¬ ſagungen der guten Leute, und zweitens betrachte ich Sie, trotzdem wir uns leider bis jetzt nur einmal geſehen, als einen alten Bekannten, denn ich habe mich, ſeitdem wir uns vor ein paar Wochen in der
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So erzählten ſie Oswald mit verſtörten Mienen
und gegen die Gewohnheit redſelig, als er fragend
unter ſie trat. Denn Vater Steffen war der Patriarch
des Dorfes, von Allen geehrt, auch von Oswald, der
auf dieſe Nachricht hin, ohne ſein Incognito zu be¬
denken, in das Haus und die Wohnſtube eilte. Der
ſilberhaarige Greis ſaß in ſeinem Lehnſtuhl, matt und
bleich, aber, wie es ſchien, der Gefahr entriſſen —
Dank der rechtzeitigen Hülfe des Doctor Braun, der
ſo eben vor den Dankſagungen der tief gerührten
Mutter Karſten, ihrer Töchter und eines halben Dutzend
anderer Frauen nach der Thür retirirte.
„Gut, daß Sie kommen,“ rief er dem eintretenden
Oswald entgegen; „ich habe einen Auftrag an Sie;
wollen Sie mir erlauben, daß ich mich deſſelben, da
meine Zeit kurz gemeſſen iſt, ſogleich entledige?“
Der Doctor ergriff Oswald ohne Umſtände unter
dem Arm, ihn mit ſich fort zum Hauſe hinaus ziehend.
„Entſchuldigen Sie mein Ungeſtüm,“ ſagte er, als
ſie, Arm in Arm, am Strande hinſchritten; „aber
einmal trafen Sie mich in voller Flucht vor den Dank¬
ſagungen der guten Leute, und zweitens betrachte ich
Sie, trotzdem wir uns leider bis jetzt nur einmal
geſehen, als einen alten Bekannten, denn ich habe
mich, ſeitdem wir uns vor ein paar Wochen in der
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/118>, abgerufen am 17.07.2024.
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