Gottes Namen ziehen, zu wem sie will; setzen Sie sich zu mir in den Wagen und kutschiren Sie mit mir nach Grenwitz, wo Sie überdies ein Mädchen finden sollen, bei dessen Erblicken Sie ausrufen werden: Hier ist mehr denn Brisäis!"
"Fräulein Helene?"
"Fräulein Helene, auch ein griechischer Name, und der einen besseren Klang hat, wie der andere. Aber die Sonne, oder vielmehr Helios, senkt seinen Wagen und meine Pferde werden ungeduldig. Sie kommen doch mit?"
"Ohne Zweifel," sagte Oswald
Eine Viertelstunde später rollte der Wagen mit den beiden jungen Männern bereits auf der Höhe des Ufers nach Grenwitz zu, das nur eine Stunde Weges entfernt war. Oswald hatte Mutter Karsten hoch und theuer versprechen müssen, bald wieder nach Sassitz zu kommen, und überhaupt zeigte die große Herzlich¬ keit, mit der sich beim Abschied Alt und Jung um ihn drängte und ihm ihr "Adjes, Herr Maler," nach¬ rief, daß er sich während seines kurzen Aufenthaltes, ohne es darauf anzulegen, die Gunst des harmlosen Völkchens in einem hohen Grade erworben hatte.
Der Abend war wunderschön. Der rothe Sonnen¬
Gottes Namen ziehen, zu wem ſie will; ſetzen Sie ſich zu mir in den Wagen und kutſchiren Sie mit mir nach Grenwitz, wo Sie überdies ein Mädchen finden ſollen, bei deſſen Erblicken Sie ausrufen werden: Hier iſt mehr denn Briſäis!“
„Fräulein Helene?“
„Fräulein Helene, auch ein griechiſcher Name, und der einen beſſeren Klang hat, wie der andere. Aber die Sonne, oder vielmehr Helios, ſenkt ſeinen Wagen und meine Pferde werden ungeduldig. Sie kommen doch mit?“
„Ohne Zweifel,“ ſagte Oswald
Eine Viertelſtunde ſpäter rollte der Wagen mit den beiden jungen Männern bereits auf der Höhe des Ufers nach Grenwitz zu, das nur eine Stunde Weges entfernt war. Oswald hatte Mutter Karſten hoch und theuer verſprechen müſſen, bald wieder nach Saſſitz zu kommen, und überhaupt zeigte die große Herzlich¬ keit, mit der ſich beim Abſchied Alt und Jung um ihn drängte und ihm ihr „Adjes, Herr Maler,“ nach¬ rief, daß er ſich während ſeines kurzen Aufenthaltes, ohne es darauf anzulegen, die Gunſt des harmloſen Völkchens in einem hohen Grade erworben hatte.
Der Abend war wunderſchön. Der rothe Sonnen¬
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Gottes Namen ziehen, zu wem ſie will; ſetzen Sie
ſich zu mir in den Wagen und kutſchiren Sie mit
mir nach Grenwitz, wo Sie überdies ein Mädchen
finden ſollen, bei deſſen Erblicken Sie ausrufen werden:
Hier iſt mehr denn Briſäis!“
„Fräulein Helene?“
„Fräulein Helene, auch ein griechiſcher Name, und
der einen beſſeren Klang hat, wie der andere. Aber
die Sonne, oder vielmehr Helios, ſenkt ſeinen Wagen
und meine Pferde werden ungeduldig. Sie kommen
doch mit?“
„Ohne Zweifel,“ ſagte Oswald
Eine Viertelſtunde ſpäter rollte der Wagen mit
den beiden jungen Männern bereits auf der Höhe des
Ufers nach Grenwitz zu, das nur eine Stunde Weges
entfernt war. Oswald hatte Mutter Karſten hoch und
theuer verſprechen müſſen, bald wieder nach Saſſitz
zu kommen, und überhaupt zeigte die große Herzlich¬
keit, mit der ſich beim Abſchied Alt und Jung um
ihn drängte und ihm ihr „Adjes, Herr Maler,“ nach¬
rief, daß er ſich während ſeines kurzen Aufenthaltes,
ohne es darauf anzulegen, die Gunſt des harmloſen
Völkchens in einem hohen Grade erworben hatte.
Der Abend war wunderſchön. Der rothe Sonnen¬
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/121>, abgerufen am 18.07.2024.
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