und Anspruchslosigkeit dieses Letzteren dazu, sich da¬ durch in keiner Weise stören zu lassen, und in seinem übermüthigen Geschwätz fortzufahren, bis sie sich, vor ihren Thüren angekommen, trennten.
"Gott sei Dank!" sagte Oswald, als er sich mit Bruno in seinem Zimmer allein sah; "endlich sind wir den lästigen Schwätzer los. Und ich habe dich noch gar nicht um Verzeihung bitten können, daß ich neulich beim Abschied so kalt und gleichgültig war, Dir noch nicht danken können, daß Du brüderlich Alles ver¬ gessen hast -- mir ein so freundliches Willkommen be¬ reitet hast. Nicht wahr, diese Blumen sind von Dir?"
"Ja -- "
"Und der Epheukranz dort um die Stirn des Apollo ist von Dir?
"Ja --"
"Und Du hast den Lehnstuhl an die rechte Stelle gerückt?"
"Ja --"
"Du lieber, lieber Junge! komm, wir wollen uns Beide hineinsetzen, und nun sollst Du mir von Dei¬ nen Irrfahrten erzählen, von den Städten, die Du gesehen, von den Kyklopen, die Du geblendet, von den Leiden, die Du erduldet hast in Deiner lieben Seele
F. Spielhagen, Problematische Naturen. III.9
und Anſpruchsloſigkeit dieſes Letzteren dazu, ſich da¬ durch in keiner Weiſe ſtören zu laſſen, und in ſeinem übermüthigen Geſchwätz fortzufahren, bis ſie ſich, vor ihren Thüren angekommen, trennten.
„Gott ſei Dank!“ ſagte Oswald, als er ſich mit Bruno in ſeinem Zimmer allein ſah; „endlich ſind wir den läſtigen Schwätzer los. Und ich habe dich noch gar nicht um Verzeihung bitten können, daß ich neulich beim Abſchied ſo kalt und gleichgültig war, Dir noch nicht danken können, daß Du brüderlich Alles ver¬ geſſen haſt — mir ein ſo freundliches Willkommen be¬ reitet haſt. Nicht wahr, dieſe Blumen ſind von Dir?“
„Ja — “
„Und der Epheukranz dort um die Stirn des Apollo iſt von Dir?
„Ja —“
„Und Du haſt den Lehnſtuhl an die rechte Stelle gerückt?“
„Ja —“
„Du lieber, lieber Junge! komm, wir wollen uns Beide hineinſetzen, und nun ſollſt Du mir von Dei¬ nen Irrfahrten erzählen, von den Städten, die Du geſehen, von den Kyklopen, die Du geblendet, von den Leiden, die Du erduldet haſt in Deiner lieben Seele
F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. III.9
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und Anſpruchsloſigkeit dieſes Letzteren dazu, ſich da¬
durch in keiner Weiſe ſtören zu laſſen, und in ſeinem
übermüthigen Geſchwätz fortzufahren, bis ſie ſich, vor
ihren Thüren angekommen, trennten.
„Gott ſei Dank!“ ſagte Oswald, als er ſich mit
Bruno in ſeinem Zimmer allein ſah; „endlich ſind
wir den läſtigen Schwätzer los. Und ich habe dich
noch gar nicht um Verzeihung bitten können, daß ich
neulich beim Abſchied ſo kalt und gleichgültig war, Dir
noch nicht danken können, daß Du brüderlich Alles ver¬
geſſen haſt — mir ein ſo freundliches Willkommen be¬
reitet haſt. Nicht wahr, dieſe Blumen ſind von Dir?“
„Ja — “
„Und der Epheukranz dort um die Stirn des Apollo
iſt von Dir?
„Ja —“
„Und Du haſt den Lehnſtuhl an die rechte Stelle
gerückt?“
„Ja —“
„Du lieber, lieber Junge! komm, wir wollen uns
Beide hineinſetzen, und nun ſollſt Du mir von Dei¬
nen Irrfahrten erzählen, von den Städten, die Du
geſehen, von den Kyklopen, die Du geblendet, von den
Leiden, die Du erduldet haſt in Deiner lieben Seele
F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. III.9
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/139>, abgerufen am 19.07.2024.
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