gleicher Zeit als zwei oder drei verschiedene Personen auftrat und mit zwei oder drei verschiedenen Stim¬ men redete, aufgeführt, -- kurz, er hatte Alles, was in seinen Kräften stand, gethan, um die nach den ersten zehn Minuten ziemlich einsylbige Gesellschaft zu unterhalten, und trotz alledem die von ihm selbst ge¬ braute Bowle auch ziemlich allein ausgetrunken -- als die Baronin zum Aufbruch mahnte. Herr Timm erbat sich als einzigen Ehrensold für seine künstlerischen Bemühungen am heutigen Abend die Erlaubniß, den Damen vom Hause die Hand küssen zu dürfen, eine Erlaubniß, die ihm von der Baronin mit gnädiger Bereitwilligkeit, von Fräulein Helene aber nicht zugestanden wurde, die kurz und trocken, und die schönen Brauen ein wenig zusammenziehend, bemerkte, der Künstler müsse seinen Lohn in sich selbst tragen. Herr Timm wollte dagegen Einwendungen erheben, aber Oswald schnitt die weiteren Auseinan¬ dersetzungen ab, indem er "gute Nacht" wünschte und mit Bruno (Malte hatte sich schon früher entfernt) das Zimmer verließ und so Herrn Timm, der in demselben Theile des Schlosses wohnte, zwang, sich ebenfalls zu empfehlen. Ueberhaupt hatte Oswald seinen neuen Freund heute Abend nicht gerade freund¬ lich behandelt und es gehörte die ganze Gutmüthigkeit
gleicher Zeit als zwei oder drei verſchiedene Perſonen auftrat und mit zwei oder drei verſchiedenen Stim¬ men redete, aufgeführt, — kurz, er hatte Alles, was in ſeinen Kräften ſtand, gethan, um die nach den erſten zehn Minuten ziemlich einſylbige Geſellſchaft zu unterhalten, und trotz alledem die von ihm ſelbſt ge¬ braute Bowle auch ziemlich allein ausgetrunken — als die Baronin zum Aufbruch mahnte. Herr Timm erbat ſich als einzigen Ehrenſold für ſeine künſtleriſchen Bemühungen am heutigen Abend die Erlaubniß, den Damen vom Hauſe die Hand küſſen zu dürfen, eine Erlaubniß, die ihm von der Baronin mit gnädiger Bereitwilligkeit, von Fräulein Helene aber nicht zugeſtanden wurde, die kurz und trocken, und die ſchönen Brauen ein wenig zuſammenziehend, bemerkte, der Künſtler müſſe ſeinen Lohn in ſich ſelbſt tragen. Herr Timm wollte dagegen Einwendungen erheben, aber Oswald ſchnitt die weiteren Auseinan¬ derſetzungen ab, indem er „gute Nacht“ wünſchte und mit Bruno (Malte hatte ſich ſchon früher entfernt) das Zimmer verließ und ſo Herrn Timm, der in demſelben Theile des Schloſſes wohnte, zwang, ſich ebenfalls zu empfehlen. Ueberhaupt hatte Oswald ſeinen neuen Freund heute Abend nicht gerade freund¬ lich behandelt und es gehörte die ganze Gutmüthigkeit
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gleicher Zeit als zwei oder drei verſchiedene Perſonen
auftrat und mit zwei oder drei verſchiedenen Stim¬
men redete, aufgeführt, — kurz, er hatte Alles, was
in ſeinen Kräften ſtand, gethan, um die nach den
erſten zehn Minuten ziemlich einſylbige Geſellſchaft zu
unterhalten, und trotz alledem die von ihm ſelbſt ge¬
braute Bowle auch ziemlich allein ausgetrunken —
als die Baronin zum Aufbruch mahnte. Herr
Timm erbat ſich als einzigen Ehrenſold für ſeine
künſtleriſchen Bemühungen am heutigen Abend die
Erlaubniß, den Damen vom Hauſe die Hand küſſen
zu dürfen, eine Erlaubniß, die ihm von der Baronin
mit gnädiger Bereitwilligkeit, von Fräulein Helene
aber nicht zugeſtanden wurde, die kurz und trocken,
und die ſchönen Brauen ein wenig zuſammenziehend,
bemerkte, der Künſtler müſſe ſeinen Lohn in ſich ſelbſt
tragen. Herr Timm wollte dagegen Einwendungen
erheben, aber Oswald ſchnitt die weiteren Auseinan¬
derſetzungen ab, indem er „gute Nacht“ wünſchte und
mit Bruno (Malte hatte ſich ſchon früher entfernt)
das Zimmer verließ und ſo Herrn Timm, der in
demſelben Theile des Schloſſes wohnte, zwang, ſich
ebenfalls zu empfehlen. Ueberhaupt hatte Oswald
ſeinen neuen Freund heute Abend nicht gerade freund¬
lich behandelt und es gehörte die ganze Gutmüthigkeit
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/138>, abgerufen am 19.07.2024.
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