Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.Und alle Vöglein sangen's in der Runde, Und jedes Blümlein aus der Knospe sprang -- Nie ist ein Weib auf Erden je erschienen,Denn, so wie Dir, die Engel sichtbar dienen. O, Du bist lieb! lieb, wie der Gott der Träume, Der uns Vergessenheit der Schmerzen bringt, So hold, wie Mondschein, der durch Blüthenbäume In unser lauschig dunkles Zimmer dringt -- Süß, wie Dein Sang, der durch die stillen Räume In tiefer Nacht zu mir herüberklingt -- Du bist so schön, daß man wie sie Dich nannte,Für die der Krieg um Troja einst entbrannte. Geheimnißvolle hehre Macht des Schönen! Als unser Heiland bist Du uns gesandt. Du sollst uns wieder mit uns selbst versöhnen, Die wir zu stürmisch durch die Welt gerannt; Und wie mit seiner Harfe goldnen Tönen, Isai's Sohn des Saulus Weh gebannt, So wird aus Deinen liebetiefen AugenManch' düstrer Blick sich Licht und Hoffnung saugen. Aus Deinen holden Augen! wo sie strahlen In ihrer dunklen, märchenhaften Pracht, Da sind vergessen alle Erdenqualen, Da wird es hell in tiefster Leidensnacht, Wo sie erglänzen, wird in kummerfahlen, Gesenkten Stirnen Leben neu entfacht -- In müden Pilgern, die in allen LandenDie blaue Blume suchten und nicht fanden. O Blume, Mädchen! nie leg ab die Krone, Die jetzt auf Deinem jungen Haupte ruht, Gieb nimmer Raum dem frevelhaften Hohne, Daß, was so engelschön, nicht engelgut! Und alle Vöglein ſangen's in der Runde, Und jedes Blümlein aus der Knospe ſprang — Nie iſt ein Weib auf Erden je erſchienen,Denn, ſo wie Dir, die Engel ſichtbar dienen. O, Du biſt lieb! lieb, wie der Gott der Träume, Der uns Vergeſſenheit der Schmerzen bringt, So hold, wie Mondſchein, der durch Blüthenbäume In unſer lauſchig dunkles Zimmer dringt — Süß, wie Dein Sang, der durch die ſtillen Räume In tiefer Nacht zu mir herüberklingt — Du biſt ſo ſchön, daß man wie ſie Dich nannte,Für die der Krieg um Troja einſt entbrannte. Geheimnißvolle hehre Macht des Schönen! Als unſer Heiland biſt Du uns geſandt. Du ſollſt uns wieder mit uns ſelbſt verſöhnen, Die wir zu ſtürmiſch durch die Welt gerannt; Und wie mit ſeiner Harfe goldnen Tönen, Iſai's Sohn des Saulus Weh gebannt, So wird aus Deinen liebetiefen AugenManch' düſtrer Blick ſich Licht und Hoffnung ſaugen. Aus Deinen holden Augen! wo ſie ſtrahlen In ihrer dunklen, märchenhaften Pracht, Da ſind vergeſſen alle Erdenqualen, Da wird es hell in tiefſter Leidensnacht, Wo ſie erglänzen, wird in kummerfahlen, Geſenkten Stirnen Leben neu entfacht — In müden Pilgern, die in allen LandenDie blaue Blume ſuchten und nicht fanden. O Blume, Mädchen! nie leg ab die Krone, Die jetzt auf Deinem jungen Haupte ruht, Gieb nimmer Raum dem frevelhaften Hohne, Daß, was ſo engelſchön, nicht engelgut! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0144" n="134"/> <l rendition="#et">Und alle Vöglein ſangen's in der Runde,</l><lb/> <l rendition="#et">Und jedes Blümlein aus der Knospe ſprang —</l><lb/> <l>Nie iſt ein Weib auf Erden je erſchienen,</l><lb/> <l>Denn, ſo wie Dir, die Engel ſichtbar dienen.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l rendition="#et">O, Du biſt lieb! lieb, wie der Gott der Träume,</l><lb/> <l rendition="#et">Der uns Vergeſſenheit der Schmerzen bringt,</l><lb/> <l rendition="#et">So hold, wie Mondſchein, der durch Blüthenbäume</l><lb/> <l rendition="#et">In unſer lauſchig dunkles Zimmer dringt —</l><lb/> <l rendition="#et">Süß, wie Dein Sang, der durch die ſtillen Räume</l><lb/> <l rendition="#et">In tiefer Nacht zu mir herüberklingt —</l><lb/> <l>Du biſt ſo ſchön, daß man wie ſie Dich nannte,</l><lb/> <l>Für die der Krieg um Troja einſt entbrannte.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l rendition="#et">Geheimnißvolle hehre Macht des Schönen!</l><lb/> <l rendition="#et">Als unſer Heiland biſt Du uns geſandt.</l><lb/> <l rendition="#et">Du ſollſt uns wieder mit uns ſelbſt verſöhnen,</l><lb/> <l rendition="#et">Die wir zu ſtürmiſch durch die Welt gerannt;</l><lb/> <l rendition="#et">Und wie mit ſeiner Harfe goldnen Tönen,</l><lb/> <l rendition="#et">Iſai's Sohn des Saulus Weh gebannt,</l><lb/> <l>So wird aus Deinen liebetiefen Augen</l><lb/> <l>Manch' düſtrer Blick ſich Licht und Hoffnung ſaugen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l rendition="#et">Aus Deinen holden Augen! wo ſie ſtrahlen</l><lb/> <l rendition="#et">In ihrer dunklen, märchenhaften Pracht,</l><lb/> <l rendition="#et">Da ſind vergeſſen alle Erdenqualen,</l><lb/> <l rendition="#et">Da wird es hell in tiefſter Leidensnacht,</l><lb/> <l rendition="#et">Wo ſie erglänzen, wird in kummerfahlen,</l><lb/> <l rendition="#et">Geſenkten Stirnen Leben neu entfacht —</l><lb/> <l>In müden Pilgern, die in allen Landen</l><lb/> <l>Die blaue Blume ſuchten und nicht fanden.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l rendition="#et">O Blume, Mädchen! nie leg ab die Krone,</l><lb/> <l rendition="#et">Die jetzt auf Deinem jungen Haupte ruht,</l><lb/> <l rendition="#et">Gieb nimmer Raum dem frevelhaften Hohne,</l><lb/> <l rendition="#et">Daß, was ſo engelſchön, nicht engelgut!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [134/0144]
Und alle Vöglein ſangen's in der Runde,
Und jedes Blümlein aus der Knospe ſprang —
Nie iſt ein Weib auf Erden je erſchienen,
Denn, ſo wie Dir, die Engel ſichtbar dienen.
O, Du biſt lieb! lieb, wie der Gott der Träume,
Der uns Vergeſſenheit der Schmerzen bringt,
So hold, wie Mondſchein, der durch Blüthenbäume
In unſer lauſchig dunkles Zimmer dringt —
Süß, wie Dein Sang, der durch die ſtillen Räume
In tiefer Nacht zu mir herüberklingt —
Du biſt ſo ſchön, daß man wie ſie Dich nannte,
Für die der Krieg um Troja einſt entbrannte.
Geheimnißvolle hehre Macht des Schönen!
Als unſer Heiland biſt Du uns geſandt.
Du ſollſt uns wieder mit uns ſelbſt verſöhnen,
Die wir zu ſtürmiſch durch die Welt gerannt;
Und wie mit ſeiner Harfe goldnen Tönen,
Iſai's Sohn des Saulus Weh gebannt,
So wird aus Deinen liebetiefen Augen
Manch' düſtrer Blick ſich Licht und Hoffnung ſaugen.
Aus Deinen holden Augen! wo ſie ſtrahlen
In ihrer dunklen, märchenhaften Pracht,
Da ſind vergeſſen alle Erdenqualen,
Da wird es hell in tiefſter Leidensnacht,
Wo ſie erglänzen, wird in kummerfahlen,
Geſenkten Stirnen Leben neu entfacht —
In müden Pilgern, die in allen Landen
Die blaue Blume ſuchten und nicht fanden.
O Blume, Mädchen! nie leg ab die Krone,
Die jetzt auf Deinem jungen Haupte ruht,
Gieb nimmer Raum dem frevelhaften Hohne,
Daß, was ſo engelſchön, nicht engelgut!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |