Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.köstlich steht ihr dieser Stolz; wie kann ein Mädchen köſtlich ſteht ihr dieſer Stolz; wie kann ein Mädchen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0153" n="143"/> köſtlich ſteht ihr dieſer Stolz; wie kann ein Mädchen<lb/> mit dieſem Geſicht, dieſen Augen, dieſem Haar anders<lb/> als ſtolz ſein. Es iſt die Atmoſphäre, in die ſie ſo<lb/> nothwendig gehört, wie ein Adler in die höchſten Lüfte.<lb/> Der Adler iſt auch ſtolz und kein Menſch nimmt es<lb/> ihm übel. . . . Wie ſchön das Mädchen iſt! eine<lb/> prächtige Schönheit, die das helle Sonnenlicht nicht<lb/> zu ſcheuen braucht, die nur noch ſchöner zu werden<lb/> ſcheint, je köſtlicher der Rahmen iſt, der ſie umgiebt.<lb/> Eine unheimliche Schönheit, die uns feſſelt und er¬<lb/> ſtarren macht, wie die der tödtlich ſchönen Meduſe.<lb/> Dies Mädchen eine Blume? wo waren meine Augen<lb/> geſtern? ſie iſt kein lyriſches Gedicht voll Vogelſang<lb/> und Sonnenſchein, ſie iſt eine ſchwermüthige Ballade,<lb/> in der Schwerter klirren und Herzen verbluten, wäh¬<lb/> rend oben aus dem Thurme ein weißes Tüchlein<lb/> weht. — Und halt! jetzt weiß ich's: es iſt das leib¬<lb/> haftige Gottſeibeiunsgeſicht der Grenwitzer, wie Albert<lb/> vortrefflich ſagt — Zug für Zug! es iſt das Geſicht<lb/> Harald's in's Weibliche überſetzt, dieſelben dämoniſchen<lb/> Augen, derſelbe berauſchend ſinnliche Zug in den vollen,<lb/> faſt zu vollen Lippen, dieſelbe Kraft in dem üppig<lb/> dichten blauſchwarzen Haar, das ſich über der breiten,<lb/> feſten Stirn aufträufelt! — Vortreffliche Frau Mama!<lb/> Sie irren ſich ſehr, wenn Sie glauben, daß dieſe<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [143/0153]
köſtlich ſteht ihr dieſer Stolz; wie kann ein Mädchen
mit dieſem Geſicht, dieſen Augen, dieſem Haar anders
als ſtolz ſein. Es iſt die Atmoſphäre, in die ſie ſo
nothwendig gehört, wie ein Adler in die höchſten Lüfte.
Der Adler iſt auch ſtolz und kein Menſch nimmt es
ihm übel. . . . Wie ſchön das Mädchen iſt! eine
prächtige Schönheit, die das helle Sonnenlicht nicht
zu ſcheuen braucht, die nur noch ſchöner zu werden
ſcheint, je köſtlicher der Rahmen iſt, der ſie umgiebt.
Eine unheimliche Schönheit, die uns feſſelt und er¬
ſtarren macht, wie die der tödtlich ſchönen Meduſe.
Dies Mädchen eine Blume? wo waren meine Augen
geſtern? ſie iſt kein lyriſches Gedicht voll Vogelſang
und Sonnenſchein, ſie iſt eine ſchwermüthige Ballade,
in der Schwerter klirren und Herzen verbluten, wäh¬
rend oben aus dem Thurme ein weißes Tüchlein
weht. — Und halt! jetzt weiß ich's: es iſt das leib¬
haftige Gottſeibeiunsgeſicht der Grenwitzer, wie Albert
vortrefflich ſagt — Zug für Zug! es iſt das Geſicht
Harald's in's Weibliche überſetzt, dieſelben dämoniſchen
Augen, derſelbe berauſchend ſinnliche Zug in den vollen,
faſt zu vollen Lippen, dieſelbe Kraft in dem üppig
dichten blauſchwarzen Haar, das ſich über der breiten,
feſten Stirn aufträufelt! — Vortreffliche Frau Mama!
Sie irren ſich ſehr, wenn Sie glauben, daß dieſe
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |