Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.Majestät. Die Gesellschaft, obgleich sie die Ueber¬ Er war so ganz die Seele der Gesellschaft ge¬ Indessen Oswald hatte diesmal andere und bessere 10*
Majeſtät. Die Geſellſchaft, obgleich ſie die Ueber¬ Er war ſo ganz die Seele der Geſellſchaft ge¬ Indeſſen Oswald hatte diesmal andere und beſſere 10*
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0157" n="147"/> Majeſtät. Die Geſellſchaft, obgleich ſie die Ueber¬<lb/> treibungen wol herausfühlte, horchte mit athemloſer<lb/> Spannung, und Oswald empfand es als den ſchönſten<lb/> Lohn ſeiner phantaſtiſchen Improviſation, daß die<lb/> großen, glänzenden Augen Helene's während ſeines<lb/> Vertrages mit einem Ausdruck halb der Verwunde¬<lb/> rung und halb des Zweifels unverwandt auf ihn ge¬<lb/> richtet waren.</p><lb/> <p>Er war ſo ganz die Seele der Geſellſchaft ge¬<lb/> worden, daß man es ihm ernſtlich übel zu nehmen<lb/> ſchien, als er gleich nach der Abendmahlzeit erklärte,<lb/> den verabredeten Spaziergang durch den Buchenwald<lb/> nach dem Strande nicht mitmachen zu können, da<lb/> morgen Poſttag ſei und er einige ſehr wichtige Briefe<lb/> zu ſchreiben habe. Wenn Oswald die bekannte Regel,<lb/> ſich in dem Augenblicke aus einer Geſellſchaft zurück¬<lb/> zuziehen, wo man ſich ihr unentbehrlich gemacht hat,<lb/> durch dieſe Weigerung befolgen wollte, ſo konnte er<lb/> mit der beabſichtigten Wirkung vollkommen zufrieden<lb/> ſein. Fräulein Helene wenigſtens ließ ſich herab, ihn<lb/> direct zum Bleiben aufzufordern, und wandte ſich, als<lb/> er bei ſeinem Vorhaben beharrte, ſo kurz von ihm<lb/> weg, daß ihr Unmuth nur zu erſichtlich war.</p><lb/> <p>Indeſſen Oswald hatte diesmal andere und beſſere<lb/> Gründe, die ihn nicht zu bleiben beſtimmten. Der<lb/> <fw place="bottom" type="sig">10*<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [147/0157]
Majeſtät. Die Geſellſchaft, obgleich ſie die Ueber¬
treibungen wol herausfühlte, horchte mit athemloſer
Spannung, und Oswald empfand es als den ſchönſten
Lohn ſeiner phantaſtiſchen Improviſation, daß die
großen, glänzenden Augen Helene's während ſeines
Vertrages mit einem Ausdruck halb der Verwunde¬
rung und halb des Zweifels unverwandt auf ihn ge¬
richtet waren.
Er war ſo ganz die Seele der Geſellſchaft ge¬
worden, daß man es ihm ernſtlich übel zu nehmen
ſchien, als er gleich nach der Abendmahlzeit erklärte,
den verabredeten Spaziergang durch den Buchenwald
nach dem Strande nicht mitmachen zu können, da
morgen Poſttag ſei und er einige ſehr wichtige Briefe
zu ſchreiben habe. Wenn Oswald die bekannte Regel,
ſich in dem Augenblicke aus einer Geſellſchaft zurück¬
zuziehen, wo man ſich ihr unentbehrlich gemacht hat,
durch dieſe Weigerung befolgen wollte, ſo konnte er
mit der beabſichtigten Wirkung vollkommen zufrieden
ſein. Fräulein Helene wenigſtens ließ ſich herab, ihn
direct zum Bleiben aufzufordern, und wandte ſich, als
er bei ſeinem Vorhaben beharrte, ſo kurz von ihm
weg, daß ihr Unmuth nur zu erſichtlich war.
Indeſſen Oswald hatte diesmal andere und beſſere
Gründe, die ihn nicht zu bleiben beſtimmten. Der
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