doch, wie es andere Väter mit ihren Kindern machen, und daß sie sich nicht schämen, nicht blos wie kein Vater, sondern nicht einmal wie ein Christenmensch an ihren Kindern zu handeln. Und der Vater von der gnädigen Frau -- nun, er war mein gnädiger Herr, und ich habe unter ihm die Campagne mit¬ gemacht, und von den Todten soll man nichts Uebles reden -- aber zu Ihnen darf ich es schon sagen, weil Sie uns doch nun nicht mehr fremd sind -- ja, das war ein böser Herr, oder auch eigentlich nicht böse, aber wild und leichtsinnig, wie der jüngste Offi¬ zier in seinem Regiment. Je toller ein Streich war, desto lieber war es ihm; na, und tolle Streiche und schlechte Streiche, die sehen sich manchmal zum Ver¬ wechseln ähnlich. So dachte er sich nicht Böses da¬ bei, wenn er, noch als Verheirateter, den Frauenzim¬ mern gerade so nachstellte, wie er es sonst gethan, aber der armen gnädigen Frau, welche eine gar gute, liebe Dame war, brach darüber das Herz, und sie starb, als ihr einziges Kind erst zwei Jahre alt war. Da gab es nun eigentlich Niemand, der für das arme Ding sorgte, als den alten Baumann. Ich hab's herumgetragen und habe mit ihm gespielt, und hernach, als es größer wurde, habe ich mit ihm schreiben und lesen gelernt, was ich damals noch nicht konnte, und
doch, wie es andere Väter mit ihren Kindern machen, und daß ſie ſich nicht ſchämen, nicht blos wie kein Vater, ſondern nicht einmal wie ein Chriſtenmenſch an ihren Kindern zu handeln. Und der Vater von der gnädigen Frau — nun, er war mein gnädiger Herr, und ich habe unter ihm die Campagne mit¬ gemacht, und von den Todten ſoll man nichts Uebles reden — aber zu Ihnen darf ich es ſchon ſagen, weil Sie uns doch nun nicht mehr fremd ſind — ja, das war ein böſer Herr, oder auch eigentlich nicht böſe, aber wild und leichtſinnig, wie der jüngſte Offi¬ zier in ſeinem Regiment. Je toller ein Streich war, deſto lieber war es ihm; na, und tolle Streiche und ſchlechte Streiche, die ſehen ſich manchmal zum Ver¬ wechſeln ähnlich. So dachte er ſich nicht Böſes da¬ bei, wenn er, noch als Verheirateter, den Frauenzim¬ mern gerade ſo nachſtellte, wie er es ſonſt gethan, aber der armen gnädigen Frau, welche eine gar gute, liebe Dame war, brach darüber das Herz, und ſie ſtarb, als ihr einziges Kind erſt zwei Jahre alt war. Da gab es nun eigentlich Niemand, der für das arme Ding ſorgte, als den alten Baumann. Ich hab's herumgetragen und habe mit ihm geſpielt, und hernach, als es größer wurde, habe ich mit ihm ſchreiben und leſen gelernt, was ich damals noch nicht konnte, und
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doch, wie es andere Väter mit ihren Kindern machen,
und daß ſie ſich nicht ſchämen, nicht blos wie kein
Vater, ſondern nicht einmal wie ein Chriſtenmenſch
an ihren Kindern zu handeln. Und der Vater von
der gnädigen Frau — nun, er war mein gnädiger
Herr, und ich habe unter ihm die Campagne mit¬
gemacht, und von den Todten ſoll man nichts Uebles
reden — aber zu Ihnen darf ich es ſchon ſagen,
weil Sie uns doch nun nicht mehr fremd ſind — ja,
das war ein böſer Herr, oder auch eigentlich nicht
böſe, aber wild und leichtſinnig, wie der jüngſte Offi¬
zier in ſeinem Regiment. Je toller ein Streich war,
deſto lieber war es ihm; na, und tolle Streiche und
ſchlechte Streiche, die ſehen ſich manchmal zum Ver¬
wechſeln ähnlich. So dachte er ſich nicht Böſes da¬
bei, wenn er, noch als Verheirateter, den Frauenzim¬
mern gerade ſo nachſtellte, wie er es ſonſt gethan,
aber der armen gnädigen Frau, welche eine gar gute,
liebe Dame war, brach darüber das Herz, und ſie
ſtarb, als ihr einziges Kind erſt zwei Jahre alt war.
Da gab es nun eigentlich Niemand, der für das arme
Ding ſorgte, als den alten Baumann. Ich hab's
herumgetragen und habe mit ihm geſpielt, und hernach,
als es größer wurde, habe ich mit ihm ſchreiben und
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/164>, abgerufen am 21.07.2024.
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