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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.

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er deshalb, als er bald darauf in der ihm Begeg¬
nenden Fräulein Helene erkannte. An ein Ausweichen
war nicht zu denken. Es führten von dem Wall nur
sehr wenige schmale Treppen in den Garten hinab.
So blieb ihm freilich nichts übrig, als, die Hände
auf dem Rücken, und die Vögel, die über ihm durch
die Zweige flatterten und die Enten unten auf dem
Graben mit gespannter Aufmerksamkeit beobachtend,
langsam weiter zu schlendern, und ein ganz klein
wenig überrascht zu sein, Fräulein Helene genau um
dieselbe Zeit und an derselben Stelle, wie gestern, zu
begegnen.

Fräulein Helene erwiederte seinen Gruß mit jener
vornehmen Ruhe, die dem etwas düstern Charakter
ihrer Schönheit so gut stand, obgleich sie für ein
Mädchen von diesem jugendlichen Alter fast zu kalt
und vornehm schien. Vielleicht wäre ihr Gruß nicht
ganz so förmlich gewesen, wenn Oswald selbst nicht
jede Spur einer freudigen Regung geflissentlich unter¬
drückt hätte. Eine kurze, nichts weniger als geistreiche
Unterhaltung über das Wetter, ein paar gleichgültige
Fragen Oswald's über den Spaziergang von gestern
Abend und ein paar kurze Antworten Helene's folgten.
Darauf abermalige höflich kühle Begrüßung von beiden
Seiten. Fräulein Helene setzte ihren Spaziergang

er deshalb, als er bald darauf in der ihm Begeg¬
nenden Fräulein Helene erkannte. An ein Ausweichen
war nicht zu denken. Es führten von dem Wall nur
ſehr wenige ſchmale Treppen in den Garten hinab.
So blieb ihm freilich nichts übrig, als, die Hände
auf dem Rücken, und die Vögel, die über ihm durch
die Zweige flatterten und die Enten unten auf dem
Graben mit geſpannter Aufmerkſamkeit beobachtend,
langſam weiter zu ſchlendern, und ein ganz klein
wenig überraſcht zu ſein, Fräulein Helene genau um
dieſelbe Zeit und an derſelben Stelle, wie geſtern, zu
begegnen.

Fräulein Helene erwiederte ſeinen Gruß mit jener
vornehmen Ruhe, die dem etwas düſtern Charakter
ihrer Schönheit ſo gut ſtand, obgleich ſie für ein
Mädchen von dieſem jugendlichen Alter faſt zu kalt
und vornehm ſchien. Vielleicht wäre ihr Gruß nicht
ganz ſo förmlich geweſen, wenn Oswald ſelbſt nicht
jede Spur einer freudigen Regung gefliſſentlich unter¬
drückt hätte. Eine kurze, nichts weniger als geiſtreiche
Unterhaltung über das Wetter, ein paar gleichgültige
Fragen Oswald's über den Spaziergang von geſtern
Abend und ein paar kurze Antworten Helene's folgten.
Darauf abermalige höflich kühle Begrüßung von beiden
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[160/0170] er deshalb, als er bald darauf in der ihm Begeg¬ nenden Fräulein Helene erkannte. An ein Ausweichen war nicht zu denken. Es führten von dem Wall nur ſehr wenige ſchmale Treppen in den Garten hinab. So blieb ihm freilich nichts übrig, als, die Hände auf dem Rücken, und die Vögel, die über ihm durch die Zweige flatterten und die Enten unten auf dem Graben mit geſpannter Aufmerkſamkeit beobachtend, langſam weiter zu ſchlendern, und ein ganz klein wenig überraſcht zu ſein, Fräulein Helene genau um dieſelbe Zeit und an derſelben Stelle, wie geſtern, zu begegnen. Fräulein Helene erwiederte ſeinen Gruß mit jener vornehmen Ruhe, die dem etwas düſtern Charakter ihrer Schönheit ſo gut ſtand, obgleich ſie für ein Mädchen von dieſem jugendlichen Alter faſt zu kalt und vornehm ſchien. Vielleicht wäre ihr Gruß nicht ganz ſo förmlich geweſen, wenn Oswald ſelbſt nicht jede Spur einer freudigen Regung gefliſſentlich unter¬ drückt hätte. Eine kurze, nichts weniger als geiſtreiche Unterhaltung über das Wetter, ein paar gleichgültige Fragen Oswald's über den Spaziergang von geſtern Abend und ein paar kurze Antworten Helene's folgten. Darauf abermalige höflich kühle Begrüßung von beiden Seiten. Fräulein Helene ſetzte ihren Spaziergang

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/170>, abgerufen am 21.11.2024.