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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.

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für seine Begeisterung findet, hat die Zügel noch in
der Hand. Und dann kann ich ein schönes Mädchen¬
bild sehen, und auch dafür schwärmen, ohne daß mir,
wie Sie sehen, die Cigarre auch nur einen Grad
weniger gut schmeckte. Sie aber sind im Stande
darüber Essen und Trinken und Alles zu vergessen
mir sich, Hals über Kopf, in die Charybdis Ihrer
Begeisterung zu stürzen, ohne auch nur daran zu
denken, ob Sie im Stande sein werden, jemals wie¬
der zum rosigen Lichte aufzutauchen."

"Wissen Sie das so gewiß?"

"Ganz gewiß; ich habe Ihnen in der letzten Zeit
ein eingehendes Studium gewidmet, und gefunden,
daß Sie eines der vortrefflichsten Exemplare einer in
unseren Tagen ziemlich weit verbreiteten Species ge¬
neris humani
sind, Nachkommen des weiland vom
Teufel geholten Doctor Faustus, Faustuli posthumi,
so zu sagen, die den langen Docentenbart abge¬
schnitten, auch nicht im romantischen Rittercostüm,
sondern einfach im modernen Frack einherspazieren;
im Uebrigen aber auf gut faustisch von Begierde zu
Genuß taumeln, und im Genuß nach Begierde ver¬
schmachten.

"Problematische Naturen, nennt sie der Baron
Oldenburg," bemerkte Oswald.

für ſeine Begeiſterung findet, hat die Zügel noch in
der Hand. Und dann kann ich ein ſchönes Mädchen¬
bild ſehen, und auch dafür ſchwärmen, ohne daß mir,
wie Sie ſehen, die Cigarre auch nur einen Grad
weniger gut ſchmeckte. Sie aber ſind im Stande
darüber Eſſen und Trinken und Alles zu vergeſſen
mir ſich, Hals über Kopf, in die Charybdis Ihrer
Begeiſterung zu ſtürzen, ohne auch nur daran zu
denken, ob Sie im Stande ſein werden, jemals wie¬
der zum roſigen Lichte aufzutauchen.“

„Wiſſen Sie das ſo gewiß?“

„Ganz gewiß; ich habe Ihnen in der letzten Zeit
ein eingehendes Studium gewidmet, und gefunden,
daß Sie eines der vortrefflichſten Exemplare einer in
unſeren Tagen ziemlich weit verbreiteten Species ge¬
neris humani
ſind, Nachkommen des weiland vom
Teufel geholten Doctor Fauſtus, Fauſtuli posthumi,
ſo zu ſagen, die den langen Docentenbart abge¬
ſchnitten, auch nicht im romantiſchen Rittercoſtüm,
ſondern einfach im modernen Frack einherſpazieren;
im Uebrigen aber auf gut fauſtiſch von Begierde zu
Genuß taumeln, und im Genuß nach Begierde ver¬
ſchmachten.

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Oldenburg,“ bemerkte Oswald.

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[165/0175] für ſeine Begeiſterung findet, hat die Zügel noch in der Hand. Und dann kann ich ein ſchönes Mädchen¬ bild ſehen, und auch dafür ſchwärmen, ohne daß mir, wie Sie ſehen, die Cigarre auch nur einen Grad weniger gut ſchmeckte. Sie aber ſind im Stande darüber Eſſen und Trinken und Alles zu vergeſſen mir ſich, Hals über Kopf, in die Charybdis Ihrer Begeiſterung zu ſtürzen, ohne auch nur daran zu denken, ob Sie im Stande ſein werden, jemals wie¬ der zum roſigen Lichte aufzutauchen.“ „Wiſſen Sie das ſo gewiß?“ „Ganz gewiß; ich habe Ihnen in der letzten Zeit ein eingehendes Studium gewidmet, und gefunden, daß Sie eines der vortrefflichſten Exemplare einer in unſeren Tagen ziemlich weit verbreiteten Species ge¬ neris humani ſind, Nachkommen des weiland vom Teufel geholten Doctor Fauſtus, Fauſtuli posthumi, ſo zu ſagen, die den langen Docentenbart abge¬ ſchnitten, auch nicht im romantiſchen Rittercoſtüm, ſondern einfach im modernen Frack einherſpazieren; im Uebrigen aber auf gut fauſtiſch von Begierde zu Genuß taumeln, und im Genuß nach Begierde ver¬ ſchmachten. „Problematiſche Naturen, nennt ſie der Baron Oldenburg,“ bemerkte Oswald.

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/175>, abgerufen am 24.11.2024.