Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861."Eine sehr gute Bezeichnung," sagte der Doctor. "Der Baron ist ein räthselhafter Charakter, über "Wäre er sonst eine problematische Natur? Ich "Was kann der arme Baron dafür, daß ihm der "Glauben Sie denn, daß es mir schmeckt?" sagte „Eine ſehr gute Bezeichnung,“ ſagte der Doctor. „Der Baron iſt ein räthſelhafter Charakter, über „Wäre er ſonſt eine problematiſche Natur? Ich „Was kann der arme Baron dafür, daß ihm der „Glauben Sie denn, daß es mir ſchmeckt?“ ſagte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0176" n="166"/> <p>„Eine ſehr gute Bezeichnung,“ ſagte der Doctor.<lb/> „Freilich der Baron muß es wiſſen, der iſt ſelbſt von<lb/> der Brüderſchaft und ich vermuthe, daß er einen ziem¬<lb/> lich hohen Grad einnimmt. Wenigſtens nach Allem,<lb/> was ich von ihm höre, denn geſprochen habe ich ihn<lb/> nie, und nur einmal flüchtig geſehen.“</p><lb/> <p>„Der Baron iſt ein räthſelhafter Charakter, über<lb/> den es ſehr ſchwer hält, ſich ein richtiges Urtheil zu<lb/> bilden.“</p><lb/> <p>„Wäre er ſonſt eine problematiſche Natur? Ich<lb/> höre, Sie ſind ein ſpecieller Freund des Barons,<lb/> einer von den wenigen, die er, wie es heißt, auf Er¬<lb/> den hat. Und gerade deshalb ſpreche ich offen. Ich<lb/> kann es nicht billigen, daß ein Mann von den emi¬<lb/> nenten Gaben des Barons ſein Leben in Müßiggang<lb/> verdämmert — in einem geſchäftigen Müßiggang, der<lb/> ſchwerſte Vorwurf, der meiner Meinung nach einen<lb/> Mann in unſerer Zeit treffen kann, wo es wahrlich<lb/> ſo viel, ſo viel zu thun giebt.“</p><lb/> <p>„Was kann der arme Baron dafür, daß ihm der<lb/> Speck und das Brod des Alltagsleben nicht ſchmeckt?“</p><lb/> <p>„Glauben Sie denn, daß es mir ſchmeckt?“ ſagte<lb/> Doctor Braun, und ſeine Wangen rötheten ſich und<lb/> ſeine Augen leuchteten; „glauben Sie, daß der herr¬<lb/> liche Gott Apollo, als er die Rinder des Admet wei¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [166/0176]
„Eine ſehr gute Bezeichnung,“ ſagte der Doctor.
„Freilich der Baron muß es wiſſen, der iſt ſelbſt von
der Brüderſchaft und ich vermuthe, daß er einen ziem¬
lich hohen Grad einnimmt. Wenigſtens nach Allem,
was ich von ihm höre, denn geſprochen habe ich ihn
nie, und nur einmal flüchtig geſehen.“
„Der Baron iſt ein räthſelhafter Charakter, über
den es ſehr ſchwer hält, ſich ein richtiges Urtheil zu
bilden.“
„Wäre er ſonſt eine problematiſche Natur? Ich
höre, Sie ſind ein ſpecieller Freund des Barons,
einer von den wenigen, die er, wie es heißt, auf Er¬
den hat. Und gerade deshalb ſpreche ich offen. Ich
kann es nicht billigen, daß ein Mann von den emi¬
nenten Gaben des Barons ſein Leben in Müßiggang
verdämmert — in einem geſchäftigen Müßiggang, der
ſchwerſte Vorwurf, der meiner Meinung nach einen
Mann in unſerer Zeit treffen kann, wo es wahrlich
ſo viel, ſo viel zu thun giebt.“
„Was kann der arme Baron dafür, daß ihm der
Speck und das Brod des Alltagsleben nicht ſchmeckt?“
„Glauben Sie denn, daß es mir ſchmeckt?“ ſagte
Doctor Braun, und ſeine Wangen rötheten ſich und
ſeine Augen leuchteten; „glauben Sie, daß der herr¬
liche Gott Apollo, als er die Rinder des Admet wei¬
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