Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

"Eben so schmeichelhaft, wie natürlich," sagte
Herr Timm! der mit der Reißfeder hinter dem Ohr
und etwas stark derangirter Toilette soeben erschienen
war, um sich den Herrschaften zu empfehlen, und jetzt
der Baronin in den Wagen half. "Bon voyage!
grüßen Sie den alten Grafen Grieben bestens von
mir! famoser alter Herr, der einen capitalen Rhein¬
wein führt. All right! Hotte, hü!" -- und Herr
Timm versetzte dem ihm zunächst befindlichen Pferde
einen derben Schlag mit der flachen Hand, und warf
dann den Insassen des Wagens, der sich jetzt in Be¬
wegung setzte, eine Kußhand zu.

"Gott sei Dank," sagte er, als die Kutsche in
dem Thor verschwunden war, und rieb sich vergnügt
die Hände. "Nun sind wir doch einmal unter uns
Mädchen! Was fangen wir nun vor Entzücken an?
Qu'en dites-vous, Monsieur le Docteur? qu'en
dites-vous, Mademoiselle?
"

"Ich habe ein paar Briefe zu schreiben, und werde
mich deshalb auf mein Zimmer begeben; sagte Os¬
wald, in das Haus gehend.

"So wollen wir eine französische Lection im Gar¬
ten nehmen, kleine Marguerite;" sagte Herr Timm,
den Arm der jungen Dame ohne Umstände in den
seinen legend.

„Eben ſo ſchmeichelhaft, wie natürlich,“ ſagte
Herr Timm! der mit der Reißfeder hinter dem Ohr
und etwas ſtark derangirter Toilette ſoeben erſchienen
war, um ſich den Herrſchaften zu empfehlen, und jetzt
der Baronin in den Wagen half. „Bon voyage!
grüßen Sie den alten Grafen Grieben beſtens von
mir! famoſer alter Herr, der einen capitalen Rhein¬
wein führt. All right! Hotte, hü!“ — und Herr
Timm verſetzte dem ihm zunächſt befindlichen Pferde
einen derben Schlag mit der flachen Hand, und warf
dann den Inſaſſen des Wagens, der ſich jetzt in Be¬
wegung ſetzte, eine Kußhand zu.

„Gott ſei Dank,“ ſagte er, als die Kutſche in
dem Thor verſchwunden war, und rieb ſich vergnügt
die Hände. „Nun ſind wir doch einmal unter uns
Mädchen! Was fangen wir nun vor Entzücken an?
Qu'en dites-vous, Monsieur le Docteur? qu'en
dites-vous, Mademoiselle?

„Ich habe ein paar Briefe zu ſchreiben, und werde
mich deshalb auf mein Zimmer begeben; ſagte Os¬
wald, in das Haus gehend.

„So wollen wir eine franzöſiſche Lection im Gar¬
ten nehmen, kleine Marguerite;“ ſagte Herr Timm,
den Arm der jungen Dame ohne Umſtände in den
ſeinen legend.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0018" n="8"/>
        <p>&#x201E;Eben &#x017F;o &#x017F;chmeichelhaft, wie natürlich,&#x201C; &#x017F;agte<lb/>
Herr Timm! der mit der Reißfeder hinter dem Ohr<lb/>
und etwas &#x017F;tark derangirter Toilette &#x017F;oeben er&#x017F;chienen<lb/>
war, um &#x017F;ich den Herr&#x017F;chaften zu empfehlen, und jetzt<lb/>
der Baronin in den Wagen half. &#x201E;<hi rendition="#aq">Bon voyage</hi>!<lb/>
grüßen Sie den alten Grafen Grieben be&#x017F;tens von<lb/>
mir! famo&#x017F;er alter Herr, der einen capitalen Rhein¬<lb/>
wein führt. <hi rendition="#aq">All right</hi>! Hotte, hü!&#x201C; &#x2014; und Herr<lb/>
Timm ver&#x017F;etzte dem ihm zunäch&#x017F;t befindlichen Pferde<lb/>
einen derben Schlag mit der flachen Hand, und warf<lb/>
dann den In&#x017F;a&#x017F;&#x017F;en des Wagens, der &#x017F;ich jetzt in Be¬<lb/>
wegung &#x017F;etzte, eine Kußhand zu.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Gott &#x017F;ei Dank,&#x201C; &#x017F;agte er, als die Kut&#x017F;che in<lb/>
dem Thor ver&#x017F;chwunden war, und rieb &#x017F;ich vergnügt<lb/>
die Hände. &#x201E;Nun &#x017F;ind wir doch einmal unter uns<lb/>
Mädchen! Was fangen wir nun vor Entzücken an?<lb/><hi rendition="#aq">Qu'en dites-vous, Monsieur le Docteur? qu'en<lb/>
dites-vous, Mademoiselle?</hi>&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich habe ein paar Briefe zu &#x017F;chreiben, und werde<lb/>
mich deshalb auf mein Zimmer begeben; &#x017F;agte Os¬<lb/>
wald, in das Haus gehend.</p><lb/>
        <p>&#x201E;So wollen wir eine franzö&#x017F;i&#x017F;che Lection im Gar¬<lb/>
ten nehmen, kleine Marguerite;&#x201C; &#x017F;agte Herr Timm,<lb/>
den Arm der jungen Dame ohne Um&#x017F;tände in den<lb/>
&#x017F;einen legend.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0018] „Eben ſo ſchmeichelhaft, wie natürlich,“ ſagte Herr Timm! der mit der Reißfeder hinter dem Ohr und etwas ſtark derangirter Toilette ſoeben erſchienen war, um ſich den Herrſchaften zu empfehlen, und jetzt der Baronin in den Wagen half. „Bon voyage! grüßen Sie den alten Grafen Grieben beſtens von mir! famoſer alter Herr, der einen capitalen Rhein¬ wein führt. All right! Hotte, hü!“ — und Herr Timm verſetzte dem ihm zunächſt befindlichen Pferde einen derben Schlag mit der flachen Hand, und warf dann den Inſaſſen des Wagens, der ſich jetzt in Be¬ wegung ſetzte, eine Kußhand zu. „Gott ſei Dank,“ ſagte er, als die Kutſche in dem Thor verſchwunden war, und rieb ſich vergnügt die Hände. „Nun ſind wir doch einmal unter uns Mädchen! Was fangen wir nun vor Entzücken an? Qu'en dites-vous, Monsieur le Docteur? qu'en dites-vous, Mademoiselle?“ „Ich habe ein paar Briefe zu ſchreiben, und werde mich deshalb auf mein Zimmer begeben; ſagte Os¬ wald, in das Haus gehend. „So wollen wir eine franzöſiſche Lection im Gar¬ ten nehmen, kleine Marguerite;“ ſagte Herr Timm, den Arm der jungen Dame ohne Umſtände in den ſeinen legend.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/18
Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/18>, abgerufen am 21.11.2024.