Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.wenig von der ruhig vornehmen Haltung nach, die Aber wenn selbst die Baronin sich gegen ihren F. Spielhagen, Problematische Naturen. III. 12
wenig von der ruhig vornehmen Haltung nach, die Aber wenn ſelbſt die Baronin ſich gegen ihren F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. III. 12
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0187" n="177"/> wenig von der ruhig vornehmen Haltung nach, die<lb/> ſie im Uebrigen ſo wenig ablegen zu können ſchien,<lb/> wie die dunkle Farbe ihres reichen Haares, oder den<lb/> tiefen Glanz ihrer großen grauſchwarzen Augen.</p><lb/> <p>Aber wenn ſelbſt die Baronin ſich gegen ihren<lb/> Gemahl über Helene's faſt allzuſchroffes Weſen be¬<lb/> klagte, wenn ſie die Bemerkung machte, die lange Ab¬<lb/> weſenheit ſcheine denn doch Helene ihrer Familie etwas<lb/> entfremdet zu haben, ſo war dies freilich nur zu wahr,<lb/> aber die Schuld daran traf weniger die junge Dame,<lb/> als die Baronin ſelbſt. Sie war es geweſen, auf<lb/> deren Wunſch Helene ſo lange Jahre fern von ihrem<lb/> elterlichen Hauſe geweſen war; ſie hatte dem ſchwachen<lb/> Gemahl, wenn er ſich nach der geliebten Tochter ſehnte,<lb/> auseinandergeſetzt, wie vortheilhaft für die Tournüre<lb/> und für die Bildung einer jungen Dame es ſei, wenn<lb/> ſie ſo früh wie möglich in die ſtrenge Schule eines<lb/> Muſterpenſionats komme und ſo lange wie möglich<lb/> dort bleibe; ſie hatte ſchon vorher, wenn die Kleine<lb/> ſich liebevoll an ſie ſchmiegen wollte, nur eine kalte<lb/> Miene und ein paar kühle franzöſiſche Redensarten<lb/> für ſie gehabt, bis das Kind, größer geworden, die<lb/> Hoffnungsloſigkeit des Verſuchs, einen Weg zum Mut¬<lb/> terherzen zu finden, einſah und ſie fortan mit Lieb¬<lb/> koſungen, die nicht erwiedert wurden, verſchonte. Die<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. <hi rendition="#aq">III</hi>. 12<lb/></fw> </p> </div> </body> </text> </TEI> [177/0187]
wenig von der ruhig vornehmen Haltung nach, die
ſie im Uebrigen ſo wenig ablegen zu können ſchien,
wie die dunkle Farbe ihres reichen Haares, oder den
tiefen Glanz ihrer großen grauſchwarzen Augen.
Aber wenn ſelbſt die Baronin ſich gegen ihren
Gemahl über Helene's faſt allzuſchroffes Weſen be¬
klagte, wenn ſie die Bemerkung machte, die lange Ab¬
weſenheit ſcheine denn doch Helene ihrer Familie etwas
entfremdet zu haben, ſo war dies freilich nur zu wahr,
aber die Schuld daran traf weniger die junge Dame,
als die Baronin ſelbſt. Sie war es geweſen, auf
deren Wunſch Helene ſo lange Jahre fern von ihrem
elterlichen Hauſe geweſen war; ſie hatte dem ſchwachen
Gemahl, wenn er ſich nach der geliebten Tochter ſehnte,
auseinandergeſetzt, wie vortheilhaft für die Tournüre
und für die Bildung einer jungen Dame es ſei, wenn
ſie ſo früh wie möglich in die ſtrenge Schule eines
Muſterpenſionats komme und ſo lange wie möglich
dort bleibe; ſie hatte ſchon vorher, wenn die Kleine
ſich liebevoll an ſie ſchmiegen wollte, nur eine kalte
Miene und ein paar kühle franzöſiſche Redensarten
für ſie gehabt, bis das Kind, größer geworden, die
Hoffnungsloſigkeit des Verſuchs, einen Weg zum Mut¬
terherzen zu finden, einſah und ſie fortan mit Lieb¬
koſungen, die nicht erwiedert wurden, verſchonte. Die
F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. III. 12
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |