Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.ich kann -- was wir uns in der Pension immer als ich kann — was wir uns in der Penſion immer als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0193" n="183"/> ich kann — was wir uns in der Penſion immer als<lb/> das Höchſte dachten — thun und laſſen, was ich will.<lb/> Meine Zimmer liegen im Erdgeſchoß des alten Schloſſes,<lb/> dicht über dem Garten, in welchen aus meinem Sa¬<lb/> lon eine Thür mit ein paar Stufen hinabführt. So<lb/> lebe ich ganz ungeſtört, obgleich ich mit wenigen<lb/> Schritten über die Corridore in die Wohnzimmer ge¬<lb/> langen kann. Du weißt, ich fürchtete ſchon, hier nicht<lb/> meiner großen Leidenſchaft, des Abends ſpät, wenn<lb/> Alles rings um mich her ſtill iſt, zu muſiciren, folgen<lb/> zu können. So bin ich dieſer Sorge vollkommen<lb/> überhoben, und ich habe auch ſchon jeden Abend von<lb/> dieſer Freiheit den ausgedehnteſten Gebrauch gemacht.<lb/> Ich ſtöre ja Niemanden, es müßten denn einige Her¬<lb/> ren ſein, die ebenfalls in dieſem Theile des Schloſſes<lb/> irgendwo über mir hauſen, glücklicherweiſe zur Kate¬<lb/> gorie derer gehören, die man in eurer aufrichtigen<lb/> Sprache ſo glücklich mit dem Ausdruck <hi rendition="#aq">Nobody</hi> be¬<lb/> zeichnet. Es ſind nämlich der Hauslehrer, ein ge¬<lb/> wiſſer Herr Stein, und ein Geometer, der für Papa<lb/> arbeitet, und den ariſtokratiſchen Namen Timm führt.<lb/> Sie können Beide für hübſche Männer gelten, oder,<lb/> um ganz aufrichtig zu ſein, ich vermuthe faſt, daß<lb/> Du den Herrn Stein <hi rendition="#aq">handsome and very gentle¬<lb/> manlike indeed</hi> finden würdeſt; aber Du brauchſt<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [183/0193]
ich kann — was wir uns in der Penſion immer als
das Höchſte dachten — thun und laſſen, was ich will.
Meine Zimmer liegen im Erdgeſchoß des alten Schloſſes,
dicht über dem Garten, in welchen aus meinem Sa¬
lon eine Thür mit ein paar Stufen hinabführt. So
lebe ich ganz ungeſtört, obgleich ich mit wenigen
Schritten über die Corridore in die Wohnzimmer ge¬
langen kann. Du weißt, ich fürchtete ſchon, hier nicht
meiner großen Leidenſchaft, des Abends ſpät, wenn
Alles rings um mich her ſtill iſt, zu muſiciren, folgen
zu können. So bin ich dieſer Sorge vollkommen
überhoben, und ich habe auch ſchon jeden Abend von
dieſer Freiheit den ausgedehnteſten Gebrauch gemacht.
Ich ſtöre ja Niemanden, es müßten denn einige Her¬
ren ſein, die ebenfalls in dieſem Theile des Schloſſes
irgendwo über mir hauſen, glücklicherweiſe zur Kate¬
gorie derer gehören, die man in eurer aufrichtigen
Sprache ſo glücklich mit dem Ausdruck Nobody be¬
zeichnet. Es ſind nämlich der Hauslehrer, ein ge¬
wiſſer Herr Stein, und ein Geometer, der für Papa
arbeitet, und den ariſtokratiſchen Namen Timm führt.
Sie können Beide für hübſche Männer gelten, oder,
um ganz aufrichtig zu ſein, ich vermuthe faſt, daß
Du den Herrn Stein handsome and very gentle¬
manlike indeed finden würdeſt; aber Du brauchſt
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