Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.den hatten seit einer halben Stunde kaum ein Wort "Ich will fort, Melitta!" "Wann kommen Sie morgen wieder?" "Ich komme morgen nicht wieder; ich will fort "Aber Sie wollten doch so lange hier bleiben, als "Ich wollte es, aber es kann nichts nützen. Ich "Aber Carlo könnte ja doch seinen Willen ändern--" "Nein. Als er damals das Testament in meiner den hatten ſeit einer halben Stunde kaum ein Wort „Ich will fort, Melitta!“ „Wann kommen Sie morgen wieder?“ „Ich komme morgen nicht wieder; ich will fort „Aber Sie wollten doch ſo lange hier bleiben, als „Ich wollte es, aber es kann nichts nützen. Ich „Aber Carlo könnte ja doch ſeinen Willen ändern—“ „Nein. Als er damals das Teſtament in meiner <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0200" n="190"/> den hatten ſeit einer halben Stunde kaum ein Wort<lb/> geſprochen: jetzt ſtand der Herr auf, trat nahe an den<lb/> Stuhl der Dame heran und ſagte leiſe:</p><lb/> <p>„Ich will fort, Melitta!“</p><lb/> <p>„Wann kommen Sie morgen wieder?“</p><lb/> <p>„Ich komme morgen nicht wieder; ich will fort<lb/> von N., heute Abend noch.“</p><lb/> <p>„Aber Sie wollten doch ſo lange hier bleiben, als<lb/> irgend möglich, das heißt: bis die Zuſammenkunft<lb/> mit der braunen Gräfin Ihre Abreiſe nothwendig<lb/> macht.“</p><lb/> <p>„Ich wollte es, aber es kann nichts nützen. Ich<lb/> habe noch heute ausführlich mit Birkenhain geſprochen;<lb/> er hält es für unmöglich, daß Carlo noch einmal vor<lb/> ſeinem Ende zum vollen Bewußtſein erwacht. Und<lb/> geſetzt auch, er thäte es, was hat er davon, daß ich<lb/> zugegen bin? Kam ich doch neulich noch zur rechten<lb/> Zeit; und was wollte er von mir? nichts — mich<lb/> fragen; ob das Teſtament ſicher verwahrt iſt; das<lb/> war Alles.“</p><lb/> <p>„Aber Carlo könnte ja doch ſeinen Willen ändern—“</p><lb/> <p>„Nein. Als er damals das Teſtament in meiner<lb/> und des alten Baumann Gegenwart aufſetzte, war er,<lb/> obgleich ſchon krank und hinfällig, doch noch bei<lb/> vollem Verſtande; er hat Sie zur Univerſalerbin ein¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [190/0200]
den hatten ſeit einer halben Stunde kaum ein Wort
geſprochen: jetzt ſtand der Herr auf, trat nahe an den
Stuhl der Dame heran und ſagte leiſe:
„Ich will fort, Melitta!“
„Wann kommen Sie morgen wieder?“
„Ich komme morgen nicht wieder; ich will fort
von N., heute Abend noch.“
„Aber Sie wollten doch ſo lange hier bleiben, als
irgend möglich, das heißt: bis die Zuſammenkunft
mit der braunen Gräfin Ihre Abreiſe nothwendig
macht.“
„Ich wollte es, aber es kann nichts nützen. Ich
habe noch heute ausführlich mit Birkenhain geſprochen;
er hält es für unmöglich, daß Carlo noch einmal vor
ſeinem Ende zum vollen Bewußtſein erwacht. Und
geſetzt auch, er thäte es, was hat er davon, daß ich
zugegen bin? Kam ich doch neulich noch zur rechten
Zeit; und was wollte er von mir? nichts — mich
fragen; ob das Teſtament ſicher verwahrt iſt; das
war Alles.“
„Aber Carlo könnte ja doch ſeinen Willen ändern—“
„Nein. Als er damals das Teſtament in meiner
und des alten Baumann Gegenwart aufſetzte, war er,
obgleich ſchon krank und hinfällig, doch noch bei
vollem Verſtande; er hat Sie zur Univerſalerbin ein¬
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