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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.

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rufen. Aber mitten im Zimmer blieb sie wieder
stehen.

"Nein, nein!" murmelte sie, "es ist besser so, ich
darf ihm keinen Schimmer von Hoffnung lassen."

Sie ging langsam wieder zu ihrem Stuhl zurück.
Sie setzte sich wieder, sie bedeckte wieder das Gesicht
mit den Händen. Und nun brachen die lange zurück¬
gehaltenen Thränen in Strömen aus ihren Augen.
"Ich weiß es ja, daß es so kommen wird;" murmelte
sie; "aber weshalb den kurzen Traum des Glücks so
grausam stören!"


rufen. Aber mitten im Zimmer blieb ſie wieder
ſtehen.

„Nein, nein!“ murmelte ſie, „es iſt beſſer ſo, ich
darf ihm keinen Schimmer von Hoffnung laſſen.“

Sie ging langſam wieder zu ihrem Stuhl zurück.
Sie ſetzte ſich wieder, ſie bedeckte wieder das Geſicht
mit den Händen. Und nun brachen die lange zurück¬
gehaltenen Thränen in Strömen aus ihren Augen.
„Ich weiß es ja, daß es ſo kommen wird;“ murmelte
ſie; „aber weshalb den kurzen Traum des Glücks ſo
grauſam ſtören!“


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[200/0210] rufen. Aber mitten im Zimmer blieb ſie wieder ſtehen. „Nein, nein!“ murmelte ſie, „es iſt beſſer ſo, ich darf ihm keinen Schimmer von Hoffnung laſſen.“ Sie ging langſam wieder zu ihrem Stuhl zurück. Sie ſetzte ſich wieder, ſie bedeckte wieder das Geſicht mit den Händen. Und nun brachen die lange zurück¬ gehaltenen Thränen in Strömen aus ihren Augen. „Ich weiß es ja, daß es ſo kommen wird;“ murmelte ſie; „aber weshalb den kurzen Traum des Glücks ſo grauſam ſtören!“

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/210>, abgerufen am 21.11.2024.