Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.welchen aus Ihren Spatzenköpfen zu verlieren haben. Der Bekannte schloß den Brief mit der Mitthei¬ Oswald war durch den Inhalt dieses Briefes tief welchen aus Ihren Spatzenköpfen zu verlieren haben. Der Bekannte ſchloß den Brief mit der Mitthei¬ Oswald war durch den Inhalt dieſes Briefes tief <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0213" n="203"/> welchen aus Ihren Spatzenköpfen zu verlieren haben.<lb/> Und nun, meine Herren, machen Sie Ihre dummen<lb/> Hefte zu, damit das abſcheuliche Kritzeln endlich ein¬<lb/> mal aufhört und ſtimmen Sie mit mir in das tief¬<lb/> ſinnige und erhebende Lied ein: „O, da ſitzt ne Flieg'<lb/> an der Wand!“ Berger habe darauf mit lauter Stimme<lb/> und das Katheder mit den Fäuſten bearbeitend ange¬<lb/> fangen, zu ſingen, ſei dann in dem Auditorium an den<lb/> Wänden entlang gelaufen, nach imaginären Fliegen<lb/> haſchend, habe dann jedesmal die Hand geöffnet, hin¬<lb/> eingeſchaut, und triumphirend gerufen: Nichts meine<lb/> Herren, ſehen Sie, nichts und wieder nichts!</p><lb/> <p>Der Bekannte ſchloß den Brief mit der Mitthei¬<lb/> lung, daß Profeſſor Berger ſogleich am folgenden<lb/> Tage auf den Rath ſeiner Aerzte nach R. in die be¬<lb/> rühmte Heilanſtalt des <hi rendition="#aq">Dr.</hi> Birkenhain transportirt<lb/> ſei; er habe Alles gutwillig mit ſich geſchehen laſſen,<lb/> nachdem man ihm vorgeredet: man wolle ihm das<lb/> große Ur-Nichts zeigen . . .</p><lb/> <p>Oswald war durch den Inhalt dieſes Briefes tief<lb/> erſchüttert. Er hatte in Berger ſeinen Freund und<lb/> Lehrer geliebt und geehrt; er hatte ſich des wunder¬<lb/> lichen Mannes Liebe in hohem Grade erworben; er<lb/> hatte tiefere Blicke, als wol irgend Jemand ſonſt, in<lb/> dieſen unendlich reichen Geiſt gethan. Wie oft hatte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [203/0213]
welchen aus Ihren Spatzenköpfen zu verlieren haben.
Und nun, meine Herren, machen Sie Ihre dummen
Hefte zu, damit das abſcheuliche Kritzeln endlich ein¬
mal aufhört und ſtimmen Sie mit mir in das tief¬
ſinnige und erhebende Lied ein: „O, da ſitzt ne Flieg'
an der Wand!“ Berger habe darauf mit lauter Stimme
und das Katheder mit den Fäuſten bearbeitend ange¬
fangen, zu ſingen, ſei dann in dem Auditorium an den
Wänden entlang gelaufen, nach imaginären Fliegen
haſchend, habe dann jedesmal die Hand geöffnet, hin¬
eingeſchaut, und triumphirend gerufen: Nichts meine
Herren, ſehen Sie, nichts und wieder nichts!
Der Bekannte ſchloß den Brief mit der Mitthei¬
lung, daß Profeſſor Berger ſogleich am folgenden
Tage auf den Rath ſeiner Aerzte nach R. in die be¬
rühmte Heilanſtalt des Dr. Birkenhain transportirt
ſei; er habe Alles gutwillig mit ſich geſchehen laſſen,
nachdem man ihm vorgeredet: man wolle ihm das
große Ur-Nichts zeigen . . .
Oswald war durch den Inhalt dieſes Briefes tief
erſchüttert. Er hatte in Berger ſeinen Freund und
Lehrer geliebt und geehrt; er hatte ſich des wunder¬
lichen Mannes Liebe in hohem Grade erworben; er
hatte tiefere Blicke, als wol irgend Jemand ſonſt, in
dieſen unendlich reichen Geiſt gethan. Wie oft hatte
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