Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.freue mich, daß Du nicht müßig bist, daß Du das "Aber ich versichere Dich, liebe Mama, Du hast "Du bist ein gutes, verständiges Kind," sagte die freue mich, daß Du nicht müßig biſt, daß Du das „Aber ich verſichere Dich, liebe Mama, Du haſt „Du biſt ein gutes, verſtändiges Kind,“ ſagte die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0217" n="207"/> freue mich, daß Du nicht müßig biſt, daß Du das<lb/> Talent haſt, Dich zweckmäßig zu beſchäftigen. Ich<lb/> fürchtete ſchon, die Monotonie unſers Lebens hier<lb/> würde doch gar zu ſehr von dem muntern Treiben in<lb/> der Penſion abſtechen, und Du würdeſt dieſen Unter¬<lb/> ſchied ſchmerzlich empfinden. Wir können Dir hier<lb/> ſo wenig bieten! das war immer mein Refrain, wenn<lb/> der gute Vater darauf drang, Dich endlich einmal<lb/> aus der Penſion zu nehmen.“</p><lb/> <p>„Aber ich verſichere Dich, liebe Mama, Du haſt<lb/> Dir ganz unnöthige Sorge meinethalben gemacht,“<lb/> ſagte Fräulein Helene, die dargebotene Hand der Mut¬<lb/> ter an die Lippe ziehend; „ich fühle mich hier ſehr<lb/> glücklich, und wie wäre das auch anders möglich!<lb/> Bin ich nicht im elterlichen Hauſe, wo mir Alle mit<lb/> Liebe oder doch mit Freundlichkeit entgegenkommen?<lb/> habe ich nicht Alles, was ich nur wünſchen kann?<lb/> Ich wäre wahrlich ſehr, ſehr undankbar, könnte ich<lb/> das auch nur einen Augenblick vergeſſen.“</p><lb/> <p>„Du biſt ein gutes, verſtändiges Kind,“ ſagte die<lb/> Baronin, ihre ſchöne Tochter auf die Stirn küſſend,<lb/> „ich werde noch recht viel Freude an Dir erleben.<lb/> Das iſt meine ſichere Hoffnung, wie es mein tägliches<lb/> Gebet iſt. Ach, meine liebe Tochter, glaube mir, ich<lb/> bedarf gar ſehr dieſes Troſtes, wenn ich nicht den<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [207/0217]
freue mich, daß Du nicht müßig biſt, daß Du das
Talent haſt, Dich zweckmäßig zu beſchäftigen. Ich
fürchtete ſchon, die Monotonie unſers Lebens hier
würde doch gar zu ſehr von dem muntern Treiben in
der Penſion abſtechen, und Du würdeſt dieſen Unter¬
ſchied ſchmerzlich empfinden. Wir können Dir hier
ſo wenig bieten! das war immer mein Refrain, wenn
der gute Vater darauf drang, Dich endlich einmal
aus der Penſion zu nehmen.“
„Aber ich verſichere Dich, liebe Mama, Du haſt
Dir ganz unnöthige Sorge meinethalben gemacht,“
ſagte Fräulein Helene, die dargebotene Hand der Mut¬
ter an die Lippe ziehend; „ich fühle mich hier ſehr
glücklich, und wie wäre das auch anders möglich!
Bin ich nicht im elterlichen Hauſe, wo mir Alle mit
Liebe oder doch mit Freundlichkeit entgegenkommen?
habe ich nicht Alles, was ich nur wünſchen kann?
Ich wäre wahrlich ſehr, ſehr undankbar, könnte ich
das auch nur einen Augenblick vergeſſen.“
„Du biſt ein gutes, verſtändiges Kind,“ ſagte die
Baronin, ihre ſchöne Tochter auf die Stirn küſſend,
„ich werde noch recht viel Freude an Dir erleben.
Das iſt meine ſichere Hoffnung, wie es mein tägliches
Gebet iſt. Ach, meine liebe Tochter, glaube mir, ich
bedarf gar ſehr dieſes Troſtes, wenn ich nicht den
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