Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.Schacherjude ein wirklicher rechter Israeliter und Ab¬ Herr Timm hielt plötzlich in seinem Monologe Schacherjude ein wirklicher rechter Iſraeliter und Ab¬ Herr Timm hielt plötzlich in ſeinem Monologe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0244" n="234"/> Schacherjude ein wirklicher rechter Iſraeliter und Ab¬<lb/> geſandter des Monſieur d'Eſtein; vielleicht hat er der<lb/> Kleinen nur einen Brief überbracht, in welchem der<lb/> Plan der Flucht entworfen war, und dieſer Brief<lb/> fände ſich, und mit dem Briefe in der Hand könnte<lb/> man der Flüchtigen auf die Spur kommen.“</p><lb/> <p>Herr Timm hielt plötzlich in ſeinem Monologe<lb/> inne und ſein Geſicht verdüſterte ſich: „Verdammt,“<lb/> murmelte er, „nun fehlt es wieder am Beſten, an<lb/> dem <hi rendition="#aq">nervus rerum</hi>, an der Wünſchelruthe, mit der<lb/> ich den Schatz heben könnte. Offenbar werde ich zur<lb/> Erreichung meines Zweckes einige Reiſen machen<lb/> müſſen, zum mindeſten in die Reſidenz, um Marien¬<lb/> ſtraße Nr. 21 drei Treppen hoch im Hofe gewiſſe<lb/> Erkundigungen anzuſtellen; aber Reiſen koſten Geld<lb/> und mein actives Vermögen beſteht jetzt aus fünf<lb/> Silbergroſchen, von denen einer, glaube ich, nicht ein¬<lb/> mal echt iſt. Ich muß eine Zwangsanleihe bei der<lb/> kleinen Marguerite machen. Es geht wahrlich nicht<lb/> anders. Ich wollte es ja auch neulich ſchon, als<lb/> plötzlich die intereſſante Familie wieder einrückte und<lb/> unſerm idylliſchen Leben ein Ende machte. Freilich<lb/> dieſe verdammten Karten müſſen erſt fertig; ſonſt<lb/> läßt mich Anna-Maria nicht aus ihren Klauen. Ich<lb/> muß ſchon in den ſauren Apfel beißen.“<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [234/0244]
Schacherjude ein wirklicher rechter Iſraeliter und Ab¬
geſandter des Monſieur d'Eſtein; vielleicht hat er der
Kleinen nur einen Brief überbracht, in welchem der
Plan der Flucht entworfen war, und dieſer Brief
fände ſich, und mit dem Briefe in der Hand könnte
man der Flüchtigen auf die Spur kommen.“
Herr Timm hielt plötzlich in ſeinem Monologe
inne und ſein Geſicht verdüſterte ſich: „Verdammt,“
murmelte er, „nun fehlt es wieder am Beſten, an
dem nervus rerum, an der Wünſchelruthe, mit der
ich den Schatz heben könnte. Offenbar werde ich zur
Erreichung meines Zweckes einige Reiſen machen
müſſen, zum mindeſten in die Reſidenz, um Marien¬
ſtraße Nr. 21 drei Treppen hoch im Hofe gewiſſe
Erkundigungen anzuſtellen; aber Reiſen koſten Geld
und mein actives Vermögen beſteht jetzt aus fünf
Silbergroſchen, von denen einer, glaube ich, nicht ein¬
mal echt iſt. Ich muß eine Zwangsanleihe bei der
kleinen Marguerite machen. Es geht wahrlich nicht
anders. Ich wollte es ja auch neulich ſchon, als
plötzlich die intereſſante Familie wieder einrückte und
unſerm idylliſchen Leben ein Ende machte. Freilich
dieſe verdammten Karten müſſen erſt fertig; ſonſt
läßt mich Anna-Maria nicht aus ihren Klauen. Ich
muß ſchon in den ſauren Apfel beißen.“
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