Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.mehr jene wilde Eifersucht, die sein Herz an dem Oswald suchte dieser trüben Stimmung Herr zu mehr jene wilde Eiferſucht, die ſein Herz an dem Oswald ſuchte dieſer trüben Stimmung Herr zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0036" n="26"/> mehr jene wilde Eiferſucht, die ſein Herz an dem<lb/> Tage, wo er dem Baron zuerſt im Walde begegnete,<lb/> und hernach auf dem Balle in Barnewitz, zerfleiſcht<lb/> hatte — aber das geheimnißvolle Dunkel, welches<lb/> über dieſen Vorgängen lag, das er nicht lüften konnte<lb/> und, was ſchlimmer war, nicht einmal zu lüften wagte,<lb/> erfüllte ſeine Seele mit jener Trauer und jenem Mit¬<lb/> leid, das wir mit uns ſelbſt empfinden, wenn wir da<lb/> in unſerer Andacht geſtört werden, wo wir ſo gern<lb/> aus vollem, überſtrömendem Herzen anbeten möchten.</p><lb/> <p>Oswald ſuchte dieſer trüben Stimmung Herr zu<lb/> werden; es war ihm, als ob des Barons ſcharfe Augen<lb/> leſen könnten, was in ſeiner Seele vorging. Indeſſen<lb/> ſchien dieſer vollkommen unbefangen und ganz von dem<lb/> Thema ihres Geſprächs in Anſpruch genommen, das,<lb/> wie erklärlich, ſich hauptſächlich um Czika und die braune<lb/> Gräfin drehte. Beide Männer verſuchten ihren Scharf¬<lb/> ſinn vergeblich an der Löſung der vielen Räthſel dieſer<lb/> wunderbaren Angelegenheit. Was hatte die braune<lb/> Gräfin beſtimmt, ihr Kind, an welchem ſie doch mit<lb/> großer Liebe zu hängen ſchien, ſo ohne Weiteres fremden<lb/> Männern zu überlaſſen? Woher nahm ſie zu dieſer<lb/> Entſagung den Muth in dem Augenblicke, wo ſie durch<lb/> die brutalen Scherze der jungen Edelleute (der Reitknecht<lb/> des jungen Graf Grieben hatte Oldenburg's Kutſcher<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0036]
mehr jene wilde Eiferſucht, die ſein Herz an dem
Tage, wo er dem Baron zuerſt im Walde begegnete,
und hernach auf dem Balle in Barnewitz, zerfleiſcht
hatte — aber das geheimnißvolle Dunkel, welches
über dieſen Vorgängen lag, das er nicht lüften konnte
und, was ſchlimmer war, nicht einmal zu lüften wagte,
erfüllte ſeine Seele mit jener Trauer und jenem Mit¬
leid, das wir mit uns ſelbſt empfinden, wenn wir da
in unſerer Andacht geſtört werden, wo wir ſo gern
aus vollem, überſtrömendem Herzen anbeten möchten.
Oswald ſuchte dieſer trüben Stimmung Herr zu
werden; es war ihm, als ob des Barons ſcharfe Augen
leſen könnten, was in ſeiner Seele vorging. Indeſſen
ſchien dieſer vollkommen unbefangen und ganz von dem
Thema ihres Geſprächs in Anſpruch genommen, das,
wie erklärlich, ſich hauptſächlich um Czika und die braune
Gräfin drehte. Beide Männer verſuchten ihren Scharf¬
ſinn vergeblich an der Löſung der vielen Räthſel dieſer
wunderbaren Angelegenheit. Was hatte die braune
Gräfin beſtimmt, ihr Kind, an welchem ſie doch mit
großer Liebe zu hängen ſchien, ſo ohne Weiteres fremden
Männern zu überlaſſen? Woher nahm ſie zu dieſer
Entſagung den Muth in dem Augenblicke, wo ſie durch
die brutalen Scherze der jungen Edelleute (der Reitknecht
des jungen Graf Grieben hatte Oldenburg's Kutſcher
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