Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.ßen können, und wußtest doch, daß ich da draußen Sie legte ihren Kopf an seine Brust und schaute "Melitta!" "Oder Melitta! denn es giebt nur eine Melitta ßen können, und wußteſt doch, daß ich da draußen Sie legte ihren Kopf an ſeine Bruſt und ſchaute „Melitta!“ „Oder Melitta! denn es giebt nur eine Melitta <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0069" n="59"/> ßen können, und wußteſt doch, daß ich da draußen<lb/> ſtand und um Einlaß bettelte! Aber ich will Dich nicht<lb/> ſchelten. Du biſt ja hier und nun iſt Alles wieder<lb/> gut.“</p><lb/> <p>Sie legte ihren Kopf an ſeine Bruſt und ſchaute<lb/> durch Thränen lächelnd zu ihm empor: „nicht wahr,<lb/> lieb Herz, nun iſt Alles wieder gut? nun iſt Melitta<lb/> wieder, was ſie Dir vorher war, was ſie Dir ewig<lb/> ſein wird trotz aller hübſchen ſechzehnjährigen Mäd¬<lb/> chen, ſie mögen Emilie heißen oder —“</p><lb/> <p>„Melitta!“</p><lb/> <p>„Oder Melitta! denn es giebt nur eine Melitta<lb/> und wenn tauſend ſo hießen und dieſe eine bin ich.<lb/> Und daß Du dieſen wichtigen Umſtand vergeſſen konn¬<lb/> teſt, welche Umſtände haſt Du mir dadurch bereitet,<lb/> mir und dem armen alten Baumann! Ich will von<lb/> mir nichts ſagen, denn Leid will Freud und Freud<lb/> will Leid haben, und wenn man rechtſchaffen liebt,<lb/> kommt es auf ein paar Thränen, ein paar durch¬<lb/> wachte Nächte, ein paar angefangene und wieder zer¬<lb/> riſſene Briefe mehr oder weniger nicht an; aber der<lb/> arme Baumann! Denke Dir nur! ich war am erſten<lb/> Tage ganz ruhig, denn ich dachte: er wird ſchon kom¬<lb/> men, und Dich fußfällig um Verzeihung bitten; als<lb/> Du aber nicht kamſt, nicht am zweiten, nicht am drit¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [59/0069]
ßen können, und wußteſt doch, daß ich da draußen
ſtand und um Einlaß bettelte! Aber ich will Dich nicht
ſchelten. Du biſt ja hier und nun iſt Alles wieder
gut.“
Sie legte ihren Kopf an ſeine Bruſt und ſchaute
durch Thränen lächelnd zu ihm empor: „nicht wahr,
lieb Herz, nun iſt Alles wieder gut? nun iſt Melitta
wieder, was ſie Dir vorher war, was ſie Dir ewig
ſein wird trotz aller hübſchen ſechzehnjährigen Mäd¬
chen, ſie mögen Emilie heißen oder —“
„Melitta!“
„Oder Melitta! denn es giebt nur eine Melitta
und wenn tauſend ſo hießen und dieſe eine bin ich.
Und daß Du dieſen wichtigen Umſtand vergeſſen konn¬
teſt, welche Umſtände haſt Du mir dadurch bereitet,
mir und dem armen alten Baumann! Ich will von
mir nichts ſagen, denn Leid will Freud und Freud
will Leid haben, und wenn man rechtſchaffen liebt,
kommt es auf ein paar Thränen, ein paar durch¬
wachte Nächte, ein paar angefangene und wieder zer¬
riſſene Briefe mehr oder weniger nicht an; aber der
arme Baumann! Denke Dir nur! ich war am erſten
Tage ganz ruhig, denn ich dachte: er wird ſchon kom¬
men, und Dich fußfällig um Verzeihung bitten; als
Du aber nicht kamſt, nicht am zweiten, nicht am drit¬
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |