doch that und heute Morgen noch einmal auf den Brownlock stieg und in die Stadt ritt, und heute Abend nach Grenwitz fuhr."
"Und wenn ich nun der Herausforderung nicht ge¬ folgt wäre?"
"Das deutete auch Baumann an und ich antwor¬ tete ihm: schäme Er sich, Baumann, so etwas zu sagen."
Oswald lachte: "Natürlich! wir müssen uns jedes Mal schämen, so oft wir etwas sagen oder thun, was nicht in die Welt paßt, wie sie sich in Euren Köpfen malt."
Melitta antwortete nicht und Oswald sah, daß ein Schatten über ihr Gesicht flog. Er ließ sich vor ihr auf ein Knie nieder und sagte, ihre herabhängende Hand ergreifend:
"Habe ich Dich beleidigt, Melitta?"
"Nein", sagte sie; "aber diese Bemerkung hättest Du vor acht Tagen nicht gemacht.
"Wie meinst Du das?"
"Komm, steh auf! laß uns ein wenig in den Gar¬ ten gehen. Es ist so schwül in den Zimmern: mich verlangt nach der kühlen Nachluft."
Sie gingen hinab in den Garten und wanderten Arm in Arm zwischen den Beeten, bis sie zu der nie¬
doch that und heute Morgen noch einmal auf den Brownlock ſtieg und in die Stadt ritt, und heute Abend nach Grenwitz fuhr.“
„Und wenn ich nun der Herausforderung nicht ge¬ folgt wäre?“
„Das deutete auch Baumann an und ich antwor¬ tete ihm: ſchäme Er ſich, Baumann, ſo etwas zu ſagen.“
Oswald lachte: „Natürlich! wir müſſen uns jedes Mal ſchämen, ſo oft wir etwas ſagen oder thun, was nicht in die Welt paßt, wie ſie ſich in Euren Köpfen malt.“
Melitta antwortete nicht und Oswald ſah, daß ein Schatten über ihr Geſicht flog. Er ließ ſich vor ihr auf ein Knie nieder und ſagte, ihre herabhängende Hand ergreifend:
„Habe ich Dich beleidigt, Melitta?“
„Nein“, ſagte ſie; „aber dieſe Bemerkung hätteſt Du vor acht Tagen nicht gemacht.
„Wie meinſt Du das?“
„Komm, ſteh auf! laß uns ein wenig in den Gar¬ ten gehen. Es iſt ſo ſchwül in den Zimmern: mich verlangt nach der kühlen Nachluft.“
Sie gingen hinab in den Garten und wanderten Arm in Arm zwiſchen den Beeten, bis ſie zu der nie¬
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[61/0071]
doch that und heute Morgen noch einmal auf den
Brownlock ſtieg und in die Stadt ritt, und heute
Abend nach Grenwitz fuhr.“
„Und wenn ich nun der Herausforderung nicht ge¬
folgt wäre?“
„Das deutete auch Baumann an und ich antwor¬
tete ihm: ſchäme Er ſich, Baumann, ſo etwas zu
ſagen.“
Oswald lachte: „Natürlich! wir müſſen uns jedes
Mal ſchämen, ſo oft wir etwas ſagen oder thun,
was nicht in die Welt paßt, wie ſie ſich in Euren
Köpfen malt.“
Melitta antwortete nicht und Oswald ſah, daß
ein Schatten über ihr Geſicht flog. Er ließ ſich vor
ihr auf ein Knie nieder und ſagte, ihre herabhängende
Hand ergreifend:
„Habe ich Dich beleidigt, Melitta?“
„Nein“, ſagte ſie; „aber dieſe Bemerkung hätteſt
Du vor acht Tagen nicht gemacht.
„Wie meinſt Du das?“
„Komm, ſteh auf! laß uns ein wenig in den Gar¬
ten gehen. Es iſt ſo ſchwül in den Zimmern: mich
verlangt nach der kühlen Nachluft.“
Sie gingen hinab in den Garten und wanderten
Arm in Arm zwiſchen den Beeten, bis ſie zu der nie¬
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/71>, abgerufen am 16.07.2024.
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